Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

29.01.2023, 07:29 Uhr

Das Motto zur Beseitigung von Lieferengpässen: Suche nach Lösungen immer bei den anderen, nicht im eigenen Haus. (Foto: Alex Schelbert)

Das Motto zur Beseitigung von Lieferengpässen: Suche nach Lösungen immer bei den anderen, nicht im eigenen Haus. (Foto: Alex Schelbert)


Die Probleme mit den Lieferengpässen treibt alle um. Der GKV-Spitzenverband möchte auf allen Ebenen der Arzneiversorgung mehr Transparenz, also bei Apotheken, Ärzten, Großhandel und Industrie. Vielleicht sollte der Kassenverband mal im eigenen Haus, bei den Rabattverträgen, der Mutter aller Engpässe, beginnen und für Transparenz sorgen. Der Pharmaverband vfa kann sich vorstellen, Securpharm zu nutzen, um Warenströme nachzuverfolgen und Engpässe zu entdecken. Und Brandenburgs Gesundheitsministerin will sich dafür einsetzen, dass ganz unbürokratisch mehr Fiebersäfte in Apotheken hergestellt werden dürfen. Ab 1. Februar: Flügel nicht hängen lassen, auch wenn’s weniger Honorar gibt, meint die Präsidentin. Und der Lichtblick: Die Jungen drängen in die Berufspolitik.   

23. Januar 2023

Unsere Standespolitik muss jünger werden. Richtig, mein liebes Tagebuch, wir brauchen Nachwuchs in der Berufsvertretung, jüngere Apothekerinnen und Apotheker, die sich für Kammer- und Verbandspolitik interessieren, die in Kammern und Verbänden mitgestalten wollen. Und die nicht nur jammern und kritisieren, sondern anpacken und – mitarbeiten. Ja, und da sind wir beim Problem: Kammer- und Verbandspolitik macht Arbeit, kostet Zeit. Umso schöner, dass im vergangenen Jahr einige Apothekerinnen und Apotheker in ihren 30er und 40er Jahren sich dazu entschließen, die Initiative AByou ins Leben zu rufen:  Marc Kriesten, Ina Lucas, Quintus Russe, Franziska Scharpf und Björn Schittenhelm wollen mehr junge Kolleginnen und Kollegen für ein standespolitisches Engagement gewinnen. Es soll daraus eine Art Ideenschmiede der Nachwuchsgeneration werden. Und schließlich eine eigene ABDA-Nachwuchsorganisation, mit wohlwollendem Austausch zur ABDA. Und wie schön, es waren nicht nur leere Worte: Im Dezember gab es ein virtuelles Townhall-Meeting, bei dem erste Themen festgelegt wurden und wie es nun weitergeht. So wünscht man sich zum Beispiel nach innen mehr Transparenz bei der politischen Arbeit der ABDA und die Stärkung der digitalen Kompetenz der Apotheke, nach außen eine stärkere Vernetzung und der Austausch mit Organisationen und Fachgesellschaften anderer Heilberufe zur Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit, aber auch die Steigerung der Attraktivität der öffentlichen Apotheken und des Berufs. Und klar: Bürokratieabbau sowie eine verbesserte und zielgenauere Öffentlichkeitsarbeit. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch alles nach einem vielversprechenden Ansatz. Mittlerweile haben sich bereits über 250 Kolleginnen und Kollegen der AByou-Bewegung angeschlossen. Wer mitmachen will: Anmeldung ist hier möglich. 

 

24. Januar 2023

Nach wie vor treibt uns, treibt die Arzneimittelszene die Problematik der Lieferengpässe um. Auch der Verband der forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland (vfa) hat sich Gedanken dazu gemacht, wie er Lieferengpässe in den Griff bekommen will, und hat einen Fünf-Punkte-Plan dazu vorgelegt. Wie zu erwarten: Die Produktion zurück nach Deutschland zu holen, hält der vfa nicht für zielführend. Nun ja, mein liebes Tagebuch, vermutlich sind die Produktionskosten in Fernost so verführerisch gering und billig, dass man darauf wohl nicht verzichten will. Es soll vielmehr  attraktiver werden, in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel zu investieren und diese zu verbessern. Und so könnten dann moderne und flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten zu haben. Ist ein bisschen ein anderer Ansatz als die Politik es will. Aber auch der vfa sieht, dass der Ausverkauf der Generikaproduktion nach Asien nicht gut ist. Und deshalb sollten die innovativen Arzneimittel nicht vom Standort Europa verdrängt werden. Mein liebes Tagebuch, interessante ist ein weiterer vfa-Vorschlag, Securpharm auch dafür zu nutzen, die Lagerbestände und Warenströme für Arzneimittel transparent zu machen. Da Securpharm Warenein- und ausgänge speichert, „wäre jederzeit ablesbar, wo welche Packung gerade gelagert wird – oder veräußert wurde“, so der vfa in seinem Papier. Mein liebes Tagebuch, warum auch nicht, Securpharm nur für die Verhinderung von Fälschungen einzusetzen, ist ja auch ein bisschen wenig. Das Problem des vfa-Vorschlags liegt natürlich darin, wir ahnen es, dass alle Marktbeteiligte national und international und auf EU-Ebene darüber einig sein müssten, der Datennutzung für die Lagerbestandsüberwachung zuzustimmen. Was für ein Unterfangen! Und noch eine weitere Idee des vfa: Bei besonders kritischen Wirkstoffen sollte eine strategische Bevorratung für Notfallsituationen erfolgen. Mein liebes Tagebuch, da könnten die vfa-Unternehmen doch schon heute beginnen…


25. Januar 2023

Ganz pragmatisch versuchte die Gesundheitsministerin von Brandenburg, Ursula Nonnemacher, vorzugehen, um Lieferengpässe sofort zu minimieren: Sie wollte sich dafür einsetzen, dass Fiebersäfte für Kinder in einer zentralen Produktionsstätte als Dienstleistung der Brandenburger Apotheken hergestellt werden, quasi als verlängerte Rezeptur. Leider scheitern solche Ideen in Deutschland am föderalen System und an unserer Bürokratie: Die Landesbehörde, die das hätte genehmigen können, durfte es nicht, weil die dafür notwendige Erlaubnis auf Bundesebene (BMG) wegen fehlender rechtlicher Voraussetzungen nicht erfolgen konnte. Ach ja, wie werden wir da jemals einen Bürokratieabbau schaffen. Aber Nonnemacher will weiterkämpfen, sie hat angekündigt, dass sich Brandenburg im Bundesrat für entsprechende Anpassungen in dem Maßnahmenpaket des Bundes einsetzen werde. Wie das genau aussehen soll und wie sie sich das gedacht hat – wir werden sehen…

 

26. Januar 2023

Mehr als 1.000 000 E-Rezepte wurden mittlerweile eingelöst. Freude bei der Gematik. Jubel bei den E-Rezept-Enthusiasten. Und – zumindest gefühlt – Schulterzucken an der Apotheken-Basis. Mein liebes Tagebuch, trotz dieser einen Million fühlt es sich nicht so an, als ob Deutschland mit Riesenschritten ein E-Rezept-Land wird. Die Euphorie übers E-Rezept, sofern es sie jemals gegeben hat, ist längst verflogen. Mehrere verschobene offizielle Starts, Querelen über den Modus des Einlösens von E-Rezepten, ständig neue Datenschutz-Probleme und, ja, die Sorge, dass die EU-Versender mit dicken Werbebudgets und allerlei Tricks und Tücke die E-Rezepte aus dem Markt fischen, ist immer in unseren Köpfen präsent. Jetzt also eine Million E-Rezepte erfolgreich eingelöst und abgerechnet – und wie geht’s weiter? Die E-Rezept-Enthusiasten (der Name dieses wackeren Grüppchens weist die Richtung) nahm die 1-Million-Marke zum Anlass,  einen Aktionstag vor dem Bundesgesundheitsministerium auszurufen: Der 1. Vorsitzende der Enthusiasten, der Nürnberger Apotheker Ralf König, erklärte in einer Pressemitteilung, man bedanke sich „ganz besonders bei Dr. Susanne Ozegowksi, Leiterin der Abteilung ‚Digitalisierung und Innovation‘ im Bundesgesundheitsministerium und Hannes Neumann und Julia Schäfer von der Gematik, die sich trotz der frostigen Temperaturen viel Zeit für den gemeinsamen Austausch genommen haben“, so König. Eine wissenschaftliche Begleitstudie habe gezeigt, dass das E-Rezept technisch funktioniere und den Praxistest bestanden habe. Die Enthusiasten erwarten nun zeitnah einen Fahrplan für die flächendeckende Einführung der elektronischen Verordnung, ein verpflichtendes Einführungsdatum und weitere niedrigschwellige Einlösewege. Tja, mein liebes Tagebuch, genau das fehlt noch alles – und Karl Lauterbach ist bekanntermaßen nicht der E-Rezept-Nerd. Er könnte das E-Rezept auf Papier fördern, tut er aber nicht wirklich. Und so wird es Sommer, bis die elektronische Gesundheitskarte mit PIN kommt.

 

27. Januar 2023

Ab nächster Woche der Schlag in Apothekers Gesicht: Weniger Honorar – ab 1. Februar wird der erhöhte Kassenabschlag aus dem Lauterbachschen Spargesetz wirksam. Klar, eine große Enttäuschung, auch für unsere ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Doch das ist für sie kein Grund, die Flügel hängen zu lassen. Sie hält die Perspektiven der Apotheken dennoch für gut, wie sie in einem Live-Talk auf Facebook wissen ließ. „Es gäbe keine Versorgung ohne uns“, sagte sie, dies müsse auch der Politik klargemacht werden. Richtig mein liebes Tagebuch, aber wer, wenn nicht die ABDA, muss dies konsequenter und deutlicher tun? Was unserer Präsidentin besonders am Herzen liegt: die Verstetigung der Regeln der SARS_CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung – was in der Coronazeit bei der Arzneimittelabgabe möglich war, muss bleiben. Denn nur so ist es möglich, dass die Apotheke gerade in Zeiten von Lieferengpässen flexibel reagieren kann ohne Gefahr, retaxiert zu werden. Außerdem müsse für die Apotheken ein „Engpass-Ausgleich“ kommen: Apotheken müssen die Zeit, die sie mit dem Managen der Lieferengpässe aufbringen, honoriert bekommen. Overwiening trägt diese Forderung bei jeder Gelegenheit an die Politik heran, wie sie versicherte. Ob allerdings solche Worte in der Politik noch ankommen? Sind da nicht andere Mittel und Wege effizienter? Was die ABDA-Präsidentin auch noch verstärkt voranbringen will: die pharmazeutischen Dienstleistungen. Dazu ist eine öffentlichkeitswirksame Kampagne geplant, Bürgerinnen und Bürger sollen animiert werden, in den Apotheken danach zu fragen. Mein liebes Tagebuch, wir sind gespannt, ob uns die lieben Bürgerinnen und Bürger dann die Buden einrennen und nach Dienstleistungen lechzen. Und ja, auch die Abschaffung von Nullretax und Präqualifizierung stehen auf der ABDA-Agenda. Overwiening sieht gute Chancen, dass die Politik diese Problemfelder angeht. Mein liebes Tagebuch, während wir noch unsere Do-To-Liste schreiben, bastelt Lauterbach und sein Haus am nächsten Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz – keine Sorge, das Gesetz heißt nur so.

 

Fachgespräch der Verbände im Gesundheitsauschuss des Bundestags zum Thema Lieferengpässe. ABDA, Pharmaverbände, Pharmgroßhandel, die BAG Selbsthilfe und der GKV-Spitzenverband hatten die Gelegenheit, ihre Sicht auf die Probleme darzulegen und Lösungswege aufzuzeigen. Von ABDA-Seite kam die Forderung, die erleichterten Abgaberegeln fortzuschreiben und die Apotheken für ihren Arbeitsaufwand mit den Engpässen zu vergüten. Der GKV-Spitzenverband soll in dieser Gesprächsrunde den Vorschlag gemacht haben, das Warenlager jeder einzelnen Apotheken durchleuchten zu können, um dadurch angeblich Lieferengpässe von Arzneimitteln zu bekämpfen, hieß es im ABDA-Newsroom. Mein liebes Tagebuch, das ginge in der Tat zu weit. Eine gläserne Apotheke beseitigt keinen Lieferengpass, sagte ABDA-Präsidentin Overwiening. Auf Nachfrage beim GKV-Spitzenverband hieß es dann, er sei missverstanden worden. Einen Einblick ins Warenlager habe man zu keinem Zeitpunkt gefordert. Man wolle vielmehr auf allen Ebenen der Arzneimittelversorgung Transparenz über die Nicht-Verfügbarkeit von Arzneimitteln schaffen. Auch Ärzte sollte man über die Praxissoftware hier mit einschließen. Das BfArM sollte dann diese Daten aufbereiten. So könnten Engpässe bereits vor der Verordnung  identifiziert werden und man könnte gegensteuern. Der GKV betonte, dass es nicht um einen Einblick in die Lagerhaltung der Apotheken gehe, „sondern um allgemeine Informationen über Lieferengpässe, die im Rahmen der üblichen Arbeitsprozesse zur Verfügung stehen“. Mein liebes Tagebuch, mag sein, dass der GKV-Vorschlag für mehr Transparenz sorgt – leicht zu realisieren wird er nicht sein. Unser Vorschlag: Wie wär’s, wenn der GKV-Spitzenverband mal im eigenen Haus anfängt und mehr Transparenz bei den Rabattverträge schafft. Sind es doch zu einen Großteil diese Verträge, die mittelbar zu den Lieferengpässen führen.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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11 Kommentare

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von Anita Peter am 30.01.2023 um 6:15 Uhr

https://www.welt.de/politik/deutschland/article243500237/Tarifstreit-Beamtenbund-droht-mit-einem-Lockdown-durch-flaechendeckende-Streiks.html

Alle gehen auf die Barrikaden. Nur wir nicht. Sollte ABDA und Co nicht endlich in die Gänge kommen, gehören sie verjagt!

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AW: .

von Karl Friedrich Müller am 30.01.2023 um 10:03 Uhr

bei dem ganzen möchte gern einlullen Geschwätz der ABDA erfolgt kein Sterbenswort über ein Engagement für mehr Honorar. Da wird GAR nichts gemacht. im Gegenteil, man bedauert nur die Erhöhung des Kassenabschlags und gibt untaugliche Ratschläge. Völlig ausgeblendet wird die sich dramatisch zuspitzende Kostenlage der Apotheken. Ein Kollege hat das hier schon ausführlich dargelegt.
Das ist mit Versagen nicht mehr zu umschreiben. Das ist bösartiger Unwillen zu unserem Schaden.

Si ein Pech

von Conny am 29.01.2023 um 17:07 Uhr

Lauterbach wäre fast neuer Verteidigungsminister geworden.

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Mein liebes Tagebuch

von Bernd Haase am 29.01.2023 um 11:35 Uhr

Liebe ADEXA,

Alle Mitarbeiter der öffentlichen Apotheken benötigen eine Zukunftsperspektive.

Die Gehälter, die in den Apotheken gezahlt werden sind auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig.

Die Arbeitsbedingungen in den öffentlichen Apotheken werden immer unattraktiver und unerträglicher.

Zu lange Wochenarbeitszeiten, zu hohe Arbeitsbelastungen durch externe Anforderungen z.B. die Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen und die damit verbundenen Lieferengpässe und Dokumentationspflichten bei der Rezeptabgabe.

Setzen Sie sich bessere Arbeitsbedingungen und für eine 35 Stundenwoche ein.

Eine notwendige Forderung für die Angestellten in den Apotheken wäre eine Übernahme der Tarifverträge, wie Sie im öffentlichen Dienst für die Mitarbeiter der Klinikapotheken gelten.

Tarifverträge kann man kündigen.

Tarifverhandlungen können scheitern.

Sie müssen keine Tarifverträge akzeptieren, die auf Arbeitgeberseite nicht gegenfinanziert werden.

Es hilft den Angestellten in den Apotheken nicht wenn Ihre Arbeitgeber finanziell ausbluten.

In allen Bereichen der deutschen Wirtschaft ist der der Arbeitskampf ein normales im Grundgesetz verankertes Instrument um die Interessen der Arbeitnehmer durchzusetzen.

Bitte nehmen Sie den Kampf auf.

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AW: Mein liebes Tagebuch

von Dr.Diefenbach am 29.01.2023 um 14:42 Uhr

..zu den Anmerkungen des Herrn Haase sage ich lieber NICHTS.Ich denke dass Vieles halt dem Zeitgeist geschuldet ist.Warum nicht gleich 3o Stunden fordern?
Warum nicht nach 14 Monatsgehältern fragen?? Der Kollege soll sich mal schlau machen wie Einstiegsgehälter bei Journalisten,Archtekten und vielfach auch Juristen
sind.Da ist das Gefüge nicht immer so toll und abweichend wie man es bei unseren Diskussionen immer wieder hört.Ich gehe eigentlich davon aus, dass dieses Land mit
seiner Wohlfühlperformance zugunsten von Life statt Balance irgendwann wirtschaftlich im Absurden landet, wenn dies nicht schon so ist.
O.G. Thesen und Forderungen lassen nur darauf schliessen, dass der Kollege das Aposystem in staatlicher Hand sehen möchte.Oder bewerte ich es falsch?Denn
nur so werden Wege gangbar wie gewünscht.Weil durch die miserablen monetären Rahmenbedingungen das Meiste "privat" kaum zu verwirklichen ist.UND es zeigt sich
aufs Neue, dass die Verabschiedung hin zur Fixvergütung und Deckelung der Hochpreiser und der Unfähigkeit der Gewählten!!!! dies zu korrigieren,ein Riesenfehler war.
Das gehört halt auch zu den Überlegungen, wenn man so dramatische Appelle formuliert

AW: Mein liebes Tagebuch

von Michael Reinhold am 29.01.2023 um 17:43 Uhr

An Dr. Diefenbach: Hier bin ich mit Ihnen derselben Ansicht und ich schreibe als Angestellter.
Der Grund, warum auch ich diese Ansicht von Ihnen, Herr Dr. Diefenbach, vertrete: Herr Haase vertritt (wie 40% der Apothekenleiter - gemäß einer Umfrage der DAZ) die Ansicht, dass wir Angestellten in Form der ADEXA für eine höhere Vergütung der Apothekenleiter streiken sollen. Mehrere Kollegen und auch ich haben ihm schon erläutert, warum dies nicht der Fall sein wird. Die Selbstständigen müssen selbst aktiv werden, falls sie eine höhere Vergütung von Rx haben wollen. Und dies tun sie leider nicht.

Wo Herr Haase aber Recht haben wird: Wir haben gegenwärtig eine Inflation von 10%. Demzufolge werden die jetzt anstehenden Tarifgespräche auf eine Erhöhung des Tarifgehalts um 10% zielen (wie sie ja gegenwärtig von allen anderen Gewerkschaften auch gefordert werden).
Und da gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Es gibt keine Tariferhöhung zum Jahr 2024: Dann werden sich viele PTAs ihren Lebensunterhalt aufgrund des massiven Reallohnverlusts nicht mehr leisten können. Diese werden in andere Bereiche abwandern und die Personalnot in den Apotheken wird sich massivst verstärken.
b) Es gibt eine Tariferhöhung um 10%. Diese können sich viele Apothekenleiter nicht mehr leisten und es wird zu einem noch deutlicheren Apothekensterben kommen. Die ganzen kleinen "Buden" werden drauf gehen.

Ich bin gespannt, was passieren wird. Ich befürchte, dass viele Selbstständigen diese Nummer noch nicht auf dem Radar haben und es da im Herbst 2023 ein böses Erwachen für viele geben wird. Im Moment wird das meiner Ansicht nach von vielen Selbstständigen noch verdrängt.

Liebe Politiker, wachen Sie lieber jetzt auf!

von Dr. Radman am 29.01.2023 um 11:21 Uhr

Eines Tages wachen die Politiker auf und die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln bereits zerstört. So, wie sie jetzt Arzneimittelherstellung in Deutschland nachtrauern . Hersteller sind nicht doof, sie wissen nur so gut, wenn sie anfangen Gewinne einzufahren, kommt die Keule der Politiker/ KK und der Neid noch dazu und bekämpfen sie. Darauf haben die Hersteller keine Lust. BioNTech lässt Grüßen.

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Jetzt engagieren und vor Ort mitmachen!

von Kerstin Kemmritz am 29.01.2023 um 10:24 Uhr

Jedes Engagement ist gut und nützlich, aber bevor viel Zeit und viele Ressourcen in Parallelstrukturen fließen, sollte man/frau lieber die Ideen in die bestehenden Strukturen fließen lassen, damit diese besser werden und sich weiterentwickeln. Damit es für die ABDA eine "Jugendgruppe" geben könnte, müsste die Satzung entsprechend von den jetzigen Mitgliedern geändert werden. Anhand der Diskussion um die anderen Strukturideen halte ich das für quasi unmöglich.

Warum also nicht lieber (oder zumindest auch) in den Strukturen vor Ort engagieren? Zum Beispiel bei den Apothekerkammern vor Ort, die durchaus offen für neue Köpfe (und Ideen) aller Altersgruppen sind. In Berlin treffen wir uns beispielsweise seitens meiner Liste am übernächsten Donnerstag. Wer Zeit und Lust hat (und auch denkt, dass Einiges anders werden muss, damit es gut wird), kann gerne mal bei uns vorbeischauen. Hier geht es zur Anmeldung:
https://allianzallerapotheker.de/termine
Und wer uns nicht so toll findet, sollte in Berlin bitte bei den anderen Listen mal nachfragen oder eine eigene Gründen. ;-)
Allen einen schönen Sonntag. Keep on going!
Kerstin Kemmritz

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AByou

von Daniela Hänel am 29.01.2023 um 9:36 Uhr

Ich befürworte diese Strategie, finde die Altersbegrenzung, um da mitwirken zu können, kontraproduktiv.
Für mich bedeutet es, dass ich zu alt bin und darf nicht mitmachen, auf der anderen Seite bin ich noch zu jung, um auf den Ruhestand zu hoffen.
Was wird mit der Gruppe Apotheker und Apothekerinnen, die zwischen 46 und 65 sind? Wir schauen zu und erdulden alles?


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AW: AByou

von Dr.Diefenbach am 29.01.2023 um 9:55 Uhr

Liebe Frau Hänel,das von Ihnen Gesagte ist voll zu unterstreichen.Ich begrüsse es sehr ,dass die Nachwüchsler in die Politik "drängen",finde es aber
indiskutabel,wie man dann später"abgehängt" wird.DAS betrifft allerdings auch noch weitergehende Altersstrukturen, denen manche in der Berufspolitik
dann etliche Kompetenzen gar nicht mehr zutrauen.Wobei natürlich im Tunnelblick vergessen wird, dass die Erfahrung neben innovativer Ideen durchaus
von Vorteil sein kann.In fachlicher wie auch netzwerkartiger Hinsicht.Insofern :Agieren auch Sie bitte weiter,Ich sehe bei meinen diversen Tätigkeiten
nämlich für die AByou-er auch noch reichlich Entwicklungspotenzial.Und "Altersdiskriminierung" die manche betreiben_DAS geht schon gar nicht.
Man schaue sich doch zB hier etliche Kommentare gestandener Zeitgeister an:Hier ist viel Strategie zu lesen die andere erst noch entwickeln!!

Aufbruch?

von Ulrich Ströh am 29.01.2023 um 8:55 Uhr

AByou -eine gute Idee !

Aber lieber Herr Ditzel,als Ziel der jungen Kollegen den wohlwollenden Austausch mit der Standesorganisation ABDA zu definieren,wird wenig verändern.

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