Kochsalzrestriktion bei Diabetikern

Salz – darf es ein bisschen weniger sein?

Stuttgart - 01.02.2023, 09:15 Uhr

Nur vermeintlich der Tatverdächtige – das meiste Salz stammt nicht aus den heimischen Salzstreuern. (s / Foto: New Africa / Adobe Stock)

Nur vermeintlich der Tatverdächtige – das meiste Salz stammt nicht aus den heimischen Salzstreuern. (s / Foto: New Africa / Adobe Stock)


Eine nun aktualisierte Übersichtsarbeit der „Cochrane Library“ hält es uns ein weiteres Mal deutlich vor Augen: Beim Thema Salz ist weniger mehr. Insbesondere Risikopatient:innen mit Diabetes, Bluthochdruck, Herzkreislauf- oder Nierenerkrankungen sollten nicht mehr als 5 g am Tag davon zu sich nehmen. Auf welche „Salzbomben“ können Apothekenteams ihre Risikopatient:innen hinweisen?

Für eine jetzt aktualisierte Cochrane Übersichtsarbeit werteten Elisabeth Hodson und Tess Cooper insgesamt 14 randomisierte, kontrollierte Studien aus. In diesen waren die Effekte einer kochsalzreduzierten Ernährung bei Diabetikern (Typ I und Typ II) untersucht worden. Sieben Studien wurden über einen Zeitraum von 4 bis 12 Wochen durchgeführt, während dieser die Teilnehmer:innen ihre Salzzufuhr im Schnitt um 76 mmol Natrium (entspricht 4,4 g Kochsalz, bestimmt über den 24h Sammelurin) am Tag reduzierten. Das Ergebnis: der systolische und diastolische Blutdruck sanken um 6,15 bzw. 3,41 mmHg. Weitere zehn Studien betrachteten einen kürzeren Zeitraum (5–7 Tage) und eine stärkere Salzrestriktion (im Durchschnitt um 187mmol, entspricht 10,9 g Natriumchlorid). Hier sank der mittlere arterielle Druck um 2,37 mmHg. Die Blutdrucksenkung fand bei hyper- und normaltensiven, sowie bei Typ I- und Typ II-Diabetikern im gleichen Umfang statt.

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Eine salzige Angelegenheit

Während keinerlei Effekte auf GFR, HbA1c und Gewicht beobachtet wurden, zeigte die Hälfte der Studien, die diesen Parameter untersucht hatten, bei Kochsalzrestriktion eine reduzierte Albumin-Ausscheidung im Urin. Letztere ist ein Parameter für das Vorliegen einer Nierenschädigung. Diese Ergebnisse veranlassen die Autorinnen zu der Einschätzung, dass eine Salzrestriktion vergleichbare Effekte wie eine medikamentöse Monotherapie bei Bluthochdruck habe und dass Diabetiker:innen mit und ohne Bluthochdruck ihre tägliche Salzzufuhr auf die international empfohlenen 5 g/Tag beschränken sollten.

Salzreduktion im Kundengespräch

Diese Ergebnisse dürften für Apotheker:innen wenig überraschend sein, empfahl die DAZ doch bereits 2014 „Zur Prävention diabetischer Nephropathie Salzkonsum einschränken“. Nichtsdestotrotz essen die Deutschen nach wie vor zu viel Salz – Frauen im Schnitt 8,4 und Männer durchschnittlich 10 g pro Tag. Auf Nachfrage in der Apotheke dürfte man jedoch von den Kund:innen zu hören bekommen „So viel salze ich doch gar nicht“. Und tatsächlich stammt ein Großteil (75–90 %) des täglich aufgenommenen NaCls auch nicht aus den heimischen Salzstreuern, sondern aus verarbeiteten Nahrungsmitteln.

Vorsicht bei Brot, verarbeiteten Fleischerzeugnissen und Käse

Mit fast einem Viertel des täglich verzehrten Salzes führt Brot die Liste der Kochsalzquellen an. Es folgen Fleisch- und Wurstwaren (18 %) sowie Milchprodukte und Käse (10 %). Zur Illustration: eine Scheibe Gouda (30 g) enthält bereits 0,6 g Kochsalz, eine Scheibe Salami (30 g) sogar doppelt so viel (1,2 g). 30 g Salzstangen schlagen mit 1,3 g Kochsalz zu Buche und ein Vollkornbrötchen mit 0,8 g. Um die Salzaufnahme zu reduzieren, muss also nicht in der Küche, sondern beim Wocheneinkauf angesetzt werden. 

Besonders bei den kritischen Nahrungsmitteln Brot, Käse und Fleischerzeugnisse sollten sich Kund:innen also fragen, ob sie die üblicherweise von ihnen verzehrten Mengen reduzieren oder auf salzärmere Produkte ausweichen können. Hilfreiche Übersichten über besonders salzreiche Lebensmittel gibt es beispielsweise von der Verbraucherzentrale NRW (inklusive Hinweise auf salzärmere Alternativen) und der deutschen Gesellschaft für Ernährung.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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