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Der Weltapothekerverband FIP hält Apotheken ohne Apotheker*innen für gefährlich. Das hat er in einem Schreiben anlässlich der Reformpläne in Deutschland deutlich gemacht. Dass Apotheken ohne Apotheker*innen betrieben werden dürfen, ist laut FIP weltweit die Ausnahme und vor allem in den Regionen Afrika und Südostasien zu finden.
Apotheken ohne Approbierte, wie es im Referentenentwurf für das Apotheken-Reformgesetz vorgesehen ist, sind für die Apothekerschaft ein No-Go. Rückendeckung gab es in dieser Sache vom Weltapothekerverband FIP. In einem Brief an ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, ABDA-Geschäftsführer Arzneimittel Martin Schulz und den ABDA-Europavertreter Jens Gobrecht warnte der Verband mit Blick auf die geplante Änderung vor einer „erheblichen Verschlechterung der Qualität des Apothekenbetriebs und der Standards der Patientenversorgung“. Zur Erläuterung schreibt der FIP-Vorsitzende Paul Sinclair, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel keine normalen Handelswaren seien, sondern „hochwirksame, streng regulierte Präparate, die nur unter strenger, fachlicher Aufsicht eines Apothekers abgegeben werden sollten“. Man finde zwar weltweit Beispiele dafür, dass die Präsenzpflicht von Apothekern nicht vorgeschrieben ist. Diese seien aber beschränkt auf Länder „mit weniger strengen Berufsvorschriften oder unzureichenden Kapazitäten an Apothekern“. Auf Deutschland treffe das nicht zu.
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Doch welche Länder sind das? Laut „FIP Global Community Pharmacy Report (2021)“ ist es in 84 Prozent der Länder vorgeschrieben, dass eine öffentliche Apotheke von einem Apotheker geleitet werden muss. Wenn Apotheken ohne Approbierte betrieben werden dürfen, sei das in der Regel darauf zurückzuführen, dass es nicht genügend Apotheker gibt und trotzdem irgendwie der Zugang zu Arzneimitteln ermöglicht werden soll, oder auf eine Politik, die Apotheken nicht als Gesundheitseinrichtungen definiert. Beides sei aber in der Regel nur in Ländern außerhalb Europas der Fall, so eine FIP-Sprecherin.
Apotheker-zu-Apotheken-Verhältnis < 1 in Afrika und Südostasien
Der FIP Global Community Pharmacy Report liefert dazu weitere Zahlen. Denn neben vielen anderen Dingen erhebt die FIP auch das Verhältnis von öffentlichen Apotheken zu Apothekern. Dieses biete die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit, in Betracht auf Patientenversorgung und pharmazeutische Dienstleistungen zu quantifizieren, heißt es. Demnach liegt der Durchschnitt über alle erfassten Länder bei 1,88 Apotheker*innen pro Apotheke. Ein Apotheker-zu-Apotheken-Verhältnis unter eins und damit das schlechteste weltweit gibt es in den Regionen Afrika (0,86) und Südostasien. Dies deute darauf hin, dass es in einzelnen Apotheken keine Apotheker*innen gebe oder ein*Apotheker*in mehreren Apotheken tätig sei. In den Augen der FIP könnte dies den Zugang zu pharmazeutischer Versorgung gefährden. Auch für die Arzneimittelabgabe unter Aufsicht von Apotheker*innen sei das keine gute Voraussetzung.
Insgesamt sei den Jahren 2016 bis 2020 die Zahl der Apotheker*innen pro Apotheke um 8,67 Prozent gestiegen. Allerding sei dies allein auf Zuwächse in Europa und in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen zurückzuführen. Es sei besorgniserregend, dass in allen anderen Regionen der Welt der Index sinke.
Die FIP befasst sich also nicht erst seit Karl Lauterbachs Reformplänen damit, dass Apotheken ohne Apotheker*innen betrieben werden – bislang allerdings in ganz anderen Teilen der Welt. Sie hat eine Reihe von Grundsatzerklärungen abgegeben, die die Notwendigkeit der Anwesenheit eines Apothekers in den Apotheken unterstützen, darunter "The role of pharmacists in promoting patient safety" (2020). Somit ist es nur folgerichtig, dass die FIP die ABDA unterstützt und darauf hinweist, dass jeder Schritt in Richtung Arzneimitteltherapie ohne Apotheker falsch und unsicher ist und unvorhersehbare Folgen haben wird.
1 Kommentar
Folgerichtig
von Stefan Haydn am 01.07.2024 um 9:11 Uhr
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