Apothekenwirtschaftsbericht

Reales Betriebsergebnis der Apotheken auf dem Niveau von vor 20 Jahren

Berlin - 25.04.2023, 15:15 Uhr

Das Wirtschaftsforum fand in diesem Jahr wieder vor Ort statt. (Foto: DAZ)

Das Wirtschaftsforum fand in diesem Jahr wieder vor Ort statt. (Foto: DAZ)


Wie geht es den Apotheken? Diese Frage beantworten traditionell Claudia Korf und Eckhart Bauer beim Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), das am heutigen Dienstag nach vier Jahren Pause erstmalig wieder in Präsenz in Berlin stattfand. Die Nachrichten, die sie überbrachten, waren alles andere als positiv. 

Weniger Apotheken, weniger Betriebsergebnis, steigende Kosten, was wiederum zu weniger Apotheken führen wird. So lässt sich der Apothekenwirtschaftsbericht, den Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie, und Eckart Bauer, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Soziales der ABDA, beim DAV-Wirtschaftsforum vortrugen, in wenigen Worten zusammenfassen. 

So stieg zwar der Gesamtumsatz in allen Apotheken von 62,48 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 64,87 Milliarden Euro in 2022 – die Corona-Sondereffekte sanken dabei um 76 Prozent von 2,5 Milliarden auf 0,6 Milliarden Euro. Doch das Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke ging von knapp 211.000 Euro auf etwa 163.000 Euro zurück. Es liegt damit unter dem Ergebnis von 2020 (165.693 Euro).

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Mit nur 5,1 Prozent vom Netto-Umsatz wurde laut Eckart Bauer ein historisches Tief beim steuerlichen Betriebsergebnis erreicht (2020: 6 Prozent; 2021: 6,9 Prozent). Noch schlechter sieht das Ganze aus, wenn man das Ergebnis um den Verbraucherpreis-Index korrigiert. Dann liege das reale Betriebsergebnis bei etwa 113.000 Euro und damit auf dem Niveau von vor 20 Jahren, konstatierte er – und das bei größeren Betriebsstätten und somit gestiegener Verantwortung. 

Rückgang des Betriebsergebnisses der durchschnittlichen Apotheke um über 10.000 Euro erwartet

Für das laufende Jahr 2023 werde allein aufgrund höherer Tariflöhne eine Mehrbelastung von 10.000 Euro pro durchschnittliche Apotheke prognostiziert. Der erhöhte Apothekenabschlag zugunsten der GKV führe für jede Apotheke im Schnitt zu einer Mehrbelastung von 6.000 Euro pro Jahr. „Wir müssen für 2023 mit einem Rückgang des Betriebsergebnisses der durchschnittlichen Apotheke um über 10.000 Euro rechnen – auf einen Wert von 150.000 Euro“, so Bauer. Das entspräche dem Nominalwert aus 2019, real sei ungefähr der Wert aus der Zeit der Umstellung der Arzneimittelpreisverordnung. Bauer erwartet, dass es besonders die kleinen Betriebsstätten treffen werde und mehr Schließungen bevorstehen. Das wiederum werde die Versorgung verschlechtern.

Abstand zwischen typischer und durchschnittlicher Apotheke wächst 

Der Trend der vergangenen Jahre, dass die Schere zwischen typischen und durchschnittlichen Apotheken immer weiter auseinandergeht, setzte sich fort. So lag 2022 der Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke 57 Prozent über dem der typischen, im Vorjahr waren es 52 Prozent gewesen. Aktuell beträgt der Netto-Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke den ABDA-Zahlen zufolge 3,225 Millionen Euro, damit liegen 62,4 Prozent der Apotheken unter dem Durchschnitt. Der Netto-Umsatz einer typischen Apotheke betrug demnach 2022 2,25 Millionen Euro.

Immerhin eine gute Nachricht gab es – „die einzige positive Folie“, wie Claudia Korf es formulierte: Den Apotheken ist es gelungen, Anteile im OTC-Markt von den Versendern zurückzuerobern. So konnte sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz ein Plus erzielt werden (13,3 bzw. 15,1 Prozent). Der Versandhandel legte zwar auch zu, aber in geringerem Ausmaß (10,5 bzw. 11,7 Prozent). Die Menschen hätten in der Pandemie gelernt, dass Preis das eine sei, Leistung aber etwas anderes – und die gebe es in der Apotheke vor Ort. Auch das Rx-Geschäft, das in der Pandemie bei den Versendern eingebrochen sei, habe sich nur schwach erholt. Korf sieht darin eine Chance.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Ziel weiter verfolgt.

von ratatosk am 02.05.2023 um 14:59 Uhr

Leute wie Lauterbach, Piechotta etc. müssen schon für Ihre Klientel und Ideologie liefern - und wie man an den Apothekenzahlen sieht - läuft !!

Das flache Land hat ja jetzt das 49 Euro Ticket, wenngleich meist kaum ÖPNV, also können die Nicht Großstädter halt mal ein paar Stunden fahren. Leutchen wie Lauterbach etc. marschieren wohl durch Berlin und sehen gleich mehrere Apotheken, daher denken sie es gibt ja genug, zu mehr Kompetenz reicht es ja offensichtlich nicht.

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Was denn sonst?!?!

von Rainer W. am 26.04.2023 um 15:44 Uhr

Wir haben seit 20 Jahren eine Honoraranpassung um 3% erhalten, und diese wurde durch die Erhöhung des Kassenabschlags wieder einkassiert worden.

Was dachten denn die ganzen Verbände und die ABDA was passiert, wenn das Honorar zum überwiegenden Teil aus einem fixen Geldbetrag besteht, und die Inflation voranschreitet?!

Kann da keiner Rechnen?

Und warum werden in den ABDA ZDF die Zahlen der Typischen Apotheke nicht mehr veröffentlicht?

Die einzige Erklärung, die mir einleuchtet, ist dass all dies die gewünschte Entwicklung durch die ABDA, Kammern und Verbände ist. Warum sonst würde man angesichts der katastrophalen Entwicklung 20 Jahre lang die Füße stillhalten.

Kommunizieren sie wengistens ehrlich wenn sie die unteren 70% der Apotheken ruinieren wollen, dann weiss man wenigstens worauf man sich einstellen kann.

Und jetzt, wo selbst den Granden das Wasser langsam selber bis zum Hals steigt wird gehandelt. Wenn das mal nicht zu spät ist.

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