Wer seinen TSH-Wert prüfen lassen sollte

Wie beeinflusst die Schilddrüse die Fertilität?

Stuttgart - 25.03.2022, 11:00 Uhr

Liegt es an der Schilddrüse, wenn es mit dem Baby nicht klappt? (Foto: Schelbert)

Liegt es an der Schilddrüse, wenn es mit dem Baby nicht klappt? (Foto: Schelbert)


Wenn es mit dem Baby nicht klappt, kann auch die Schilddrüse dahinterstecken – das macht PD Dr. Ammon-Treiber bei der INTERPHARM online klar. Wann sollten Frauen mit Kinderwunsch ihren TSH-Wert checken lassen?

Nicht bei allen Paaren klappt es gleich vom Kinderwunsch zur Schwangerschaft und zum Wunschbaby. Manchmal steckt tatsächlich die Schilddrüse ursächlich dahinter – und das bei der Frau oder dem Mann. Bei Frauen stehen bei hypothyreoter Stoffwechsellage vor allem Zyklusstörungen im Vordergrund, wie Amenorrhö oder Oligomenorrhö. Doch auch bei Männern beeinflusst die Schilddrüse die Sexualfunktion: Klinisch dominieren hier insbesondere Erektionsstörungen und eine verminderte Spermienqualität. 

Liegt eine Hyperthyreose vor, so zeigt sich dies ebenfalls bei beiden Geschlechtern in Form von milden Störungen der reproduktiven Funktion – Zyklusstörungen und eine erhöhte Prävalenz von Erektionsstörungen. Zudem liegen bei Männern Hinweise vor, dass eine Überfunktion der Schilddrüse die Spermienzahl verringert und auch ihre Beweglichkeit – allerdings sei die Studienlage hierzu unklar, erklärt PD Dr. Susanne Ammon-Treiber bei der INTERPHARM online 2022 am heutigen Freitag.

Die Apothekerin und Fachärztin für Klinische Pharmakologie inklusive Lehrbefugnis an der Universität Tübingen empfiehlt Paaren, bei denen die Frau trotz Kinderwunsch auch nach sechs Monaten nicht schwanger wird, eine Überprüfung der Schilddrüsenfunktion, vornehmlich dann, wenn bereits Schilddrüsenerkrankungen bestehen.

Wann sollten Frauen ihren TSH-Wert checken lassen?

Wer bei unerfülltem Kinderwunsch genauer nachschauen sollte – das hat die Amerikanische Fachgesellschaft „American Thyreoid Association“ 2017 in einer Leitlinie („American Thyroid Association Guidelines for Diagnosis and Management of Thyroid Disease During Pregnancy“, veröffentlicht im Fachjournal „Thyroid“) zusammengefasst. Somit sollten Frauen mit Schwangerschaftswunsch und folgenden Risikofaktoren ihren TSH-Wert überprüfen lassen:

  • Zustand nach Schilddrüsenfunktionsstörung oder bei typischen Symptomen
  • bekannte Struma oder Nachweis schilddrüsenspezifischer Antikörper
  • Zustand nach Schilddrüsenoperation oder Radiatio des Halsbereichs
  • Alter >30 Jahre
  • Bekannter Diabetes mellitus Typ 1 oder andere Autoimmunerkrankung
  • Infertilität, Zustand nach Fehlgeburten oder Frühgeburten
  • > 2 frühere Schwangerschaften
  • Schilddrüsenerkrankungen in der Familienanamnese
  • Body-Mass-Index > 40 kg/m2
  • Einnahme von Amiodaron oder Lithium bzw. kürzliche Kontrastmittelexposition
  • Einwohnerin eines bekannten Jodmangelgebiets

Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.