BPhD-Positionspapier

Studierende machen sich für das Mehr- und Fremdbesitzverbot stark

Berlin - 14.05.2024, 15:15 Uhr

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) tagte am Himmelfahrts-Wochenende.  (Foto: BPhD)

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) tagte am Himmelfahrts-Wochenende.  (Foto: BPhD)


Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) stellt sich klar hinter das Mehr- und Fremdbesitzverbot im Apothekenwesen und lehnt eine weitere Liberalisierung des Markts ab. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das der Studierendenverband am vergangenen Freitag in Hamburg verabschiedet hat. Eine Vertretung der Approbierten durch PTA könne jedoch in bestimmten Situationen nützlich sein.

Sollten Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland mehr als eine Haupt- und drei Filialapotheken betreiben dürfen, wie von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant? Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) hat dazu eine klare Haltung: Bei ihrer Bundesverbandstagung am Himmelfahrt-Wochenende in Hamburg verabschiedeten die Delegierten ein Positionspapier mit dem Titel „Strukturpapier öffentliche Apotheke“, in dem sie diesem Vorhaben eine klare Absage erteilen.

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„Betreibende Apotheker*innen müssen über alle in den betroffenen Apotheken ablaufende Prozesse im Bilde sein, um gewissenhaft die Verantwortung zu übernehmen“, schreibt der Verband. Größere Verbünde als bisher erlaubt könnten aus Sicht der Studierenden „zu einer Distanzierung der betreibenden Apotheker*innen von ihrer eigentlichen Kernaufgabe, nämlich der nahbaren Gesundheitsversorgung und Führung der eigenen Apotheke sowie Mitarbeitenden, führen und im Gegenteil in einem Kettensystem enden“. Das wiederum bedrohe die Vielfalt im Apothekensektor, da Apothekenketten mit großer Kapitalmacht kleine Apotheken allein aufgrund ihrer Marktmacht verdrängen könnten. „Zudem führt aktuell nur eine Minderheit der Apotheker*innen eine, oder noch seltener mehrere Filialen, weswegen eine Erhöhung der Filialapotheken vermutlich ohnehin keine großen Auswirkungen auf das aktuelle System haben würde und damit keinen richtigen Lösungsansatz darstellt“, meint der BPhD.

Berufsstand soll Reformideen liefern

Gleichzeitig betonen die Studierenden, dass das Apothekensystem vor den wohl tiefgreifendsten Reformen seit langem stehe. „Diese sind nötig, denn das aktuelle Apothekensystem ist in seiner jetzigen Form nicht zukunftsfähig.“ Sie fordern den Berufsstand auf, die Notwendigkeit systematischer Reformen anzuerkennen und aktiv Ideen einzubringen, wie der Wandel gelingen kann. „Die Apotheke könnte beispielsweise die berechtigten Aufgaben der ursprünglich geplanten Gesundheitskioske, den Zugang zur Versorgung der Patient*innen mit besonderem Unterstützungsbedarf zu verbessern und die Versorgung zu koordinieren, gerade in sozial schwächeren Milieus, erfüllen“, schlägt der Verband vor.

Was die Vertretungsbefugnis Approbierter durch PTA betrifft, zeigt sich der BPhD allerdings offen, wenn auch in sehr begrenztem Umfang. „Im Einvernehmen mit der standespolitischen Vertretung der Pharmazeutisch-Technischen-Assistenz (PTA) könnte ein Konzept zur temporären telepharmazeutischen Vertretung ausgearbeitet werden, bei der bspw. eine PTA mit mehreren Jahren Berufserfahrung in Sonderfällen wie bspw. Krankheit, Verspätungen durch Stau, etc. ohne eine*n Apotheker*in die Apotheke betreut“, heißt es im Positionspapier. Dabei müsse jederzeit die Möglichkeit bestehen, telepharmazeutisch einen Apotheker oder eine Apothekerin zuzuschalten. Dies würde einerseits den PTA Aufstiegsmöglichkeiten und andererseits den Approbierten eine gewisse Flexibilität bieten.

Nacht- und Notdienst muss zukunftsfest werden

In den Blick nimmt der BPhD auch den Nacht- und Notdienst – das System in seiner aktuellen Form halten die Studierenden vor allem auf dem Land für dauerhaft nicht zukunftsfähig. Sie entwerfen eine erste Idee, wie eine Weiterentwicklung aussehen könnte. „Beispielsweise könnten hierfür Arzneimittel-Abgabestationen an der öffentlichen-Apotheke etabliert werden, die mit kammergeführten zentralisierten telepharmazeutischen Beratungszentren gekoppelt sind, welche remote die Krankenkarte der Patient*innen auslesen, auf hinterlegte E-Rezepte zugreifen, pharmazeutisch beraten und über die mit dem Kommissioniersystem verbundene Abgabevorrichtung Arzneimittel abgeben können“, schreibt der Verband. „So könnte eine große Anzahl von Apotheken von wenigen Apotheker*innen betreut werden, während gleichzeitig die pharmazeutische Beratung beibehalten und die wohnortnahe Apotheke als Arzneimittelanlaufstelle, auch bei Nacht und Not, gestärkt wird.“

Neben dem Strukturpapier öffentliche Apotheke beschloss die Delegiertenversammlung in Hamburg einige weitere Positionspapiere, etwa zu den Themen E-Rezept, Impfangebote in Apotheken, Rahmenbedingungen in der praktischen Ausbildung, Geschlechtergerechtigkeit in der Pharmazie sowie Gleichpreisigkeit von verordneten Arzneimitteln und Rx-Versandverbot. Die Positionspapiere stehen hier auf der Website des Verbands zum Download bereit.


Christina Grünberg (gbg), Apothekerin, Betriebswirtin (IWW), DAZ-Redakteurin
cgruenberg@daz.online


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1 Kommentar

Mehr- und Fremdbesitzverbot

von Roland Mückschel am 14.05.2024 um 17:17 Uhr

Eigenartig wie konservativ diese Speerspitze
sein kann.
Ich glaube nicht dass man euch ernst nehmen muss.

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