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Achtung, neue ABDA-Kampagne. Ab Montag! Schaufenster und Apotheken-A in Schwarz und Rot verhüllen; neue Berufskleidung für alle: rote Shirts mit Aufdruck „Wir sehen rot“; Kundinnen und Kunden zutexten, über die prekäre Apothekenlage informieren und Handzettel in die Hand drücken; und ja, Plakate, Plakate, Plakate. Huhu, eine Dachkampagne, die für Wirbel sorgt – vermutlich nur in der Apotheke. Und währenddessen rollt DocMorris Cardlink aus — mit freundlichem Gruß vom BMG – und fischt die E-Rezepte ab; einen Bonus für die Kunden gibt’s oben drauf. Und im Lande sterben weitere Apotheken – erste Prognosen fürs Jahresende: Wir haben nur noch weniger als 17.000, wenn sich nicht bald was ändert. Vorschläge kommen von der FDP in Thüringen.
15. April 2024
Kann die ABDA Kampagne? Diese Frage stellt sich erneut, wenn man den Schnellschuss-Aktionismus der neuesten Kampagne betrachtet. Die ABDA sieht rot – ja, auch, aber vor allem heißt es „Wir sehen rot“: Unsere Berufsvertretung ABDA kündigt am heutigen Montag eine neue Protest-Aktion an, bei der alle Apotheken dann ab kommenden Montag, 22. April (in Thüringen schon ab diesem Mittwoch), mitmachen sollen. Die ABDA setzt wieder auf eine Ansprache der Kundinnen und Kunden in der Apotheke. Die Aktion gehört zur neuen Dachkampagne mit dem Titel „Gesundheit sichern. Die Apotheke“. Die Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sollen die Patientinnen und Patienten unmittelbar am HV-Tisch über die bedrohliche Lage der Apotheken informieren. Von der ABDA gibt es (wieder einmal) ein paar Plakate zum Aufhängen dazu und den Ratschlag, doch während der nächsten Woche bitte rote T-Shirts o.ä. zu tragen, um nochmals besonders auf sich aufmerksam zu machen. Dazu hat man noch einen Katalog mit verschiedenen Maßnahmen ausgearbeitet, die regional angepasst eingesetzt werden können. Mit anderen Worten: Da kommt jede Menge Arbeit auf die Apothekenteams zu: Rote Kleidung tragen, dann Kundinnen und Kunden ansprechen und über die prekäre Lage informieren – und das alles mal so nebenbei zusätzlich zur täglichen Arbeit. Mein liebes Tagebuch, wälzt da die ABDA die Kampagnenarbeit auf die Apotheken ab? In Thüringen soll es – aus Anlass des Thüringer Apothekertags – darüber hinaus noch ein paar Aktionen mehr geben: Am 17. April sollte die Versorgung nur über die Notdienstklappe erfolgen. Und bis 21. April mögen die Apotheken bitte das Apotheken-A und die Schaufenster in Schwarz und Rot verhüllen. Der Sinn der Aktion: Man wolle damit verdeutlichen, dass die Apotheken und damit die qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung vor Ort nicht mehr selbstverständlich verfügbar sein werden, wenn man ihnen die Existenzgrundlage nimmt. Mein liebes Tagebuch, sicher, wieder gut gemeint, aber auch gut gemacht? Was für ein Schnellschuss, was für ein überhasteter Aktionismus: Schaufenster verhüllen, Apotheken-A „abhängen“ – da muss man sich erstmal Verhüllungsmaterial besorgen. Dazu noch rote T-Shirts tragen. In manchen Apotheken sind rote Shirts eh tägliche Berufskleidung und alle anderen Apotheken, wollten sie da mitmachen, müssten sich rasch rote Shirts organisieren. Zwar bieten manche Apothekerverbände solche Shirts an, aber mit Mindestbestellmenge. Ärgerlich. Außerdem sollten die roten Shirts noch beklebt werden mit Textilaufklebern mit der Aufschrift „Wir sehen rot“. Mein liebes Tagebuch, wir sehen schwarz. Kann die ABDA Kampagne?
Lauterbach hat seine Gesundheitskioske gecancelt, zumindest vorerst. Im neuesten, mittlerweile vierten Referentenentwurf seines Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) sind sie nicht mehr vorgesehen. Eigentlich waren sie ein zentrales Element dieses geplanten Gesetzes. Doch der Widerstand vor allem der FDP gegen solche Kioske hat ihn genervt. Er habe „einfach Tempo gemacht“, so Lauterbach, weil er „nicht ewig darauf warten“ könne „bis wir uns auf Kabinettsebene über die Kioske einigen“. So ganz abgeschrieben hat er seine herzallerliebsten Kioske allerdings noch nicht, er glaubt daran, dass über diese später verhandelt werde. Mein liebes Tagebuch, wenn er dann noch Gesundheitsminister ist… Mag ja sein, dass man dem Kioskgedanken etwas abgewinnen kann, wenn genug Geld im System ist und wenn vor allem auch die Leistungserbringer wie z. B. die Apotheken entsprechend eingebunden werden. Aber wenn nicht einmal Geld vorhanden ist, eine flächendeckende Apothekenstruktur zu erhalten und auszubauen, wenn unsere Regierung den Apotheken nach über zehn Jahren nicht einmal eine Honorarerhöhung zugesteht, wären Kioske der pure Luxus.
Es wurde schon seit einiger Zeit darüber spekuliert, wer denn nun in Zukunft bitteschön für das Apothekenhonorar zuständig sein soll: das Bundesgesundheits- oder das Bundeswirtschaftsministerium, also Lauterbach oder Habeck. Bisher regelt die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) unser Apothekenhonorar und diese ist im Ressort des Wirtschaftsministers angesiedelt. Das soll sich nun nicht erst mit der Apothekenreform, sondern schon bald mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) ändern. Künftig soll der Bundesgesundheitsminister über unser Apothekenhonorar entscheiden. Mein liebes Tagebuch, ob das gut oder schlecht ist, lässt sich so nicht sagen. Zumindest entfällt die Abstimmung zwischen beiden Ministerien. Und der Rest hat viel mit Personen zu tun.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening nutzte den Niedersächsischen Apothekertag in Osnabrück für einen Bericht zur Lage. Und die sieht bekanntlich nicht gut aus. Die Präsidentin merkt an, dass sogar Kommentare aus den eigenen Reihen eher für Perspektivlosigkeit sprächen. Die Rückendeckung für die ABDA in der Apothekerschaft schwindet, wie sie feststellt, viele fragen sich, was die ABDA eigentlich macht. Mein liebes Tagebuch, gut, dass dies bei der Präsidentin angekommen ist, es spricht für eine gewisse Sensibilität: Ja, unserer Standesvertretung gelingt es nicht wirklich, ihre Arbeit nach innen (und außen) darzustellen. Sicher, es stimmt, wenn Overwiening anmerkt, dass es nicht trivial sei, „die Politiker zu einem Perspektivwechsel auf die Apotheken zu bewegen“. Politikern fehle oft das Verständnis für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und für die persönliche Haftung bei Apotheken. Lauterbach verstehe z. B. nicht, so Overwiening, dass seine geplante Honorarumverteilung gerade kleinen Apotheken, die er damit stabilisieren will, nichts bringe. Kritisch sieht die ABDA mittlerweile übrigens auch den Lauterbach-Vorschlag, das Fixum für die Zeit ab 2027 zwischen Apothekerverband und GKV-Spitzenverband auszuhandeln – anfangs noch waren dazu weitgehend positive Äußerungen aus dem Apothekerhaus zu hören. Also, die ABDA will nun angesichts von 17 Gesetzen, die das Bundesgesundheitsministerium auf den Weg gebracht habe, nicht mehr auf den Referentenentwurf zur Apothekenreform warten, sondern mit ihrer weiteren Öffentlichkeitsarbeit dazu loslegen. Wir werden sehen, was da noch kommt.
Apothekertag in Niedersachsen: Für Andreas Philippi (SPD), Gesundheitsminister dieses Bundeslandes, ist „das A und O“, miteinander zu reden. Mein liebes Tagebuch, und das sagt ein Landesminister, der von derselben Partei ist wie der Bundesgesundheitsminister! Ja, es zeigt sich immer wieder, die Landesebene schaut anders auf die (Apotheken-)Welt als die Bundesebene. Im Land sieht man, wie wichtig Apotheken für die Arzneimittelversorgung und als Lotsen für das Gesundheitswesen sind – das weiß auch Philippi. Er zeigte auch Verständnis für die Herausforderungen durch fehlenden Nachwuchs, steigende Löhne, Inflation, das Skonto-Urteil und Lieferengpässe. Bernd Groeneveld, Chef des Apothekerverbands Niedersachsen, gab dem Landesgesundheitsminister vor allem die Forderung mit auf den Weg: Die Apotheken brauchen definitiv mehr Geld im System. Er rechnet damit, dass das Skontourteil dem Apotheken die Hälfte ihres Unternehmensgewinns wegnehme.
Apothekertag nicht nur in Niedersachsen und Thüringen, sondern auch in Sachsen: Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gab sich die Ehre. (Es ist Wahlkampf in Sachsen.) Seine Überzeugung: Nur Gespräche mit den Leistungserbringern könnten in der gegenwärtigen Situation im Gesundheitssystem Lösungen bringen. Die Politik müsse also mit den Akteuren im Gesundheitswesen im Austausch bleiben. Aber ihm sei auch klar, dass Gespräche mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kaum möglich seien. Mein liebes Tagebuch, genau das ist das Dilemma in unserem Gesundheitswesen: ein Bundesgesundheitsminister, der nicht mit den Leistungserbringern redet.
16. April 2024
Cardlink, Cardlink über alles – für den Arzneimittelversender DocMorris ist das wohl das Licht am Ende des Tunnels der sinkenden Rx-Umsätze. Während die OTC-Umsätze im ersten Quartal 2024 weiter gestiegen sind, gab der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln deutlich nach. Aber dies, so das Unternehmen, habe man erwartet, da die Rezepte noch nicht volldigital eingelöst werden konnten. Aber jetzt! Unserem Bundesgesundheitsministerium sei Dank, es hat den Weg frei gemacht. Und die Gematik hat dem Versender am 9. April die Zulassung für die volldigitale E-Rezept-Einlösung über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) und für das Cardlink-Verfahren erteilt. Das Unternehmen hat den Rollout der neuen E-Rezept-Funktion in seiner DocMorris-App umgehend gestartet – und nun schaut man man an der niederländischen Grenze zu Deutschland gespannt in den PC, was sich tut, ob und wie viele E-Rezepte so täglich eintrudeln. DocMorris sieht in diesem Einlöseweg über das Cardlink-Verfahren jedenfalls „ein enormes Marktpotenzial“ und „komfortable Service-Angebote“: Wer sein E-Rezept bis 20 Uhr einlöse, so DocMorris vollmundig, solle das Medikament am nächsten Werktag geliefert bekommen. Ein kleines Video erklärt den Kundinnen und Kunden, wie das Einlösen mit der eGK funktioniert, nämlich ganz einfach: Man braucht ein NFC-fähiges Smartphone, die DocMorris-App und eine eGK mit einer CAN-Nummer. Und dann kann’s losgehen. Für den ersten Probe-Scan gibt’s schon mal einen 10-Euro-Gutschein extra; für diesen Test ist noch nicht einmal ein E-Rezept erforderlich. Mein liebes Tagebuch, DocMorris freut sich über das enorme Potenzial, das im Cardlink-Verfahren steckt. Und unsere Vor-Ort-Apotheken können da vorerst nur „zugucken“, wie die E-Rezepte zum Versender wandern. Denn die Apps fürs Cardlink-Verfahren von der standeseigenen Gedisa, von ia.de und gesund.de sind noch nicht soweit. Wie zu hören ist, will man im Mai startklar sein. Mein liebes Tagebuch, da fragt man sich doch, wer hat da gebremst, wer hat da gepennt? Warum schafft es DocMorris und warum nicht die Unternehmen für die deutsche Apothekerschaft? Welchen Anteil hat die ABDA als Cardlink-Bremser daran?
17. April 2024
In Thüringen stehen laut Apothekerverband derzeit 43 Prozent oder 211 der 491 noch existierenden Apotheken vor dem wirtschaftlichen Aus. Jede zehnte Thüringer Apotheke habe im vergangenen Jahr bereits rote Zahlen geschrieben. „Diese 64 Apotheken sind unverschuldet so gut wie insolvent“, so Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes. Klingt dramatisch, mein liebes Tagebuch, und ist es auch. Und die Schließungswelle geht weiter, in den letzten 15 Monaten habe Thüringen 16 Apotheken verloren. Und bundesweit haben fast 500 Apotheken aus wirtschaftlicher Not für immer geschlossen (das sind in etwa so viele Apotheken, wie es zurzeit in Thüringen noch gibt. Also, wir haben quasi die Apotheken eines Bundeslands verloren, wie es die ABDA-Präsidentin formulierte). Thüringen will daher umgehend protestieren. Zum Protest gehört, dass die Apotheken ihre Schaufenster rot oder schwarz „dekorieren“ und das Apotheken-A abhängen (wie soll das gehen?). Und am Mittwochnachmittag sollen die Apotheken nur über die Notdienstklappe versorgen – echt? Am Mittwochnachmittag, wenn viele Arztpraxen eh geschlossen haben? Die geplante Protestveranstaltung, die Demo in Erfurt soll es dagegen nicht geben, sie wird verschoben, weil Lauterbachs Referentenentwurf noch nicht vorliegt. Mein liebes Tagebuch, die Lage ist tatsächlich dramatisch. Ob aber diese eher sanften „Protest“-Maßnahmen viel Aufmerksamkeit bringen…?
18. April 2024
In Westfalen-Lippe ist die Zahl der Apotheken auf einen historischen Tiefstand von 1697 gesunken. Wie die Kammer mitteilt, bedeute die Schließung von Apotheken auch, dass die Notdienstbelastung für die verbliebenen Apotheken stetig steigt. Die Patientinnen und Patienten müssten immer weitere Wege bis zur nächsten Notdienst-Apotheke zurücklegen. Stark sinkende Apothekenzahlen auch im Saarland: Laut Saarländischem Apothekerverein (SAV) sei die Apothekenzahl in den letzten 20 Jahren um knapp ein Viertel gesunken. Die vom Bundesgesundheitsministerium geplanten Reformen der Apothekenversorgung würden die Lage noch weiter verschlimmern, ist die SAV-Vorsitzende Susanne Koch überzeugt. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe und der SAV werden die aktuelle ABDA-Kampagne „Wir sehen rot“ unterstützen, sagten sie. Also Schaufensterverhüllung in rot und schwarz, rote Shirts fürs Apothekenteam und die Kundinnen und Kunden auf die dramatische Lage der Apotheken aufmerksam machen – mein liebes Tagebuch, unsere ABDA-Präsidentin wünscht sich für diese Kampagne maximale Geschlossenheit. Schön wär’s, aber kam alles irgendwie plötzlich, oder? Wie soll eine Apotheke das alles schaffen? Und der Erfolg einer solchen Soft-Aktion?
19. April 2024
In ihrem neuesten Video an die lieben Kolleginnen und Kollegen wirbt unsere ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening für „unbedingte Geschlossenheit“ bei der neuen ABDA-Dachkampagne „Gesundheit sichern. Die Apotheke“. Beginn dieser Kampagne ist schon der kommende Montag, 22. April, mit der bundesweiten Aktion “Wir sehen rot“, die bis zum 27. April dauern soll (zum Inhalt der Kampagne siehe auch den Tagebuch-Eintrag vom 15. April). Keine Frage, mein liebes Tagebuch, die Situation für viele Apotheken im Land ist gelinde gesagt dramatisch. Viele schreiben rote Zahlen, die Schließungswelle hält an. Nach fast 500 Apothekenschließungen im vergangenen Jahr haben seit Jahresbeginn bis März bereits über 140 Apotheken die Segel gestrichen. Bundesweit gibt es nur noch knapp 17.500 Apotheken. Fürs Jahresende könnte es in Deutschland rund 600 Apotheken weniger geben, so die ersten Prognosen. Und damit gäbe es dann weniger als 17.000 Apotheken. Die ABDA setzt nicht auf Wut, sondern auf Information der Öffentlichkeit – und auf Geschlossenheit und Kundenkontakte. O-Ton Overwiening: „Die wichtigsten und wirksamsten Instrumente, die wir in der politischen Auseinandersetzung haben, sind unsere Geschlossenheit und unsere täglichen persönlichen Kontakte zu etwa vier Millionen Menschen in unseren Apotheken. Beides zu nutzen ist wesentlicher Teil unserer Kommunikationsstrategie. Die Anlehnung und zeitliche Abstimmung einzelner Maßnahmen an das angekündigte Gesetzgebungsverfahren ist strategisch entscheidend.“ Mein liebes Tagebuch, eigentlich, so die ABDA-Präsidentin, eigentlich wollte man eine Kampagne starten, sobald Lauterbach seinen Referentenentwurf einer Apothekenreform vorgelegt hat, was für Februar, März geplant war. Hat er aber nicht. Und weil die ABDA nicht länger auf den Entwurf warten will und kann, läuft die Kampagne jetzt an. Overwiening im Video: „Die prekäre Lage in unseren Apotheken erfordert jetzt und sofort, die Bevölkerung schonungslos zu informieren. Dafür brauchen wir Sie. Wir werden nicht locker lassen. Damit unsere Aktionen Erfolg haben, braucht es unbedingte Geschlossenheit. Auch wenn nicht jede unserer Aktionen zu Ihrer Lieblingsaktion wird, machen Sie trotzdem mit. Spaltung nützt nur unseren Gegnern.“
Schon richtig, mein liebes Tagebuch, Wut und Frust helfen uns jetzt nicht weiter, Wut ersetzt keine Strategie, wie es die Präsidentin formuliert. Ob es aber die zahnlose ABDA-Soft-Aktion bringt? Plakate, Handzettel, Kundenumfrage – hatten wir das nicht schon alles einmal? Rote Shirts mit Textilaufklebern und schwarze und rote Schaufenster, huhu, kann das noch etwas retten? Lässt sich so „Wut in Produktivität umwandeln“, wie es sich die ABDA-Präsidentin wünscht? Das lässt doch unseren Bundesgesundheitsminister kalt. Wo bleiben eigentlich medienwirksame Auftritte unserer Standesführung? Angesichts dieser katastrophalen Zahlen an Apothekenschließungen müssen unsere Berufsvertreter in die Bundespressekonferenz, in die Talkrunden, in BILD und Co. Es muss ein Hilfeschrei, ein Aufschrei durchs Land gehen! Genug mit dem Plakaterummel“. Und rote T-Shirts sind zwar nett, helfen hier aber auch nicht mehr.
Die FDP als Retterin der Apotheken, zumindest in Thüringen: Robert-Martin Montag, Generalsekretär des Landesverbands der FDP Thüringen, hat da so einige Ideen, wie er den Apotheken unterstützend unter die Arme greifen möchte. Er sieht einen „erheblichen Nachsteuerungsbedarf“. Er ist davon überzeugt, sagt er, dass den Apotheken bei der Gesundheitsversorgung eine wachsende Bedeutung zukommt, beispielsweise durch die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Den Ideen von Lauterbach kann er nichts abgewinnen, sie würden den Druck auf die Versorgung nur erhöhen. Montag hat daher ein Ideenpapier mit dem Namen „Vorschlag zur Anpassung der Vergütung von Apothekern“ vorgelegt, das er als Grundlage für eine bundespolitische Debatte sieht. Dieses Papier enthält im Wesentlichen folgende Punkte:
- – Der Fixzuschlag soll einmalig auf zehn Euro erhöht werden.
- – Hinzukommt ein Dynamisierungsfaktor, der zwischen Apothekerverband und GKV-Spitzenverband im Benehmen mit dem Verband der Privaten Krankenversicherungen ausgehandelt wird.
- – Der variable Anteil des Apothekenhonorars von 3 Prozent soll um eine dynamische Zuschlagskomponente“ ergänzt werden soll, die die Zinshöhe berücksichtigt.
- – Bei Rezepturen soll der Festzuschlag einmalig auf zehn Euro erhöht und dann dynamisiert werden.
- – Der Kassenabschlag soll um die Mehrwertsteuer bereinigt bei 1,49 Euro liegen, wenn die Kasse innerhalb von 48 Stunden zahlt. Bei einer Zahlung ab Tag acht und innerhalb zehn Tagen sollen nur noch 0,30 Euro berechnet werden, danach soll er sogar ganz wegfallen.
- – Die Vergütungen für die drei beratungsintensiven pDL (Medikationsberatung, Betreuung von Organtransplantierte und Betreuung bei oraler Antitumortherapie) sollen auf 120 Euro erhöht und dynamisiert werden.
– Die Notdienstgebühr soll von 2,50 auf 5 Euro angehoben werden. - – Skonti sollen auch über die 3,15-prozentige Spanne hinaus gesetzlich ermöglicht werden.
Mein liebes Tagebuch, da macht sich doch endlich mal einer konkrete Gedanken, wie unsere Vergütungen zumindest in Richtung einer realen Anpassung gestaltet werden könnten. Ob das Papier eine Chance hat, diskutiert zu werden? Montag will es jedenfalls der Arbeitsgemeinschaft Gesundheit der FDP-Fraktionsvorsitzendenkonferenz, deren Vorsitzender er ist, vorstellen. Natürlich muss man auch wissen: Das Papier ist vor dem Hintergrund entstanden, dass die FDP in Thüringen derzeit kaum Aussichten hat, auch weiterhin im Landtag von Thüringen vertreten zu sein – und im September wird im Freistaat gewählt. Da zählt jede Stimme, auch die von den Apothekers.
9 Kommentare
Alibi
von Reinhard Rodiger am 21.04.2024 um 15:19 Uhr
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schonungslos inkonsequent
von Dr. House am 21.04.2024 um 13:48 Uhr
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FDP _Thüringen
von Dr.Diefenbach am 21.04.2024 um 13:10 Uhr
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AW: @. Diefenbach zu Dr.Pieck
von Reinhard Rodiger am 21.04.2024 um 15:41 Uhr
Kl
von Michael Zeimke am 21.04.2024 um 10:12 Uhr
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Medien statt Wahlkreisbotschafter
von Annette Dunin von Przychowski am 21.04.2024 um 9:53 Uhr
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Bereit zur Wende?
von Ulrich Ströh am 21.04.2024 um 9:46 Uhr
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Fragen oder Tatsachen ?
von Martin Didunyk am 21.04.2024 um 9:22 Uhr
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„Gesundheit sichern. Die Apotheke“ richtig gut
von Annette Dunin von Przychowski am 21.04.2024 um 8:14 Uhr
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