Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

25.09.2022, 07:30 Uhr

Es gibt Geld für die ersten pharmazeutischen Dienstleistungen... (Foto: Alex Schelbert)

Es gibt Geld für die ersten pharmazeutischen Dienstleistungen... (Foto: Alex Schelbert)


Der Anfang ist gemacht: Die ersten pharmazeutischen Dienstleistungen sind erbracht – und die Honorare geflossen. Gut möglich, dass wir das Geld dringend brauchen, um damit den höheren Kassenabschlag zu finanzieren, der wohl kommen wird. Mit den Impfungen gegen Grippe außerhalb von Modellprojekten müssen wir noch warten – die Schiedsstelle kommt immer noch nicht zu Potte. Und laut einer Umfrage unter Fachexperten und Apothekers gehen die Befragten davon aus, dass auch 2023 noch 87 Prozent der Rezepte auf dem rosafarbenen Papier daherkommen. Ein Rückblick auf den Apotag: Gegen Ausschusseritis gibt' s noch keine Arznei, nicht mal Homöopathie. Vielleicht konnten sich die Delegierten deshalb nicht zu einer Meinung über Homöopathie durchringen – das machen dann andere mit einem Homöopa-Tea. Hier noch einen Feinschmecker-Tipp zum Wochenende: Zartes Hähnchen gegart in Medinait. 

19. September 2022

Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, hat sein Amt niedergelegt. Mein liebes Tagebuch, mit uns Apothekers konnte er nicht viel anfangen, ein Freund der Pharmazeuten war er nicht. Und mit den neuen Aufgaben der Apotheken wie Impfen oder gar mit den pharmazeutischen Dienstleistungen konnte er erst recht nichts anfangen. Er war einer, der gerne reflexartig das Dispensierrecht für Ärzte forderte. Auch beim Modellprojekt ARMIN, der intensiven Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker, tat er sich mit Kritik hervor, obwohl er noch wenige Jahre zuvor das Barmer Hausarzt/Hausapothekenmodell mitinitiiert hatte. Weigeldt ist wohl eher ein Arzt der alten Schule, die nicht wirklich verstehen können, dass sich die Aufgaben der Apotheken verändert haben und eine intensive Zusammenarbeit der beiden Heilberufe Arzt und Apotheker die Zukunft ist. Weigeldts Nachfolger ist Markus Beier, Allgemeinmediziner aus Erlangen und seit 2018 Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands. Hoffen wir, dass sich mit ihm das Verhältnis zu uns Apothekers entspannt.

 

Beim diesjährigen Deutschen Apothekertag (DAT) in München machte sich die „Ausschusseritis“ breit, kritisiert Dr. Christian Rotta, Verleger beim Deutschen Apotheker Verlag, in seinem lesenswerten Kommentar zum DAT. Ja, auf dem Apothekertag gab’s viel zu diskutieren und zu entscheiden, 274 Seiten umfasste die Antragsmappe, aber über Anträge endgültig zu entscheiden oder gar abzustimmen, war eher die Ausnahme als die Regel – die Delegierten zeigten sich wenig entscheidungsfreudig: „Verweisung in den Ausschuss“ war die Zauberformel (und manchmal sogar „Übergang zum nächsten Antrag", ohne den Antrag weiter zu diskutieren). Rottas Resüme: „Die Ausschusseritis, das gleichermaßen virtuose wie hemmungslose Jonglieren mit Geschäftsordnungsanträgen zur Beendigung inhaltlicher Diskurse, führte zu einer fatalen Selbstentmachtung der Hauptversammlung.“ Als Ursache macht Rotta „zum einen eine beachtliche Anzahl suboptimal formulierter und auch in ihren Konsequenzen wenig durchdachte Anträge“ aus („bei denen offensichtlich auch die ABDA-Antragskommission vorab nicht Rücksprache mit den Antragstellern genommen hatte“). Zum anderen ein Zeitkorsett, das die Delegierten stark unter Druck setzte. Und auch für das DAT-Generalthema „Klima, Pharmazie und Gesundheit“ wäre es trotz oder gerade wegen seiner exorbitanten und existenziellen Bedeutung wohl besser gewesen, es im Rahmen eines eigenständigen Kongresses zu beleuchten, so Rotta.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

NEUES aus der KV Hessen

von Dr.Diefenbach am 25.09.2022 um 14:18 Uhr

Lieber Herr Ditzel,sondieren Sie bitte fürs nächste Tagebuch die neuerlichen Pöbeleien des offensichtlich im Amt (vielleicht auch im Leben??)überforderten KV Hessen Vorsitzenden Herrn Dastych-so kann das ja nicht weitergehen.Dieser immerhin mal gewählte Mandatsträger übt ein rhetorisches Primitivum über uns Pharmazeuten aus,
("würden Sie sich von so jemand ein Arzneimittel verordnen lassen")derart fand ich das im Text bei der Konkurrenz, dass ich darum bitte diesem Zeitgeist doch ein Buch aus dem hauseigenen Verlag bzgl. des korrekten Umgangs miteinander zukommen zu lassen.Wie sollen Pharmazeuten UND Mediziner je eine "Einheit" bilden, wenn
derartige Frechheiten(auch Herr DOKTOR Starke war nicht zimperlich)als Leidpoller solche Thesen über unseren Beruf platzieren.Hier würde ich allerdings auch erwarten dass sich in Hessen Vorstände deutlich zu Wort melden und NICHT vornehme Zurückhaltung an den Tag legen.LAK und HAV sollten das nicht durchgehen lassen!

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AW: NEUES aus der KV Hessen

von Michael Reinhold am 25.09.2022 um 15:49 Uhr

Auch ich bin der Ansicht, dass sich die KV Hessen bei uns Apothekern zeitnah für ihre Äußerungen entschuldigen sollte.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Homepage der KV Hessen: https://www.kvhessen.de/
Macht die KV Hessen dort doch Werbung für die Aktion "Hessen gegen Hetze". Ziel der Aktion ist es, Hasskomentare und extremistische Internetinhalte möglichst schnell per Meldesystem zu erfassen und den Betroffenen Unterstützung zu gewährleisten.

Das, was Herr Dastych und seine Vereinigung gegenüber uns Apothekern betreibt, ist definitiv Hetze übelster Form. Ich bin gerade am Überlegen, die KV Hessen dort zu melden.

AW: NEUES aus der KV Hessen

von Torben Schreiner am 25.09.2022 um 16:24 Uhr

https://www.deutschlandfunk.de/hintergrund-arzt-oder-apotheke-100.html

Hier nochmal der gesamte Beitrag zum Anhören

Außer Rand und Band ..

von Reinhard Herzog am 25.09.2022 um 12:37 Uhr

Wer hier immer noch seinen Blick auf den Kassenabschlag und die Dienstleistungen fixiert, droht die Kontrolle über sein (wirtschaftliches) Leben zu verlieren.

Das ist doch was für die Portokasse, gemessen an der Kostenlawine, die sich gerade erst in Bewegung setzt. Allein bei den künftigen Angeboten für den Strom werden die meisten hoffentlich gut sitzen, wenn die ins Haus flattern.

Mit den vereinbarten 3% Tarif-Lohnplus zum 1.1. wird die Mehrheit in 2023 auch nicht hinkommen. Da wird man wohl ganz kräftig mit Sonderzahlungen (3.000 € ja möglich) ins Obligo gehen müssen.
Und dass viele Vorlieferanten aller Art gerade anfangen, an der Preisschraube zu drehen, sieht jeder jeden Tag ...
Zinsen werden für einige ebenfalls wieder auf den Schirm kommen.

Wer hier nicht selbst gegensteuert, wird das ganz empfindlich spüren. Auf die Politik sollte man besser nicht bauen.

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AW: Außer Rand und Band

von Reinhard Rodiger am 25.09.2022 um 14:39 Uhr

Es geht doch nicht nur um privatwirtschaftliche Interessen.
Sagen Sie es doch direkt: die Hälfte wird dem Druck nicht gewachsen sein. Vorher stellt sich die eigentliche Frage: wieviel Dienstleistung ist notwendig, um gravierende Notsituationen zu vermeiden.Wieviel Verlust wird toleriert? Das ist kein privater Weg.Strukturelle Unterfinanzierung ist privatwirtschaftlich nicht zu überwinden.Lagebedingte Sonderfälle ändern daran nichts.
Ich vermisse fundierte Debatte über den „gemeinsamen“
politischen Kurs.Eine verkorkste Verhandlungsstrategie spricht genauso Bände wie die politische Abstinenz, die Versorgungsnotwendigkeiten zu erkennen.Da fehlt natürlich die Nachvollziehbarkeit.
In der Tat, die Reissleine ist individuell sicher empfehlenswert bis zwingend.Doch das ist eine Pseudolösung .Besonders,da die Konsequenzen allseitig ausgeblendet werden.Die Opposition hat Recht: Destabilisierung.Da ist Aufgeben zuwenig.Wenigstens die Verlustliste ist. diskursfähig zu machen.Das liefert die Antwort.

Effizienzreserven

von K. Stülcken am 25.09.2022 um 11:13 Uhr

Ein anderer Gesundheitsminister wäre eine Effizienzreserve gewesen. Was der in seiner Panik an Geld versenkt hat mit seinen völlig überzogenen Bestellmengen an Corona-Impfstoff und Medikamenten incl. Abgabebelohnungshonorar, hätte er besser den Krankenkassen zur Verfügung gestellt.

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