DAZ-Adventsrätsel – Tag 19

Tödliche Schokolade

Stuttgart - 19.12.2023, 07:00 Uhr

Gifte ändern sich wie die Mode, von Schierling und blauem Eisenhut über Arsen, E 605 bis zu Insulin. (Foto: Tryfonov / AdobeStock)

Gifte ändern sich wie die Mode, von Schierling und blauem Eisenhut über Arsen, E 605 bis zu Insulin. (Foto: Tryfonov / AdobeStock)


Gifte ändern sich wie die Mode. In der Antike war es der „Schierlingsbecher“, der dem Philosoph Sokrates 399 v. Chr. bei seiner Hinrichtung gereicht wurde. Der Becher enthielt einen Trank aus dem Gefleckten Schierling mit dem Nervengift Coniin. In der Renaissance löschten Adelshäuser ihre Rivalen mit Arsen aus. Wissen Sie, welches Gift sich hinter dem Namen E 605 verbirgt und das in den Fünfzigern aufkam?

Als Annie Hamann im Februar 1954 nach Hause kam, entdeckte sie eine Praline, die ihre Freundin Christa Lehmann am Abend zuvor ihrer Mutter geschenkt hatte. Beherzt griff Annie zu und steckte sich die Köstlichkeit in den Mund. Doch die Freude war von kurzer Dauer, denn die Praline schmeckte ekelhaft. Annie Hamann zwang eine Hälfte hinunter, die andere spuckte sie aus. Ihr Hund fraß den Rest. Kurze Zeit später fühlte Annie sich grauenvoll. Sie war blass, taumelte ins Schlafzimmer und legte sich aufs Bett. Krämpfe plagten die junge Frau und sie konnte nichts mehr sehen. Ihre Mutter rief den Arzt. Als er eintraf, war Annie Hamann bereits tot, ebenso ihr Hund, dessen Leichnam in der Küche lag.

Es gab keinen Zweifel daran, dass Annie Hamann vergiftet wurde. Doch bei der Obduktion in der Gerichtsmedizin in Mainz hatte man zunächst keinen Erfolg: Weder Arsen noch Strychnin oder Blausäure konnten nachgewiesen werden, diese Substanzen waren zu dieser Zeit für Vergiftungsdelikte bekannt. Schließlich untersuchte der Rechtsmediziner Kurt Wagner den Mageninhalt von Annie Hamann auf Nitrophenolthiophosphorsäureester (Parathion), ein Insektizid, das auch E 605 genannt und damals vor allem in den USA zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt wurde. In den Staaten waren bereits Vergiftungsfälle mit E 605 bekannt geworden, doch als Mittel für Mord und Selbstmord war Parathion noch unbekannt und wurde nicht bei den gerichtsmedizinischen Nachweisen berücksichtigt.

Kurt Wagner hatte den richtigen Spürsinn: Der Nachweis auf E605 im Mageninhalt von Annie Hamann war positiv. Infolge war es ein Leichtes, Christa Lehmann zu überführen. Die Frau gestand, dass sie nicht ihre Freundin Annie Hamann töten wollte, sondern deren Mutter, die sich zwischen die Freundinnen und deren Unternehmungen gestellt hatte. Im Nachgang klärte sich zudem auf, dass Annie Hamann nicht das erste Opfer von Christa Lehmann war. Die Frau hatte auch ihren Ehemann und den Schwiegervater auf dem Gewissen, auch diese beiden hatte sie mit dem Pflanzenschutzmittel E 605 getötet.

Frage: 

Die Taten der Christa Lehmann zogen eine Welle von Vergiftungen mit E 605 nach sich. Wissen Sie, wie das Gift im Volksmund genannt wurde?

Die Antwort lautet:

Schwiegermuttergift


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