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Die Probleme mit den Lieferengpässen treibt alle um. Der GKV-Spitzenverband möchte auf allen Ebenen der Arzneiversorgung mehr Transparenz, also bei Apotheken, Ärzten, Großhandel und Industrie. Vielleicht sollte der Kassenverband mal im eigenen Haus, bei den Rabattverträgen, der Mutter aller Engpässe, beginnen und für Transparenz sorgen. Der Pharmaverband vfa kann sich vorstellen, Securpharm zu nutzen, um Warenströme nachzuverfolgen und Engpässe zu entdecken. Und Brandenburgs Gesundheitsministerin will sich dafür einsetzen, dass ganz unbürokratisch mehr Fiebersäfte in Apotheken hergestellt werden dürfen. Ab 1. Februar: Flügel nicht hängen lassen, auch wenn’s weniger Honorar gibt, meint die Präsidentin. Und der Lichtblick: Die Jungen drängen in die Berufspolitik.
23. Januar 2023
Unsere Standespolitik muss jünger werden. Richtig, mein liebes Tagebuch, wir brauchen Nachwuchs in der Berufsvertretung, jüngere Apothekerinnen und Apotheker, die sich für Kammer- und Verbandspolitik interessieren, die in Kammern und Verbänden mitgestalten wollen. Und die nicht nur jammern und kritisieren, sondern anpacken und – mitarbeiten. Ja, und da sind wir beim Problem: Kammer- und Verbandspolitik macht Arbeit, kostet Zeit. Umso schöner, dass im vergangenen Jahr einige Apothekerinnen und Apotheker in ihren 30er und 40er Jahren sich dazu entschließen, die Initiative AByou ins Leben zu rufen: Marc Kriesten, Ina Lucas, Quintus Russe, Franziska Scharpf und Björn Schittenhelm wollen mehr junge Kolleginnen und Kollegen für ein standespolitisches Engagement gewinnen. Es soll daraus eine Art Ideenschmiede der Nachwuchsgeneration werden. Und schließlich eine eigene ABDA-Nachwuchsorganisation, mit wohlwollendem Austausch zur ABDA. Und wie schön, es waren nicht nur leere Worte: Im Dezember gab es ein virtuelles Townhall-Meeting, bei dem erste Themen festgelegt wurden und wie es nun weitergeht. So wünscht man sich zum Beispiel nach innen mehr Transparenz bei der politischen Arbeit der ABDA und die Stärkung der digitalen Kompetenz der Apotheke, nach außen eine stärkere Vernetzung und der Austausch mit Organisationen und Fachgesellschaften anderer Heilberufe zur Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit, aber auch die Steigerung der Attraktivität der öffentlichen Apotheken und des Berufs. Und klar: Bürokratieabbau sowie eine verbesserte und zielgenauere Öffentlichkeitsarbeit. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch alles nach einem vielversprechenden Ansatz. Mittlerweile haben sich bereits über 250 Kolleginnen und Kollegen der AByou-Bewegung angeschlossen. Wer mitmachen will: Anmeldung ist hier möglich.
24. Januar 2023
Nach wie vor treibt uns, treibt die Arzneimittelszene die Problematik der Lieferengpässe um. Auch der Verband der forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland (vfa) hat sich Gedanken dazu gemacht, wie er Lieferengpässe in den Griff bekommen will, und hat einen Fünf-Punkte-Plan dazu vorgelegt. Wie zu erwarten: Die Produktion zurück nach Deutschland zu holen, hält der vfa nicht für zielführend. Nun ja, mein liebes Tagebuch, vermutlich sind die Produktionskosten in Fernost so verführerisch gering und billig, dass man darauf wohl nicht verzichten will. Es soll vielmehr attraktiver werden, in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel zu investieren und diese zu verbessern. Und so könnten dann moderne und flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten zu haben. Ist ein bisschen ein anderer Ansatz als die Politik es will. Aber auch der vfa sieht, dass der Ausverkauf der Generikaproduktion nach Asien nicht gut ist. Und deshalb sollten die innovativen Arzneimittel nicht vom Standort Europa verdrängt werden. Mein liebes Tagebuch, interessante ist ein weiterer vfa-Vorschlag, Securpharm auch dafür zu nutzen, die Lagerbestände und Warenströme für Arzneimittel transparent zu machen. Da Securpharm Warenein- und ausgänge speichert, „wäre jederzeit ablesbar, wo welche Packung gerade gelagert wird – oder veräußert wurde“, so der vfa in seinem Papier. Mein liebes Tagebuch, warum auch nicht, Securpharm nur für die Verhinderung von Fälschungen einzusetzen, ist ja auch ein bisschen wenig. Das Problem des vfa-Vorschlags liegt natürlich darin, wir ahnen es, dass alle Marktbeteiligte national und international und auf EU-Ebene darüber einig sein müssten, der Datennutzung für die Lagerbestandsüberwachung zuzustimmen. Was für ein Unterfangen! Und noch eine weitere Idee des vfa: Bei besonders kritischen Wirkstoffen sollte eine strategische Bevorratung für Notfallsituationen erfolgen. Mein liebes Tagebuch, da könnten die vfa-Unternehmen doch schon heute beginnen…
25. Januar 2023
Ganz pragmatisch versuchte die Gesundheitsministerin von Brandenburg, Ursula Nonnemacher, vorzugehen, um Lieferengpässe sofort zu minimieren: Sie wollte sich dafür einsetzen, dass Fiebersäfte für Kinder in einer zentralen Produktionsstätte als Dienstleistung der Brandenburger Apotheken hergestellt werden, quasi als verlängerte Rezeptur. Leider scheitern solche Ideen in Deutschland am föderalen System und an unserer Bürokratie: Die Landesbehörde, die das hätte genehmigen können, durfte es nicht, weil die dafür notwendige Erlaubnis auf Bundesebene (BMG) wegen fehlender rechtlicher Voraussetzungen nicht erfolgen konnte. Ach ja, wie werden wir da jemals einen Bürokratieabbau schaffen. Aber Nonnemacher will weiterkämpfen, sie hat angekündigt, dass sich Brandenburg im Bundesrat für entsprechende Anpassungen in dem Maßnahmenpaket des Bundes einsetzen werde. Wie das genau aussehen soll und wie sie sich das gedacht hat – wir werden sehen…
26. Januar 2023
Mehr als 1.000 000 E-Rezepte wurden mittlerweile eingelöst. Freude bei der Gematik. Jubel bei den E-Rezept-Enthusiasten. Und – zumindest gefühlt – Schulterzucken an der Apotheken-Basis. Mein liebes Tagebuch, trotz dieser einen Million fühlt es sich nicht so an, als ob Deutschland mit Riesenschritten ein E-Rezept-Land wird. Die Euphorie übers E-Rezept, sofern es sie jemals gegeben hat, ist längst verflogen. Mehrere verschobene offizielle Starts, Querelen über den Modus des Einlösens von E-Rezepten, ständig neue Datenschutz-Probleme und, ja, die Sorge, dass die EU-Versender mit dicken Werbebudgets und allerlei Tricks und Tücke die E-Rezepte aus dem Markt fischen, ist immer in unseren Köpfen präsent. Jetzt also eine Million E-Rezepte erfolgreich eingelöst und abgerechnet – und wie geht’s weiter? Die E-Rezept-Enthusiasten (der Name dieses wackeren Grüppchens weist die Richtung) nahm die 1-Million-Marke zum Anlass, einen Aktionstag vor dem Bundesgesundheitsministerium auszurufen: Der 1. Vorsitzende der Enthusiasten, der Nürnberger Apotheker Ralf König, erklärte in einer Pressemitteilung, man bedanke sich „ganz besonders bei Dr. Susanne Ozegowksi, Leiterin der Abteilung ‚Digitalisierung und Innovation‘ im Bundesgesundheitsministerium und Hannes Neumann und Julia Schäfer von der Gematik, die sich trotz der frostigen Temperaturen viel Zeit für den gemeinsamen Austausch genommen haben“, so König. Eine wissenschaftliche Begleitstudie habe gezeigt, dass das E-Rezept technisch funktioniere und den Praxistest bestanden habe. Die Enthusiasten erwarten nun zeitnah einen Fahrplan für die flächendeckende Einführung der elektronischen Verordnung, ein verpflichtendes Einführungsdatum und weitere niedrigschwellige Einlösewege. Tja, mein liebes Tagebuch, genau das fehlt noch alles – und Karl Lauterbach ist bekanntermaßen nicht der E-Rezept-Nerd. Er könnte das E-Rezept auf Papier fördern, tut er aber nicht wirklich. Und so wird es Sommer, bis die elektronische Gesundheitskarte mit PIN kommt.
27. Januar 2023
Ab nächster Woche der Schlag in Apothekers Gesicht: Weniger Honorar – ab 1. Februar wird der erhöhte Kassenabschlag aus dem Lauterbachschen Spargesetz wirksam. Klar, eine große Enttäuschung, auch für unsere ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Doch das ist für sie kein Grund, die Flügel hängen zu lassen. Sie hält die Perspektiven der Apotheken dennoch für gut, wie sie in einem Live-Talk auf Facebook wissen ließ. „Es gäbe keine Versorgung ohne uns“, sagte sie, dies müsse auch der Politik klargemacht werden. Richtig mein liebes Tagebuch, aber wer, wenn nicht die ABDA, muss dies konsequenter und deutlicher tun? Was unserer Präsidentin besonders am Herzen liegt: die Verstetigung der Regeln der SARS_CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung – was in der Coronazeit bei der Arzneimittelabgabe möglich war, muss bleiben. Denn nur so ist es möglich, dass die Apotheke gerade in Zeiten von Lieferengpässen flexibel reagieren kann ohne Gefahr, retaxiert zu werden. Außerdem müsse für die Apotheken ein „Engpass-Ausgleich“ kommen: Apotheken müssen die Zeit, die sie mit dem Managen der Lieferengpässe aufbringen, honoriert bekommen. Overwiening trägt diese Forderung bei jeder Gelegenheit an die Politik heran, wie sie versicherte. Ob allerdings solche Worte in der Politik noch ankommen? Sind da nicht andere Mittel und Wege effizienter? Was die ABDA-Präsidentin auch noch verstärkt voranbringen will: die pharmazeutischen Dienstleistungen. Dazu ist eine öffentlichkeitswirksame Kampagne geplant, Bürgerinnen und Bürger sollen animiert werden, in den Apotheken danach zu fragen. Mein liebes Tagebuch, wir sind gespannt, ob uns die lieben Bürgerinnen und Bürger dann die Buden einrennen und nach Dienstleistungen lechzen. Und ja, auch die Abschaffung von Nullretax und Präqualifizierung stehen auf der ABDA-Agenda. Overwiening sieht gute Chancen, dass die Politik diese Problemfelder angeht. Mein liebes Tagebuch, während wir noch unsere Do-To-Liste schreiben, bastelt Lauterbach und sein Haus am nächsten Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz – keine Sorge, das Gesetz heißt nur so.
Fachgespräch der Verbände im Gesundheitsauschuss des Bundestags zum Thema Lieferengpässe. ABDA, Pharmaverbände, Pharmgroßhandel, die BAG Selbsthilfe und der GKV-Spitzenverband hatten die Gelegenheit, ihre Sicht auf die Probleme darzulegen und Lösungswege aufzuzeigen. Von ABDA-Seite kam die Forderung, die erleichterten Abgaberegeln fortzuschreiben und die Apotheken für ihren Arbeitsaufwand mit den Engpässen zu vergüten. Der GKV-Spitzenverband soll in dieser Gesprächsrunde den Vorschlag gemacht haben, das Warenlager jeder einzelnen Apotheken durchleuchten zu können, um dadurch angeblich Lieferengpässe von Arzneimitteln zu bekämpfen, hieß es im ABDA-Newsroom. Mein liebes Tagebuch, das ginge in der Tat zu weit. Eine gläserne Apotheke beseitigt keinen Lieferengpass, sagte ABDA-Präsidentin Overwiening. Auf Nachfrage beim GKV-Spitzenverband hieß es dann, er sei missverstanden worden. Einen Einblick ins Warenlager habe man zu keinem Zeitpunkt gefordert. Man wolle vielmehr auf allen Ebenen der Arzneimittelversorgung Transparenz über die Nicht-Verfügbarkeit von Arzneimitteln schaffen. Auch Ärzte sollte man über die Praxissoftware hier mit einschließen. Das BfArM sollte dann diese Daten aufbereiten. So könnten Engpässe bereits vor der Verordnung identifiziert werden und man könnte gegensteuern. Der GKV betonte, dass es nicht um einen Einblick in die Lagerhaltung der Apotheken gehe, „sondern um allgemeine Informationen über Lieferengpässe, die im Rahmen der üblichen Arbeitsprozesse zur Verfügung stehen“. Mein liebes Tagebuch, mag sein, dass der GKV-Vorschlag für mehr Transparenz sorgt – leicht zu realisieren wird er nicht sein. Unser Vorschlag: Wie wär’s, wenn der GKV-Spitzenverband mal im eigenen Haus anfängt und mehr Transparenz bei den Rabattverträge schafft. Sind es doch zu einen Großteil diese Verträge, die mittelbar zu den Lieferengpässen führen.
11 Kommentare
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von Anita Peter am 30.01.2023 um 6:15 Uhr
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AW: .
von Karl Friedrich Müller am 30.01.2023 um 10:03 Uhr
Si ein Pech
von Conny am 29.01.2023 um 17:07 Uhr
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Mein liebes Tagebuch
von Bernd Haase am 29.01.2023 um 11:35 Uhr
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AW: Mein liebes Tagebuch
von Dr.Diefenbach am 29.01.2023 um 14:42 Uhr
AW: Mein liebes Tagebuch
von Michael Reinhold am 29.01.2023 um 17:43 Uhr
Liebe Politiker, wachen Sie lieber jetzt auf!
von Dr. Radman am 29.01.2023 um 11:21 Uhr
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Jetzt engagieren und vor Ort mitmachen!
von Kerstin Kemmritz am 29.01.2023 um 10:24 Uhr
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AByou
von Daniela Hänel am 29.01.2023 um 9:36 Uhr
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AW: AByou
von Dr.Diefenbach am 29.01.2023 um 9:55 Uhr
Aufbruch?
von Ulrich Ströh am 29.01.2023 um 8:55 Uhr
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