- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Formfehler-Retax: Vielen...
Umfrage des DeutschenArztPortals
Formfehler-Retax: Vielen Ärzten ist das Problem nicht bewusst
Retaxationen wegen Formfehlern sind in den Apotheken ein großes Ärgernis: Der Patient wurde beliefert, man hat weder unwirtschaftlich gehandelt, noch wurde die Arzneimitteltherapiesicherheit gefährdet und trotzdem gibt es von der Kasse kein Geld. Was den Groll bei den Apotheker:innen noch zusätzlich steigert: Sie haben den Fehler gar nicht gemacht, sondern der verordnende Arzt oder die Ärztin. Doch die sind sich dieser Problematik oft gar nicht bewusst, wie eine Umfrage des DeutschenArztPortals zeigt.
Seit 1. November 2020 müssen auf Rezepten Dosierungsangaben zu jedem verordneten Medikament stehen – es sei denn, dem Patient liegt ein Medikationsplan vor oder es ist eine andere „Dosierungsanweisung“ vorhanden. Das kann der Arzt dann mit den Buchstaben „Dj“ auf dem Rezept kenntlich machen – „Dosierungsanweisung vorhanden: ja“. Ob das der Wahrheit entspricht, muss die Apotheke nicht hinterfragen. Der Gesetzgeber habe damit „eine langjährige Forderung der Apothekerschaft“ aufgegriffen, äußerte der damalige Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) Fritz Becker seinerzeit erfreut. Er warnte aber auch davor, dass etwaige Formfehler den Krankenkassen nicht als Vorwand dienen dürften, Rezepte zu retaxieren und den Apotheken die Vergütung vorzuenthalten.
Mehr zum Thema
Gastkommentar von AVWL-Chef Thomas Rochell
Kein „Dj“, kein Geld – Nullretax wegen Formfehlern verbieten!
Leider ist aber genau das eingetreten. Es gab keinen wirtschaftlichen Schaden, die Arzneimitteltherapiesicherheit war nicht gefährdet – die Häufigkeit der „Dj“ nach zu urteilen, müssen viele Patient:innen schriftliche Anweisungen erhalten haben –, es wurde ein Arzneimittel abgegeben und trotzdem gab es kein Geld. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) beispielsweise berichtet von Retaxationen in Höhe von 120.000 Euro bei seinen Mitgliedern – und das sei nur der „Wellenkamm“.
Diese Rexationen aufgrund von Formalien sind nichts Neues. Sie gibt es länger als die Vorschrift für die Dosierungsangaben. Eigentlich dürfen, wenn „es sich um einen unbedeutenden, die Arzneimittelsicherheit und die Wirtschaftlichkeit der Versorgung nicht wesentlich tangierenden, insbesondere formalen Fehler handelt“, die Kassen nicht mehr retaxieren. Das wurde vor einigen Jahren im Rahmenvertrag verankert. Vom Tisch ist das Thema deswegen aber nicht. Auch wenn die Verbände immer einiges zurückholen, ist es doch ärgerlich, schließlich bleibt der Aufwand. Kleine Beiträge werden daher oft gar nicht reklamiert und die Apotheken bleiben auf den Kosten sitzen.
Natürlich ist es Aufgabe der Apotheken, diese Formalien zu überprüfen. Doch, auch wenn vieles davon die Software übernimmt, ist die Rezeptkontrolle ein großer Zeitfresser. Was die Apotheker:innen aber besonders ärgert, ist, dass sie für fehlerhaft ausgestellte Rezepte zur Kasse gebeten werden, und zwar nur sie. Die Ärzte bleiben von den Folgen verschont. Es drängt sich also die Frage auf, ob Ärzt:innen sich der Folgen ihres Handelns oder – im Falle fehlender Angaben – Nicht-Handelns eigentlich bewusst sind.
Nicht einmal die Hälfte weiß Bescheid
Einer nicht repräsentativen Umfrage des DeutschenArztPortals zufolge ist das bei vielen tatsächlich nicht der Fall. So gaben von 359 Teilnehmenden 42 Prozent an, dass sie nicht wussten, dass die Kassen den Apotheken bereits bei kleinen Formfehlern die Erstattung komplett verweigern können. 9 Prozent antworteten, dass sie das nicht wussten, es sie aber auch nicht interessiere. Lediglich 27 Prozent erklärten, dass ihnen das aus dem Gespräch mit Apotheken bekannt sei. 22 Prozent hatten der Umfrage zufolge schon mal davon gehört.
Somit ist es vielleicht vielen Ärzten und Ärztinnen gar nicht egal, ob sie ihre Rezepte korrekt ausstellen – wie das von Apothekerseite oft postuliert wird –, sondern ihnen fehlt einfach das Problembewusstsein. Und das könnte man im Gegensatz zum Gebaren der Krankenkassen zumindest stellenweise ändern.
12 Kommentare
Sondernummer 0
von Jan Kusterer am 01.06.2022 um 17:18 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wieso soll einem Schwachsinn auch bewusst sein?
von Dr. House am 30.05.2022 um 15:38 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wir sind keine Kontrolleure der Ärzte!
von Thomas Eper am 30.05.2022 um 11:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Wir sind keine Kontrolleure der Ärzte
von Dr.Radman am 30.05.2022 um 12:12 Uhr
AW: Wir sind keine Kontrolleure der Ärzte
von Thomas B am 30.05.2022 um 14:35 Uhr
AW: Wir sind keine Kontrolleure der Ärzte
von Gert Müller am 30.05.2022 um 15:57 Uhr
verspätete Zahlung?
von Christoph am 30.05.2022 um 10:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Betrug!
von Thomas Eper am 30.05.2022 um 10:48 Uhr
AW: verspätete Zahlung
von Thomas B am 30.05.2022 um 14:39 Uhr
vergebliches Warten...
von Christina L. am 30.05.2022 um 9:31 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Gleiches Recht für alle
von Thomas B am 30.05.2022 um 8:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Gleiches Recht für alle
von Dr. Radman am 30.05.2022 um 9:49 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.