Welche Supplemente sind sinnvoll, welche Arzneistoffe kritisch?

Jahresrückblick 2023: Osteoporose – ein Leitlinienupdate

Stuttgart - 04.01.2024, 17:50 Uhr

Neben Arzneimitteln, die den Knochenabbau steigern, ist bei Osteoporose-Patienten auch auf solche zu achten, die die Sturzneigung erhöhen. (Foto: Photographee.eu / AdobeStock)

Neben Arzneimitteln, die den Knochenabbau steigern, ist bei Osteoporose-Patienten auch auf solche zu achten, die die Sturzneigung erhöhen. (Foto: Photographee.eu / AdobeStock)


Im September erschien die Aktualisierung der S3-Leilinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopau­salen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr“. In zwei Unterkapiteln beschäftigt sich diese mit Wirkstoffen, die das ohnehin er­höhte Frakturrisiko weiter steigern, sowie mit empfehlenswerten Nahrungsergänzungsmitteln für Menschen mit Osteoporose.

In DAZ 40, S. 23 wurden unter dem Titel „Arzneimittel als Knochenbrecher“ die Wirkstoffe vorgestellt, die das Frakturrisiko bei Osteoporose-Patienten erhöhen können. Am kritischsten ist laut Leitlinie die systemische Therapie mit Glucocorti­coiden, allerdings abhängig von Dosierung und Anwendungsdauer. Patienten, die aufgrund einer rheumatoiden Arthritis 2,5 bis 5,0 mg Prednisolon-Äquivalent pro Tag einnehmen, müssen kein erhöhtes Frakturrisiko befürchten. Ein deutlich erhöhtes Risiko besteht ab einer Tagesdosis von 7,5 mg Prednisolon-Äquivalent. Nach Therapieende ist die Erhöhung des Frakturrisikos im Verlauf von einem Jahr zumindest teilweise reversibel. Von inhalativen Glucocorticoiden im Rahmen einer Asthma-Therapie geht kein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche aus. Dermal appliziert wirken sich die Cortison-Derivate bei hohen kumulativen Dosen jedoch negativ auf das Frakturrisiko aus. 

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Weitere Wirkstoffgruppen, die vor allem das Risiko für die gefürchteten Schenkelhals- und Wirbelbrüche erhöhen, sind Protonenpumpeninhibi­toren, Sedativa (Benzodiazepine und Z-Substanzen, insbesondere in den ersten beiden Therapiewochen), Aromatasehemmer, Thiazolidindione (Glitazone, bei Frauen), Antipsycho­tika (insbesondere Vertreter der 1. Generation), und Opioide (in Dosierungen ab 50 mg/d). Ursache für die Beeinflussung des Frakturrisikos kann sowohl ein Eingriff in den Knochenstoffwechsel als auch eine Erhöhung der Sturzneigung sein. Da sich bei mehreren Wirkstoffen, die das Risiko für Knochenbrüche jeweils nur moderat erhöhen, die Effekte addieren, ist hier ein besonders aufmerksamer Blick im Rahmen der Medikationsanalyse gefragt.

Leitliniengerechte Supplemente

Das Thema Nahrungsergänzungs­mittel bei Osteoporose wurde in DAZ 41, S. 30 aufgegriffen. Hier gibt die Leitlinie nun konkrete Empfehlungen zur Zufuhr von Vitamin D und Pro­teinen. Von Vitamin D sollten über Ernährung, Sonnenlichtexposi­tion oder Supplemente täglich mindestens 800 Internationale Einheiten (IE) zugeführt werden. Vor allem bei unzureichender oder unsicherer Versorgung über die Ernährung sowie bei Patienten ab 70 Jahren sollten Supplemente empfohlen werden, bevorzugt Prä­parate mit 800 bis 1000 IE pro Tag. Bezüglich der Proteinaufnahme empfiehlt die Leitlinie ab 65 Jahren eine eiweißreiche Ernährung mit einer täglichen Aufnahme von mindestens 1,0 g Eiweiß/kg Körpergewicht.

Neuer Wirkstoff in der Leitlinie

Neu in die Therapieempfehlungen aufgenommen wurde der monoklo­nale Immunglobulin-G2(IgG2)-Antikörper Romosozumab (Evenity®). Durch die Hemmung des im Knochenstoffwechsel wichtigen Proteins Sklerostin vermindert er die Knochenresorption durch Osteoklasten und steigert die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten. Bei der Therapie zu berücksichtigen ist insbesondere das kardiovaskuläre Risikoprofil des Antikörpers, der nur bei post­menopausalen Frauen mit deutlich erhöhtem Frakturrisiko eingesetzt werden darf


Dr. Sabine Werner, Apothekerin und Redakteurin
readktion@daz.online


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