Andrew Ullmann im ABDA-Talk

Interdisziplinarität üben

Berlin - 23.06.2022, 17:25 Uhr

Andrew Ullmann (FDP) und Gabriele Overwiening beim ABDA-Talk. (c / Screenshot: Youtube) 

Andrew Ullmann (FDP) und Gabriele Overwiening beim ABDA-Talk. (c / Screenshot: Youtube) 


Seit die pharmazeutischen Dienstleistungen bekannt sind, die Apotheken honoriert bekommen, ist die Ärzteschaft alarmiert. Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, hofft, dass mit der Zeit größere Gelassenheit in die Heilberufe einkehren wird und die Ärzte und Ärztinnen erkennen, dass die multiprofessionelle Zusammenarbeit sowohl für die Patient:innen als auch für sie selbst gut ist.

Beim gestrigen ABDA-Talk „Lass uns reden“ war der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, zu Gast. Mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sprach er unter anderem über das Thema pharmazeutische Dienstleistungen. Overwiening zeigte sich erfreut, dass nach den langen Verhandlungen nun endlich die Tür in diese Richtung geöffnet sei. Schließlich hätten viele Studien gezeigt, dass es bei der medikamentösen Therapie noch viel Potenzial gibt, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Und auch bei der Prävention könnten Apotheken ihren Beitrag leisten, Therapien effektiver zu machen. 

Die ABDA-Präsidentin sieht in den ersten fünf Dienstleistungen einen „ersten Schritt“ gemacht – und setzt darauf, dass die heilberuflichen Kompetenzen der Apotheker auch in der Gesellschaft Anerkennung finden. Overwiening stellte überdies heraus, dass es Ziel sei, mit den neuen Dienstleistungen auch stärker in den interprofessionellen Austausch mit den Ärztinnen und Ärzten zu kommen. Auf diesen Prozess freue sie sich nun.

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Doch seitens der Ärzte-Verbände ist bislang vor allem Kritik am neuen Angebot der Apotheken zu hören: Damit übernähmen sie ärztliche Leistungen und würden dafür auch noch besser honoriert. Vom „Versorgungschaos“ und einem „fundamentalen Angriff auf die hausärztliche Versorgung“ ist die Rede. Ullmann, selbst Arzt, kann die dahintersteckende „Denke“ verstehen, wie er erklärte. Dies sei allerdings ein deutsches Phänomen. Er selbst habe drei Jahre in den Vereinigten Staaten als Mediziner gearbeitet und dabei die Zusammenarbeit mit Apothekern auf den Stationen kennen und schätzen gelernt. Ob Wechselwirkungen oder Dosierungsfragen – natürlich könnten auch Ärzte Tabellen bemühen. „Aber ich habe diese Dienstleistung als sehr wertvoll empfunden“. Auch in deutschen Intensivstationen habe er eine solche Zusammenarbeit erlebt – dennoch ist sie nicht die Regel. Hier müsse die Ärzteschaft ihre Hausaufgaben erledigen, die Interdisziplinarität müsse noch geübt werden. „Es sind die wenigsten, die offen sind“, räumt der FDP-Politiker ein. Die, die es seien, hätten in der Regel selbst im Ausland gearbeitet. Es sei nun eine große Herausforderung, die konservativen Kollegen mitzunehmen. Ullmann zeigte sich aber überzeugt, dass die Ärztinnen und Ärzte mit der Zeit verstehen werden, dass die Leistungen der Apotheken gut und im Sinne der Patient:innen seien. Nicht zuletzt würden sie auch selbst entlastet – und müssten dabei nicht befürchten, arbeitslos zu werden.

Vier Jahre bis zur nächsten Dienstleistung? 

Insgesamt wünscht sich Ullman eine größere Gelassenheit im Miteinander der Heilberufe – und weniger Grabenkämpfe. „Wir haben Kompetenzen auf allen Ebenen und die müssen wir auch nutzen“. Überfordern dürfe man allerdings auch niemanden. Den jetzt beschlossenen fünf Dienstleistungen schnell weitere folgen zu lassen, hält er daher für keine gute Idee. Auch bei den Impfungen will er nicht gleich nachlegen. Erst einmal sollte man Erfahrung sammeln – in drei, vier Jahren könne man dann weiter schauen, sagte er. 

Den gesamten Live-Talk, in dem es auch um die (voraussichtlich langwierige) Novellierung der Approbationsordnung sowie mögliche Einsparungen im Gesundheitsbereich ging, können Sie hier auf YouTube anschauen. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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