DMEA in Berlin

Israels Gesundheitsminister ermuntert Deutschland, Gesundheitsdaten zu sammeln

Berlin - 29.04.2022, 09:15 Uhr

Israels Gesundheitsminister Nitzan Horowitz war der DMEA-Konferenz per Video zugeschaltet. (s / Foto: Anja Köhler)

Israels Gesundheitsminister Nitzan Horowitz war der DMEA-Konferenz per Video zugeschaltet. (s / Foto: Anja Köhler)


Nur vier Krankenkassen in Israel

Zum einen, erklärt Horowitz, sei Israel kleiner als Deutschland und habe ein staatlich finanziertes, zentralisiertes Gesundheitssystem mit lediglich vier Krankenkassen, „das halte ich für wichtig“. Jede:r Israeli muss Mitglied einer dieser Krankenkassen sein. Die Kassen wiederum sind dazu angehalten, im Wettbewerb miteinander zu stehen, innovativ zu sein und dem Staat Daten zu liefern. „Dafür bekommen sie von uns das Geld“, die Beziehung zwischen Kassen und Ministerium beschreibt Horowitz als gut. 

Zum anderen habe es schon vor Corona zahlreiche digitale Anwendungen im Gesundheitsbereich gegeben. „Wir haben eine hohe Internetdurchdringung und eine große Bereitschaft, diese Anwendungen zu nutzen“, sagt der Minister. Patienten könnten inzwischen von Ferne frühzeitig medizinisch „überwacht“ werden, sodass ihnen Klinikaufenthalte erspart blieben, „das ist wirklich revolutionär“, so Horowitz. Dadurch habe sich das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und ihren Ärzten verbessert. Und auch die Krankenkassen hätten erkannt, dass digitale Tools ihnen in der Zusammenarbeit mit Ärzten Geld sparen, das sie nun für anderes einsetzen können.

Pandemie hat Zeit gekostet

Dennoch ist auch beim Pionier Israel digital (noch) nicht alles in dem Topf, in dem es kochen soll. Der Gesundheitsminister beklagt, durch die Pandemie sei viel Zeit verloren gegangen, vor allem in der Industrie und bei der Entwicklung neuer Instrumente. Immerhin gebe es derzeit rund 700 Gesundheits-Start-ups im Land, „unter denen wir eine große Zusammenarbeit erleben“. 

Gemeinsam wollten sie eine personalisierte wie datengetriebene Medizin etablieren. Diesen Weg empfiehlt Horowitz auch den Deutschen: „Es ist wichtig, dass Deutschland das umsetzt und Daten zentralisiert erhebt. Ich bin überzeugt, dass Ihr in ein paar Jahren gut aufgestellt sein werdet, was die Nutzung der Daten angeht.“ 

Israel und Deutschland widmet sich KI-Projekt

Diese Aussage kommt offenbar nicht von ungefähr, denn zwischen der Bundesrepublik und Israel sei unlängst ein auf drei Jahre angelegtes Projekt zur Künstlichen Intelligenz (KI) gestartet. „Der Einsatz von KI kann uns helfen, neue Technologien zu nutzen, zum Beispiel bei der Medikation“, sagt Horowitz. „Deutschland ist der wichtigste Partner für uns, um mit unseren Start-ups zusammenzuarbeiten. Denn es hat das richtige Umfeld, das Know-how, ein großzügiges Gesundheitssystem mit hohem Budget und kann uns lehren, wie wir besser mit Ressourcen umgehen können. Wir können dafür Datenbanken zur Verfügung stellen.“



Anja Köhler, Freie Journalistin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Impfzentren stellen digitales Impfzertifikat aus

Die Corona-News des Tages

Im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Evidenz und politischem Handlungswillen

War die STIKO zu langsam?

Vorläufige GKV-Finanzergebnisse 2020

Krankenkassen rutschen 2020 tiefer ins Minus

24. International Health Forum thematisiert Digitalisierung und Zukunftstechnologien

KI im Gesundheitswesen

Was wir über Ländergrenzen hinweg über den Umgang mit SARS-CoV2-Infektionen lernen können

Die Pandemie der Anderen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.