„Wirklich schlecht verdient wird in der Pflege“

Lauterbach irritiert mit Neid-Tweet zum Apothekenprotest

Berlin - 07.06.2023, 10:45 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich gestern Abend auf Twitter und in der „Tagesschau“ zum geplanten Apotheken-Protesttag. (Foto: IMAGO / NurPhoto)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich gestern Abend auf Twitter und in der „Tagesschau“ zum geplanten Apotheken-Protesttag. (Foto: IMAGO / NurPhoto)


Nachdem das Bundesministerium für Gesundheit bereits am vergangenen Montag ein sogenanntes Faktenblatt zur finanziellen Lage der Apotheken veröffentlicht hat, äußert sich jetzt auch der Minister persönlich via Twitter zum geplanten Protesttag am kommenden Mittwoch. Doch statt bei der Sache zu bleiben, verweist er darauf, dass nicht in den Apotheken, sondern in der Pflege „wirklich schlecht verdient“ werde.

Das Bundesministerium für Gesundheit kann den für den 14. Juni geplanten Apotheken-Protesttag nicht länger ignorieren. Bereits am Montag verschickte das Ministerium ein sogenanntes Faktenblatt an die Presse, das für den Hintergrund zur Berichterstattung dienen soll. Darin versucht das BMG, dem Berufsstand bereits im Vorfeld den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem es etwa auf steigende Umsätze der Branche verweist. Die fragwürdige Schlussfolgerung: Das Einkommen der Apothekerinnen und Apotheker sei in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gestiegen.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bedient sich jetzt dieser Lesart. In einem Tweet kündigte er gestern Abend ein Statement für einen „Tagesschau“-Beitrag an. „Die Apotheker machen dicht für einen Tag, Protest gegen schlechte Honorare“, schreibt er darin. Das Aufbegehren des Berufsstands hält er jedoch offenbar für unangebracht: „Die Einkommen der Apotheker sind stetig gestiegen, gerade in der Pandemie“, betont der Minister – und eröffnet eine Neiddebatte. „Wirklich schlecht verdient wird in der Pflege.“


In dem Beitrag der „Tagesschau“ allerdings zeigt Lauterbach sogar Verständnis für die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (ab Minute 8:10): „Der Beruf der Apothekerin und des Apothekers muss natürlich attraktiv bleiben“, sagt er in dem von der Redaktion gewählten Gesprächsausschnitt. „Entbürokratisierung ist da ganz, ganz wichtig und dass wir auch die Leistungen des Apothekers besser bezahlen. Nicht nur die Abgabe des Medikaments, auch Gesundheitsberatung, Vorbeugeleistungen, in diese Richtung wollen wir uns bewegen. Der Beruf soll aufgewertet werden, aber es geht nicht nur ums Geld.“

Wie es tatsächlich in den Apotheken hierzulande zugeht, schildert Apothekerin Ina Katharina Lucas aus Berlin in dem Clip. Zu Wort kommt auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, die nochmals die Forderung des Berufsstands nach einer Anpassung der Vergütung unterstreicht. Zum sogenannten Faktenblatt aus dem Hause Lauterbach hatte sie bereits gestern bei der Pressekonferenz im Vorfeld des heutigen Tags der Apotheke Stellung bezogen: Das Ministerium versuche mit dem Papier, die Bevölkerung zu blenden, sagte sie. Denn die Zahlen, die das BMG anführt, seien „in ihrer Interpretation verfehlt“, so die Präsidentin. „Das verurteile ich aufs Schärfste.“


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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14 Kommentare

Krankenkasse völlig außen vor?

von Walter Wolf am 11.06.2023 um 23:08 Uhr

Die Krankenkassen sind in der Politik sehr gut vernetzt und haben eine starke Lobby. sitzen bei der Gesetzgebung mit am Tisch ändern sich die Gehaltsentwicklung der Angestellten mit einem 13. und 14. Monatsgehalt. Die letzten Jahre anschaut, ist das alles sehr erfreulich für die Angestellten der Krankenkasse auch die KrankenkassenVorstände können sich nicht beklagen Eine Anpassung an die Preissteigerung findet dort statt. Sie bedienen sich dabei aber leider von den Leistungserbringer wie Ärzten Apotheken Pflegekräften Deren Leistung wird oft retaxiert und sehr oft zu Unrecht gekürzt. Die Krankenkasse bedient sich im System baut die größten Verwaltungsgebäude der Städte.die Kosten der Verwaltung dort ist ja höher als die Wertschöpfung der Apotheken. Treuhänder der Krankenkassenbeiträge das ist schon lange vorbei. Werbung auf Bussen und Bahnen Tv Spots überhaupt ein Wettbewerb zwischen Krankenkassenn. Was soll das. Der Kosten Ausgleich zwischen gut und schlecht arbeitenden Krankenkassen gehört weg. Damit gut arbeitende Kassen auch wirklich im richtigen Licht stehen. So müssen auch die Apotheken die einen wirklich guten Job im Gesundheitswesen machen und mit 3,4 Millionen Kontakten am Menschen in Deutschland nicht wegzudenken sind adäquat vergütet werden.
Durch den Fixzuschlag von 2004 ist eine preisanpassung vergessen worden die durch Rabatte an die Krankenkasse völlig unterminiert zu unwirtschaftlichen Zuständen führt.

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Kompetenzlosigkeit in der Politik

von Karl Kröter am 11.06.2023 um 18:09 Uhr

Seien wir doch ehrlich, die ganze Regierung inclusive ihrer Abgeordneten und Parteifunktionäre ist nicht in der Lage eine Politik zum Wohle der Bevölkerung zu realisieren.
Bei allen geht es als erstes mal um die eignen Vorteile.
Das Traurige ist allerdings, daß es mit der Oposition nicht besser bestellt ist.
Die Funktionnärsebene ist bei allen ein geschlossener, für kompetente Quereinsteiger nicht zu erreichender Kreis .
Fazit, ich bin ratlos und frage mich wie man diesen Teufelskreis durchbrechen kann.

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Lauterbach Umsatz / Ertrag / Kosten / Gehalt von MA

von Dr. Th. Hardt am 08.06.2023 um 18:23 Uhr

...L. versteht diese Zusammenhänge halt nicht - wie viele andere - vor allem den Unterschied zwischen Umsatz und Ertrag. Allerdings ist das auch ein Kommunikationsversagen des DAV und der LAVs. Seit 30 Jahren schrumpft der Anteil der Apothekenvergütung an den Gesamt- und an den Arzneimittelaufwendungen der GKV - und keiner weiss das! 3% für Apothekenleistung oder 15% der AM Kosten der GKV - das war mal das Thema und davon sind wir heute Lichtjahre entfernt oder?

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Lauterbach

von Volker Köhler am 07.06.2023 um 23:17 Uhr

Einen inkompetenteren Minister habe ich tatsächlich noch nicht kennen gelernt, aber das entspricht ja der aktuellen Gemmengelage. Pfuii Teufel !!! Wen ich bei der nächsten Bundestagswahl wähle weiß ich jetzt schon und viele andere auch … zieht euch warm an !!!

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Lauterbach lügt

von Stefan Schwenzer am 07.06.2023 um 20:33 Uhr

kurze Recherche im Internet reicht:
Einstiegsgehalt Krankenpflege laut TVÖD: 2880 €
Einstiegsgehalt PTA Adexa-Tarifvertrag: 2350 €

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AW: Lauterbach lügt

von Thomas Kerlag am 08.06.2023 um 22:04 Uhr

Leider vergleicht er mit den Apothekern, was den Beruf wiederum mangels Ansehen unergreifbar für den Nachwuchs macht

Womit haben wir diese Regierung verdient?

von Esreicht am 07.06.2023 um 18:48 Uhr

Ich hoffe, dass diese Regierung endlich zerbricht. Sie ist die mit Abstand schlechteste Regierung seit bestehen der Bundesrepublik. Und dieser Gesundheitskasperl ist seinem Job einfach nicht gewachsen. Damit passt er immerhin zum ständig überforderten Scholz. Keinen dieser beiden Clowns würde ich auch nur als Aushilfe beschäftigen...

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AW: Womit haben wir diese Regierung verdient

von Esreilt am 07.06.2023 um 19:14 Uhr

Stimme meinem Vorredner voll und ganz zu. Diese Ampelkoalition ist eine Farce.

Geld ist manchmal auch wichtig

von Kleiner Apotheker am 07.06.2023 um 14:05 Uhr

Whow. Ich wusste nicht, das es so einfach ist.
Berufsgruppe A bekommt noch weniger Geld als Berufsgruppe B.
Und schon sind alle Forderungen hinfällig.

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K-L-und die Realitäten

von Dr.Diefenbach am 07.06.2023 um 12:46 Uhr

Die Armseligkeit DIESES Ministers ,jetzt auch noch Beteiligte im Gesundheitswesen gegeneinander auszuspielen,zeigt doch die Unfähigkeit
des Apparates IN Berlin,sachgerecht!!! zu handeln.Dieser Minister hat auf einem Apothekertag nichts, aber auch gar nichts zu suchen.Deswegen
-auch unter dem Aspekt der sich verhärtenden Fronten(soweit möglich)- gehört der Mann erstmal auf eine Wirtschaftstagung geschickt um seine
rhetorischen Peinlichkeiten mit Realitäten konfrontiert zu sehen.Auf deutsch:Der Typ gehört weg, das ist eine ganz miese Masche, einen Beruf zu verunglimpfen.
Missgunst,Neid, Eifersucht gepaart mit Unkenntnis:Mit derartigen TOOLS wird die SPD immer weiter hinter der AFD landen,denn wer derart im Gesundheitswesen
für Negativschlagzeilen sorgt,der erkennt nicht mal, dass der Normalbürger !!! unter den Scheinheiligkeiten auch oder gerade von K.L. leidet und entsprechend wählt...

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AW: K-L-und die Realitäten

von Michael Weigand am 07.06.2023 um 12:56 Uhr

es gibt ja diesen Witz, der verdeutlichen soll, wie AFD und co gegen Ausländer hetzen...
Donald Trump, ein Normalo und ein Migrant sind auf der Grillparty eingeladen. Donald Trump nimmt sich von den 100 Hamburgern 99 vom Grill und sagt zum Normalo..."pass auf, dass Dir der Migrant DIr Deinen Burger nicht klaut"....diese Arth des Whataboutism wird ja gern von bestimmten politischen Kreisen benutzt...da ist sich der Karl nicht zu blöd, genau diese Methoden des rechten Populismus aufzugreifen...schlicht und einfach...weil er keine Argumente hat...da muss dann Brechstange her....Herr Lauterbach....lassen Sie doch einfachj die Pflegekräfte weg und nehmen Sie ein Foto von Katzenbabys und schreiben Sie dazu....schaut mal, wenn die Apotheken mehr Geld bekommen, dann bleibt kein Geld für Katzenfutter...so sad...

Zum Fremdschämen...

von Michael Weigand am 07.06.2023 um 11:46 Uhr

...Ja Herr Lauterbach, Sie haben zum ersten Mal Recht...Pflegekräfte sind unterbezahlt...Sie mit Ihrem VON UNS bezahlten mehr als üppigem Auskommen und Rentenansprüchen, von denen man als Angestellter nur träumen kann, behaupten also, dass eine PTA besser bezahlt wird als eine Pflegekraft....der Unterschied ist so marginal...SIe mit Ihrem Gehalt geben wahrscheinlich in Ihrer Mittagspause mehr Geld aus als der Unterschied zwischen PTA und Pflegekraft betreägt...deswegen sollten SIe sich mit Ihrem für Ihre Leistung deutlkich überbezahlten Salär wirklich schämen, wenn Sie behaupten, dass Apothekenangestellten entsprechend Ihrer Verantwortung und IHrer Leistung ausreichen bezahlt werden. Es mag ja sein, dass Sie sagen wollten (was Sie aber so nicht "rüberbrachten), dass es den PFlegekräften noch 5,50 Euro schlechter geht als den Angestellten in der Apotheke, aber dann sollten Sie sich noch mehr schämen...einfach nur pfui....Jeder Politiker, wie Piechotta oder Lauterbach, sollten sich das Gehalt sofort auf den Status von vor 20 Jahren kürzen lassen...wäre immer noch zu viel....aber dann würden wir mal "ehrlich" reden...

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AW: Diätenkürzung

von Thomas Trautmann am 07.06.2023 um 20:22 Uhr

Die Diätenkürzung hatte ich bei der Bundestagspräsidentin für Dr. P.P. angeregt. Es wurde mir geantwortet, dass das leider aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist. Wusste ich schon vorher, aber es wurde mir immerhin geantwortet. Eine Eigenschaft, die Paula bis jetzt nicht aufzuweisen hat.

Teile und herrsche

von Dr. House am 07.06.2023 um 11:26 Uhr

Also mehr "divide et impera" geht schon fast nicht mehr. Da steht der Minister, der unmittelbar für die schlecht bezahlte Pflege und den Fachkräftemangel verantwortlich ist und spielt uns gegen die aus.

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