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Ungleich behandelt
Frauen mit Typ-2-Diabetes erhalten weniger Arzneimittel als Männer
In einer niederländischen Kohortenstudie wurden geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Verschreibung von Medikamenten für Typ-2-Diabetiker festgestellt. Ein späterer Einsatz von Statinen sowie eine potenzielle Unterbehandlung mit Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) bei Frauen könnten teilweise das bei Diabetikerinnen höhere Risiko für kardiovaskuläre und renale Komplikationen erklären.
Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre und renale Komplikationen. Um dies zu senken, empfehlen Leitlinien das Monitoring von Risikofaktoren wie Blutzucker, Blutdruck, Nieren- und Lipidparametern. Ist eine Korrektur durch Lebensstilmaßnahmen nicht erfolgreich, wird eine medikamentöse Therapie eingeleitet. Es hat sich gezeigt, dass die medikamentös erzielte Risikoreduktion bei männlichen Diabetikern stärker ausgeprägt ist als bei weiblichen. Oder anders ausgedrückt: Diabetikerinnen erleiden häufiger kardiovaskuläre und renale Komplikationen als Diabetiker. Möglicherweise liegt dies an geschlechterspezifischen Unterschieden bei der Verschreibung von Arzneimitteln. Dieser Frage ging eine niederländische Kohortenstudie nach.
Seltener Statine für Frauen
Die erforderlichen Angaben wurden der GIANTT-Datenbank entnommen, aus der neben demografischen Daten auch die Art der Primärversorgung von Typ-2-Diabetikern hervorgeht. Für das Kalenderjahr 2019 wurden Verschreibungen analysiert, um Beginn, Intensivierung, Häufigkeit und Sicherheit von Arzneimitteln zu erfassen, die zur Senkung von Blutdruck, Blutzucker, Lipidparametern und Albuminurie verordnet wurden. Diese Daten wurden mithilfe einer univarianten logistischen Regressionsanalyse ausgewertet. Die Studienpopulation bestand aus 4955 Frauen (47%) und 5501 Männern.
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Ein Vergleich der Verschreibungen zeigte mehrere Unterschiede auf. Insgesamt erhielten Männer mehr Medikamente als Frauen. Betrachtet man die reinen Verordnungszahlen, waren die größten Unterschiede zu erkennen bei Statinen (Frauen: 53% vs. Männer: 60%), Diuretika (42% vs. 35%), RAAS-Inhibitoren (50% vs. 56%) und Metformin (54% vs. 59%). Eine detaillierte Analyse zeigte weitere geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der Qualität der medikamentösen Therapie:
- Frauen mit blutzuckersenkender Medikation erhielten weniger häufig Metformin als Männer (81,7% vs. 86,5%, Odds Ratio [OR] = 0,70, 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,61 bis 0,80).
- Frauen wurde trotz vorliegender Indikation seltener ein Statin verordnet als Männern (im Alter von 55 bis 80 Jahren: 58,7% vs. 63,9%, OR = 0,80, 95%-KI = 0,73 bis 0,89).
- Bei Frauen mit erhöhten LDL-Cholesterol-Werten wurde eine Statin-Behandlung im Vergleich zu Männern seltener angesetzt (19,7% vs. 24,7%, OR = 0,75, 95%-KI = 0,58 bis 0,96).
- Erhielten Frauen mehrere Antihypertensiva, so wurde ihnen seltener ein RAAS-Inhibitor verordnet als Männern (81,9% vs. 89,3%, OR = 0,55, 95%-KI = 0,46 bis 0,64).
- Auch bei Vorliegen einer Albuminurie erhielten Frauen seltener RAAS-Inhibitoren (74,7% vs. 82,1%, OR = 0,64, 95%-KI = 0,49 bis 0,85).
In Bezug auf Albuminurien wurden Frauen potenziell unterbehandelt. Diese Ungleichbehandlung kann teilweise das bei Frauen beobachtete höhere Risiko für kardiovaskuläre und renale Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes mellitus erklären.
Keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern waren erkennbar, wenn Arzneimittel zur Blutzucker- und Blutdrucksenkung sowie gegen Albuminurie angesetzt oder intensiviert werden mussten.
Unverträglichkeiten könnten Verordnungen beeinflussen
Die Studienautoren vermuten, dass die Ungleichbehandlung damit zusammenhängen könnte, dass Frauen manche Arzneimittel schlechter vertragen, wie Metformin und RAAS-Inhibitoren, und sie daher z. B. umgestellt werden oder ihnen Arzneimittel aufgrund erwarteter Nebenwirkungen eher zurückhaltend verordnet werden, was auf die Statine zutreffen könnte.
Literatur
Ambrož M et al. Sex disparities in medication prescribing among patients with type 2 diabetes mellitus managed in primary care. Diabet Med 2022;e14987, doi: 10.1111/dme.14987
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