Reisehinweise für Italienurlauber

Dengue-Fieber am Gardasee – Ansteckung erfolgte vor Ort

06.09.2023, 17:50 Uhr

Die Asiatische Tigermücke ist ein möglicher Vektor des Dengue-Fiebers. (Foto: abdul / AdobeStock) 

Die Asiatische Tigermücke ist ein möglicher Vektor des Dengue-Fiebers. (Foto: abdul / AdobeStock) 


Dengue-Fieber gehört eigentlich zu den tropischen Viruserkrankungen. Dieses Jahr wurden mehrere Fälle in der Region am Gardasee gemeldet, bei denen die Erkrankten sich nicht auf einer Reise angesteckt hatten, sondern vor Ort. Wie äußert sich die Erkrankung und welche Möglichkeiten gibt es, sich vor einer Infektion zu schützen?

Einen Reisehinweis auf ein Ansteckungsrisiko mit dem Dengue-Fieber kennen Fernreisende mit Reisezielen in den Tropen oder Subtropen. Seit dem 24. August dieses Jahres weist das Auswärtige Amt in Berlin allerdings auch in seinen Reisehinweisen zu Italien auf die Ansteckungsmöglichkeit mit dem Dengue-Fieber hin. Auslöser für diese Meldung sind mehrere Verdachtsfälle in der Region am Gardasee (Lombardei und Lazio).

In ihrem jüngsten Bericht schreibt die Europäische Seuchenbehörde (ECDC), dass im August insgesamt sechs autochthone Fälle von Dengue-Fieber festgestellt wurden. Autochthon bedeutet, dass die Virusinfektionen lokal erworben wurden und die Betroffenen sich nicht, wie für diese Erkrankung eigentlich typisch, auf Reisen in anderen Ländern angesteckt haben.

Zwischen den gemeldeten Fällen in der Region Lombardei und Lazio konnten der ECDC zufolge bislang keine Zusammenhänge festgestellt werden. Die Behörde macht darauf aufmerksam, dass die Asiatische Tigermücke, die das Virus überträgt, „in den meisten Teilen Europas verbreitet ist“, weshalb weitere autochthone Infektionen möglich seien.

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Laut Medienberichten sind in Italien bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden, um eine weitere Ausbreitung des Dengue-Fiebers zu verhindern. So sollen in der Gemeinde Manerba del Garda Insektizide verspritzt werden. Außerdem werden Touristen und Anwohner aufgefordert, lange Kleidung zu tragen, um sich vor Mückenstichen zu schützen. Auch das Auftragen von Insektenschutzmitteln wird empfohlen. 

Stehende Gewässer sollen vermieden werden und Moskitonetze an Fenstern und Türen sollen die Mücken am Eindringen in die Häuser hindern.

Dengue-Fieber: Bislang unliebsames Reisemitbringsel

Die Fälle in Italien sind bemerkenswert, denn bislang kannte man das Dengue-Fieber vor allem als Reisekrankheit: Wer in den Tropen oder Subtropen Urlaub gemacht hat und anschließend grippeartige Symptome mit Hautausschlag entwickelt, könnte am Dengue-Fieber erkrankt sein. Naheliegend ist dieser Verdacht vor allem bei Reiserückkehrern aus Thailand – dem seit Jahren wichtigsten Infektionsland bei Urlaubern.

Auch in anderen Fernreiseländern ist das Dengue-Fieber weit verbreitet. Dazu gehören unter anderem Indonesien, Sri Lanka, die Philippinen und die Malediven, aber auch Brasilien, Kuba und Mexiko.

In Deutschland werden laut dem Robert Koch-Institut (RKI) jährlich 600 bis 800 Fälle von reisebedingtem Dengue-Fieber registriert. In manchen Jahren sind es jedoch mehr. Im Jahr 2021 wurden dem RKI 60 Dengue-Infektionen bei Reiserückkehrern nach Deutschland übermittelt – bedingt durch die eingeschränkte Reisetätigkeit während der COVID-19-Pandemie war diese Zahl sehr niedrig. Hingegen wurden im Jahr 2019 1.176 reisebedingte Dengue-Erkrankungen registriert.

Überträger Tigermücke

Das Dengue-Fieber ist die häufigste von Insekten übertragene Virusinfektion. Überträger sind tagaktive Stechmücken, meist die Ägyptische Tigermücke (= Gelbfiebermücke, Aedes aegypti) oder die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). 

Ihre Larven entwickeln sich in stagnierenden Wasserstellen, zum Beispiel in Pfützen, leeren Dosen oder in Astgabeln. In gechlortem Schwimmbadwasser können sie dagegen nicht überleben. 

Es wird geschätzt, dass sich jedes Jahr weltweit circa 400 Millionen Menschen mit dem Virus infizieren. Ungefähr ein Viertel von ihnen erkrankt mit klinischen Symptomen.

Fieber und Hautausschlag – oder auch asymptomatisch

Beim klassischen Dengue-Fieber treten nach einer Inkubationszeit von drei bis zehn Tagen starke, grippeartige Symptome mit hohem Fieber auf. Oft zeigt sich zusätzlich ein Hautausschlag. Außerdem können starke Kopfschmerzen sowie Schmerzen hinter den Augen und Erbrechen auftreten. Die akute Phase klingt nach fünf bis sieben Tagen langsam ab. Schwäche und Müdigkeit halten aber häufig noch wochenlang an. 

Nicht jede Infektion wird unterdessen von Symptomen begleitet: Etwa drei von vier Infektionen verlaufen laut Angaben des Centrum für Reisemedizin asymptomatisch.

In seltenen Fällen entwickelt sich eine schwere Verlaufsform – das Hämorrhagische Dengue-Fieber – mit inneren Blutungen und im Extremfall mit Schock. Ohne intensivmedizinische Versorgung endet diese Erkrankungsform oft tödlich. 

Vier Serotypen, zwei Impfstoffe

Eine durchgemachte Dengue-Infektion hinterlässt lebenslange Immunität – allerdings nur für den jeweiligen Virus-Subtyp. Es gibt vier verschiedene Serotypen des Virus, sodass man bis zu viermal am Dengue-Fieber erkranken kann. 

Mit Dengvaxia® steht ein Lebendimpfstoff gegen alle vier Serotypen des Dengue-Virus zur Verfügung. Seit Oktober 2018 ist der Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) auch für den Europäischen Markt zugelassen. Allerdings ist die Zulassung beschränkt auf Personen im Alter von 9 bis 45 Jahren, die in einem Endemiegebiet leben und zuvor bereits eine Dengue-Infektion durchgemacht haben. Zudem wäre das Impfschema (0–6–12 Monate) wenig geeignet für Urlauber. 

Im Dezember des letzten Jahres hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) einen weiteren Impfstoff zur Dengue-Prävention zugelassen: den tetravalenten Lebendimpfstoff Qdenga® der Firma Takeda. Geeignet ist die Vakzine für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren. Seit Mitte Februar 2023 ist der Impfstoff auch auf dem deutschen Markt verfügbar.

Derzeit untersucht die Ständige Impfkommission (STIKO) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (DTG) die verfügbare Evidenz u. a. zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs. Außerdem prüfen sie eine mögliche Impfempfehlung für Reisende in Dengue-Endemiegebiete (Stand Februar 2023). 

So lässt sich Mückenstichen vorbeugen

Die wichtigste Schutzmaßnahme für Reisende ist die Anwendung von Repellentien – nicht nur auf der Haut, sondern auch als Imprägnierung auf der Kleidung. Zusätzlich können folgende Tipps hilfreich sein:

  • Moskitonetze über Bett und Kinderwagen anbringen.
  • Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen montieren.
  • Haut durch lange, helle und engmaschige Kleidung bedecken. 
    Übrigens: Bei tropischen Mücken scheint hell-dunkel gestreifte Kleidung besonders effektiv zu sein.
  • Vor Einbruch der Dämmerung duschen, um Schweiß zu entfernen.
  • Stehende Gewässer abends meiden.
  • Regentonnen und volle Gießkannen entleeren bzw. abdecken, um Ei-Ablage im Wasser zu verhindern.
  • Ventilatoren und Klimaanlagen sorgen für kühlere Temperaturen und Luftzirkulation. Beides kann dazu beitragen, Mücken fern zu halten.
  • Repellentien (Anti-Mücken-Sprays) mit Icaridin (z. B. Anti Brumm® Kids Sensitive, Autan® Defens Long Protection, Care Plus® Anti-Insect Icaridin, NOBITE® Sensitive) oder DEET (Diethyltoluamid, z. B. Anti Brumm® Forte, Care Plus® DEET, NOBITE® Hautspray, Autan Defense® Extreme Protection). Sie überdecken den natürlichen Körpergeruch.
  • Möglicherweise hält auch der Duft mancher Pflanzen Mücken fern. Dazu sollen z. B. Tomaten, Eukalyptus, Katzenminze, Geranien, Lavendel, Zitronenmelisse, Basilikum, Rosmarin und Thymian zählen. 
    Fertige Produkte mit pflanzlichen Inhaltsstoffen sind z. B. Anti Brumm® Naturel, Autan Defense® Plant-Based, Care Plus®Bio Anti-Insekt oder NOBITE® Haut Botanic.

Lage in Deutschland

Seit einigen Jahren werden immer wieder Tigermücken in Deutschland gesichtet. Sie gelangen über Warenlieferungen oder Gepäck von Reisenden hierher. In Teilen Süddeutschlands haben sich bereits stabile Populationen dieser tropischen Mücken etabliert. 

Allerdings sehen Tropenmediziner derzeit noch nicht die Gefahr von Dengue-Fieber-Ausbrüchen in Deutschland. Die Krankheitserreger benötigten nämlich noch anhaltendere höhere Temperaturen, als sie bisher bei uns herrschen. 

Dengue-Fieber in Kürze

  • Virale Infektionskrankheit der Tropen und Subtropen, übertragen durch tagaktive Stechmücken wie Ägyptische Tigermücke (Aedes aegypti) und Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).
  • Urlauber in klassischen Fernreiseländern betroffen, vor allem Thailand.
  • Infektion häufig symptomlos; bei Erkrankung grippeartige Symptome, meist mit Ausschlag verbunden, in seltenen Fällen lebensbedrohliche hämorrhagische Verlaufsform.
  • Dengvaxia®-Impfstoff nicht für Reisende zugelassen. Lebendimpfstoff Qdenga® seit Mitte Februar 2023 auf dem deutschen Markt verfügbar.
  • Schutz durch Expositionsprophylaxe (Repellents, Imprägnierung von Kleidung etc.).
  • Tigermücken seit einigen Jahren auch in Deutschland anzutreffen; Gefahr der Krankheitsübertragung gilt noch als gering.

Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


Melissa Iakovidou, Online-Producerin PTAheute.de und DAZ.online
onlineredaktion@ptaheute.de


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