E-Rezept-Enthusiasten starten Förderprogramm

1.500 Euro Prämie für die schnellsten Apotheken

Berlin - 27.06.2022, 15:15 Uhr

E-Rezept-Enthusiast Steffen Hamm hat Fragebögen für eine Begleitstudie zum Förderprogramm erarbeitet. (Foto: E-Rezept-Enthusiasten)

E-Rezept-Enthusiast Steffen Hamm hat Fragebögen für eine Begleitstudie zum Förderprogramm erarbeitet. (Foto: E-Rezept-Enthusiasten)


Im vergangenen Mai haben sich die „E-Rezept-Enthusiasten“ in einem Verein zusammen getan. Ihr Ziel ist, die Einführung des E-Rezepts zu beschleunigen. Schon im Frühjahr kündigten sie an, Arztpraxen und Apotheken dafür Anreize setzen zu wollen. Heute nun haben sie die Details des Förderprogramms vorgestellt. Praxen winkt eine 3.000 Euro-Prämie, für Apotheken sind es 1.500 Euro. In diesen Genuss kommen aber nur die schnellsten – zudem müssen sie sich an einer Begleitstudie beteiligen.

Stand heute zählt die Gematik 40.396 eingelöste E-Rezepte. In den vergangenen Tagen waren es im Durchschnitt 760 pro Tag. Diese Zahl nochmals deutlich nach oben zu pushen, ist das Ziel der „E-Rezept-Enthusiasten“. Zu diesem im Mai dieses Jahres gegründeten Verein gehören Vertreter:innen aus Ärzteschaft, Apothekenwesen, Digital-, IT- und Medienunternehmen sowie gemeinnützige Organisationen. 1. Vorstandsvorsitzender ist der Apotheker Ralf König, 2. Vorstandsvorsitzender der Arzt Nicolas Kahl – beide sind in Nürnberg bereits sehr aktiv als E-Rezept-Arzt-Apotheker-Pärchen und überzeugt vom Nutzen dieser digitalen Anwendung. Kahl schätzt insbesondere die Möglichkeit, mittels Komfortsignatur morgens mit nur einmaliger PIN-Eingabe bis zu 250 E-Rezepte ausstellen zu können. König ist zudem überzeugt, dass durch die Sammlung der Medikationsdaten die Arzneimitteltherapiesicherheit deutlich erhöht und in der Folge „Leben gerettet“ werden könnten.

Heute stellten die beiden „Chef-Enthusiasten“ das Förderprogramm des Vereins für Arztpraxen und Apotheken vor. Es ist gekoppelt an eine wissenschaftliche Evaluation, die an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Amberg-Weiden durchgeführt wird. „Wir möchten durch die Begleitstudie Erkenntnisse gewinnen, was bereits gut, aber auch weniger gut läuft und was den Arztpraxen und Apotheken in der Phase der Umsetzung hilft, welche Informationsdefizite seitens der Patient:innen bestehen und Strategien ableiten, um mögliche Defizite zu beheben“, erläutert Professor Steffen Hamm, Lehrstuhl für digital Healthcare Management, OTH Amberg-Weiden. Konkret gibt es Fragebögen für Arztpraxen, Apotheken sowie für Patienten, die Einblick in die Strukturen, Prozesse und Ergebnisse rund um die elektronische Verordnung geben sollen. Diese Erkenntnisse sollen möglichst schnell gewonnen werden, damit sie schon ab September in die flächendeckende Umsetzung einfließen können, wie Hamm betonte. Übrigens ist auch Steffen Hamm ein E-Rezept-Enthusiast und nimmt für seine Arbeit kein Geld, wie König betonte.

So können Apotheken und Praxen am Förderprogramm teilnehmen

An dieser Studie teilzunehmen, ist eine der Bedingungen des Förderprogramms. Gelockt werden Arztpraxen mit einer Prämie von 3.000 Euro, Apotheken mit 1.500 Euro. Allerdings ist der von den Vereinsmitgliedern gefüllte Fördertopf limitiert, rund eine halbe Million Euro stehen zur Verfügung für rund 130 Arzt- bzw. Zahnarztpraxen und jeweils fünf Apotheken pro Bundesland. Welche Anforderungen sind also noch zu erfüllen, um mitmachen zu können? 

Berechnungsbeispiel des Vereins

Ein Antrag auf Förderung kann gestellt werden, nachdem folgende Voraussetzung erfüllt ist: Innerhalb eines festgelegten Zeitraums ist eine bestimmte Anzahl an „echten“ E-Rezepten (im Sinne des § 334 Abs. 1 Nr. 6 SGB V) auszustellen bzw. einzulösen. In zwei unterschiedlichen Kalenderwochen im Jahr 2022 müssen mindestens 100 E-Rezepte pro Woche ausgestellt (Ärzte) worden sein, Apotheken müssen ebenso viele eingelöst haben.

Die Förderanträge werden in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet und geprüft. Förderungen werden dann flächendeckend nach einem Bundesländer-Schlüssel verteilt ausgezahlt bis zum Ausschöpfen der Fördersumme. Sofern alle Kriterien erfüllt sind, zahlt der Verein innerhalb von drei Wochen die Fördersumme aus. „Wir empfehlen, dass Ärzt:innen und Apotheker:innen einen Teil der Prämie an ihre Teams weitergeben, da sie die Abläufe in Praxis und Offizin aktiv mitgestalten“, erläutert König. Vereinsmitglieder sind vom Förderprogramm ausgeschlossen.

Weitere Informationen auf: www.erezept-enthusiasten.de


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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3 Kommentare

Lobbyistenverein

von Karl Friedrich Müller am 28.06.2022 um 8:19 Uhr

gegen die Interessen der Bevölkerung, um ein unsinniges, kompliziertes Machwerk durchzusetzen. Deutschland halt. Ekelhaft korrupt.
Warum bekommen Ärzte das Doppelte?

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Verzweiflung

von Carsten Moser am 27.06.2022 um 15:59 Uhr

Wie verzweifelt müssen die Versender inzwischen sein?
- Ihr Minister ist aD.
- Das Risikokapital versiegt aufgrund steigender Zinsen.
- Die Technik des eRezepts ist eine Katastrophe. Keinerlei Ausfallsicherheit.
- Die Usability des Systems ist fast unbrauchbar.

Ich vermute, darin liegt auch der seltsame modus operandi bei dieser 'Förderung' begründet. Es ist schlicht nicht genug Geld da.

Der Aktienkurs von Zur Rose steht auf dem niedrigsten Stand seit 2019. Die Leerverkaufsaktivitäten hingegen befinden sich auf einem Höchststand. Von den Anlegern glaubt also schon keiner mehr an das eRezept.

Der Verein der Enthusiasten ja offensicht auch nicht. Warum sonst würden Sie versuchen, mit Geldern zu locken.

Wenn ich schon anfangen muß, für mein 'Produkt' zu bezahlen, damit es abgenommen wird ..... ist meistens das Produkt unbrauchbar :-)

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Verzweiflung

von Michael Weigand am 27.06.2022 um 21:19 Uhr

darf ich noch eine Frage ergänzen...
ein ehemaliger Chef meiner Frau (ganz andere Branche) hat mal sehr schön formuliert:
"es gibt kein Freibier"...auf diesen Fall gemünzt...woher kommt dieses Geld und welches Interesse ist damit verbunden...eine halbe Million Euro einfach so aus Begeisterung unters Vollk zu bringen...und dann gleich wieder mit der Einstellung...der Arzt ist doppelt soviel wert....ein Schelm, wer da an bestimmte Hintermänner denkt

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