Schleswig-Holstein

Lieferengpässe: Apotheker und Ärzte wollen sich besser koordinieren

Berlin - 02.05.2023, 12:16 Uhr

Zeigte sich zufrieden, dass die Sorgen der Apothekerschaft ernst genommen werden: Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Kai Christiansen (hier bei seinem Vortrag im Rahmen der INTERPHARM) (Foto: Moritz Hahn)

Zeigte sich zufrieden, dass die Sorgen der Apothekerschaft ernst genommen werden: Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Kai Christiansen (hier bei seinem Vortrag im Rahmen der INTERPHARM) (Foto: Moritz Hahn)


Keine Antibiotika, nirgends: Es sind vor allem Kinder, die unter den derzeitigen Lieferengpässen zu leiden haben. Apotheker:innen und Ärzt:innen versuchen die Versorgung einigermaßen zu gewährleisten. In Schleswig-Holstein haben sie sich nun unter Vermittlung des Gesundheitsministeriums zusammengetan, um ihre Arbeit besser zu koordinieren. Auch wenn alle Seiten mit der Lösung zufrieden sind, betonen sie: Der Mangel wird dadurch nicht behoben.

Die Apothekerkammer Schleswig-Holstein (AKSH) und die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) haben am Freitag vergangener Woche eine Vereinbarung getroffen, um die Arzneimittel-Versorgung trotz der gegenwärtigen Lieferengpässe besser zu koordinieren. Dabei ging es insbesondere um Antibiotika für Kinder und die Notfälle in den Anlaufpraxen der KVSH außerhalb der üblichen Sprechzeiten. Das geht aus einer Pressemitteilung des Ministeriums für Justiz und Gesundheit von Schleswig-Holstein hervor. Das Ministerium hatte laut eigenen Angaben auch die Kooperation, an der auch der Arzneimittelgroßhandel beteiligt ist, vermittelt.

Vereinbart wurde demnach unter anderem, dass die Notdienstapotheken täglich ihre Warenbestände für die von der KVSH benannten antibiotischen Wirkstoffe an die jeweiligen Notdienstpraxen ihres Einzugsbereichs übermitteln. So soll die angespannte Versorgungslage abgemildert werden. Laut Ministerium werden weitere Maßnahmen in Zusammenarbeit mit Apothekern und Kassenärzten geprüft. 

Mangel bleibt

Gesundheitsstaatssekretär Oliver Grundei, der das Treffen moderiert hatte, erklärte im Anschluss laut Pressemitteilung, es habe „eine große Bereitschaft“ gegeben, „gemeinsam Lösungen zu finden“. Die vereinbarten Maßnahmen würden allerdings „nicht das Problem des derzeitigen Mangels“ lösen, dieses müsste die „Bundesregierung deutlich engagierter angehen“. Sie würden aber dazu beitragen, „im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten die Situation zu verbessern“.

AKSH-Präsident Kai Christiansen betonte, dass der Lösungsversuch von der Apothekerkammer „vollumfänglich unterstützt und mitgetragen“ werde. Er erinnerte aber auch daran, dass die Apothekerschaft seit Wochen „auf die dramatische Lage bei Antibiotikasäften hingewiesen und konstruktive Lösungsvorschläge gemacht“ habe, „um eine Versorgung der Patienten über die Notdienstapotheken sicherzustellen“. Er zeigte sich zufrieden, „dass die Sorgen der Apothekerschaft nun ernst genommen werden“.

Auch der Vorstand der KVSH begrüßte die Vereinbarung. Die Vorstandsvorsitzende, Monika Schliffke, betonte: „Wir sehen jetzt für die Notdienstversorgung im Rahmen der Verfügbarkeit eine Lösung, Kindern und Eltern so schnell wie möglich zu helfen und ihnen abends und an Wochenenden lange Wege zu ersparen.“

Die Gesundheitsministerin Schleswig-Holsteins, Kerstin von der Decken (CDU), rief die Bundesregierung jedoch auf, „die Rahmenbedingen so anzupassen, dass sich die Versorgungssituation mit Arzneimitteln dauerhaft verbessert“. Pauschale Einsparvorgaben dürften nicht dazu führen, „dass funktionsfähige Versorgungsstrukturen zu Lasten der Patientinnen und Patienten gefährdet werden“. Arzneimittelunternehmen müssten auch in Europa verlässlich produzieren können.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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