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Bayerische Landesapothekerkammer
Wie spürt man Rezeptur-Verweigerer auf?
Am gestrigen Mittwoch trafen sich die Delegierten der bayerischen Landesapothekerkammer in München zu ihrer Versammlung. Unter anderem ging es um die Überprüfung der Rezeptur-Qualität, die in Bayern seit einigen Jahren auf einen Beschluss der Delegiertenversammlung hin mittels einer Testrezeptur geprüft wird. Es wurde festgelegt, welche das für die kommenden Jahre sein wird, und darüber diskutiert, wie man Rezeptur-Verweigerer am besten aufspürt.
In Bayern wird seit einigen Jahren die Rezepturqualität anhand einer von der Delegiertenversammlung vorab festgelegten Testrezeptur überprüft. Alle bayerischen Apotheken werden schriftlich aufgefordert, die jeweilige Rezeptur herzustellen und beim ZL einzureichen. Pro Quartal sind etwa 250 Apotheken an der Reihe, die dann ein halbes Jahr Zeit haben, ihr Testpräparat einzureichen. Entspricht die Rezeptur den Anforderungen, trägt die Analysekosten die Kammer. Entspricht sie nicht, muss die Apotheke für die Kosten aufkommen und zudem so lange Wiederholungsrezepturen einreichen, bis die Qualität stimmt. Dieses Verfahren, das von einer Arbeitsgruppe entwickelt und 2018 von der Delegiertenversammlung beschlossen wurde, hat die vorher üblichen Rezeptur-Testkäufe abgelöst.
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Der erste Turnus, in dem Erythromycin 1 % in Basiscreme DAC herzustellen war, endet nun im Dezember 2022. Im Rahmen der Kammerversammlung am gestrigen Mittwoch in München stellte Vizepräsidentin Franziska Scharpf die bisherigen Ergebnisse vor. Demnach bestehen im Schnitt 88 Prozent der Apotheken im ersten Versuch. Damit liege man über den Ergebnissen der Ringversuche, wo 75 bis 85 Prozent die Anforderungen erfüllen, so Scharpf.
Rezeptur-Verweigerer ärgern herstellende Kollegen
Wie viele Apotheken dann im zweiten oder in weiteren Anläufen erfolgreich sind, wird laut der zuständigen Kammermitarbeiterin derzeit nicht ausgewertet. Man komme aber pro Quartal jeweils auf fünf bis sechs Apotheken von 250, die nicht bestehen oder vergessen, die Rezeptur einzureichen – im Vergleich zu denen, die rechtzeitig und richtig einreichen, eine kleine Zahl, findet Scharpf. Nach Ansicht von Kammerpräsident Thomas Benkert ist es allerdings indiskutabel, es nicht zu schaffen, innerhalb eines halben Jahres eine Rezeptur abzuliefern, die den Anforderungen entspricht.
„Wir wollen die Kollegen stärken und ihnen nicht noch mehr Stress erzeugen.“
In dem Zusammenhang kam auch das Thema Rezeptur-Verweigerer auf, die mit dem neuen Verfahren im Gegensatz zu den Testkäufen nicht ausgemacht werden. Dass sie aber bei den herstellenden Kollegen und Kolleginnen für Ärger sorgen, machten mehrere Delegierte deutlich. Das Bild nach außen sei eine Katastrophe, hieß es. In der Diskussion kam dann die Frage auf, was man mit dem Test überhaupt bezwecke. Die Verweigerer aufzuspüren oder den Kolleg:innen vorzuführen, was sie nicht könnten? Oder ob man mit einer positiven Haltung an die Sache herangehe, indem man den Test als Chance sehe, eine ordentliche Rezeptur abzuliefern. Ein Delegierter, der letzteres als Zweck der Tests ansah, sagte dazu: „Wir wollen die Kollegen stärken und ihnen nicht noch mehr Stress erzeugen.“
Telefonische Abfrage: Bereit für die Rezeptur?
Laut Kammergeschäftsführung wird aber tatsächlich zusätzlich auch die grundsätzliche Bereitschaft abgeprüft, Rezepturen herzustellen – mit dem Ziel, Verweigerer auszumachen. Konkretes wollte man aber nicht verraten, nur dass die Abfrage telefonisch erfolgt, was in Berlin bereits seit einer Weile erfolgreich durchgeführt werden soll. Auf diese Erfahrungen stütze man sich, erklärte Geschäftsführer Volker Schmitt.
Die Delegierten hielten allerdings von der telefonischen Abfrage wenig, unter anderem weil ohne Vorlage eines Rezepts niemand tätig werde oder die PKA, die üblicherweise Anrufe beantworten, die Situation nicht einschätzen können. Das verfälsche das Ergebnis, hieß es.
Der Vorstand versuchte, die Bedenken zu zerstreuen. Man habe sich viele Gedanken gemacht, wie man Verweigerer finden könnte. Eine Option wäre die Rückkehr zum Testkauf. Aber mit der Antwort am Telefon: „Kommen Sie mit ihrem Rezept vorbei“, sei man schon zufrieden. Kammergeschäftsführer Schmitt betonte nochmals die guten Erfahrungen in Berlin und gab zudem zu Bedenken, dass man die Kosten im Blick haben müsste. Außerdem kenne man „seine Pappenheimer“ und rechne daher mit ähnlichen Ergebnissen wie in Berlin. Justiziar Klaus Laskowski warb schließlich dafür, in diesem Punkt der Geschäftsstelle zu vertrauen.
Zudem ging es noch darum, die Rezeptur für den nächsten Turnus festzulegen. Zur Auswahl standen
- Clotrimazol 1 % in nichtionischer hydrophiler Creme
- Hydrocortison-Kapseln 3 mg
- Salicylsäure 1,5 Prozent in Isopropanol 70 % (V/V)
In einer ersten Abstimmungsrunde konnte keine Rezeptur die notwendige Mehrheit erzielen und so wurde eine Stichwahl zwischen der Clotrimazol-Creme und den Hydrocortison-Kapseln notwendig. Am Ende machte die halbfeste Zubereitung das Rennen und wird somit in den kommenden Jahren die Testrezeptur für die bayerischen Apotheken sein.
5 Kommentare
Skandal ist wo anders
von ratatosk am 30.11.2022 um 11:25 Uhr
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Achtung
von Thomas Kerlag am 20.11.2022 um 11:22 Uhr
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Unglaublich
von Linda F. am 17.11.2022 um 13:19 Uhr
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AW: Unglaublich
von Glockner Ingrid am 17.11.2022 um 18:50 Uhr
Immer ein bisschen die Kollegen schikanieren....
von Franz Keller am 17.11.2022 um 12:57 Uhr
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