Schweiß, lass nach!

Wie man Schwitzen in den Griff bekommt

26.07.2024, 12:15 Uhr

Schwitzen ist wichtig für die Temperaturregulation, kann aber auch zur Belastung werden. (Foto: Cunaplus / StockAdobe.com)

Schwitzen ist wichtig für die Temperaturregulation, kann aber auch zur Belastung werden. (Foto: Cunaplus / StockAdobe.com)


Wenn die Temperaturen steigen, wird er wieder zum alltäglichen Begleiter: der Schweiß. Frisch aus den Poren kommend noch geruchlos fängt er schon nach kurzer Zeit durch die bakterielle Zersetzung an zu müffeln. Doch warum schwitzen wir überhaupt? Wie kann Menschen, die übermäßig schwitzen, geholfen werden? Und welche Inhaltsstoffe wirken eigentlich in einem Deodorant?

Schweiß wird von den Schweißdrüsen in der Haut produziert und über die Poren auf die Hautoberfläche gebracht. Er besteht hauptsächlich aus Wasser, Natriumchlorid, Harnstoff, Kohlenhydraten, Proteinen, Fetten und Botenstoffen. Auf der menschlichen Haut sind über drei Millionen Schweißdrüsen in unterschiedlicher Dichte verteilt. 

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Die meisten davon befinden sich an Fußsohlen, Handflächen und Stirn, keine hingegen lassen sich an den Lippen und der Eichel finden. An normalen Tagen schwitzt der Mensch zwischen 100 und 200 ml Flüssigkeit an Händen, Füßen, Hautfalten und in den Achseln aus. An heißen Sommertagen können es je nach Aktivität auch mal mehrere Liter sein.

Warum wir schwitzen

Neben einer warmen Umgebung können auch Nervosität, Stress und Fieber Schwitzen auslösen. Schweiß hat zwei Funktionen: Zum einen dient er der Temperaturregelung und kühlt den Körper über Verdunstung auf der Haut herunter. Zum anderen sind die Schweißdrüsen zusammen mit den Talgdrüsen für die Produktion des Säureschutzmantels verantwortlich. Dieser Hydrolipidfilm besitzt einen pH-Wert von etwa 4,5 und schützt die Haut vor dem Austrocknen und schädlichen Einflüssen von außen. Deshalb ist es wichtig, den Säureschutzmantel auf der Haut zu erhalten und die Haut zu schützen und zu pflegen. Die menschliche Haut ist besiedelt von verschiedenen Bakterien (unter anderem Staphylokokken und Corynebakterien). Dabei kann die Zusammensetzung des Hautmikrobioms, die hauptsächlich durch Hormone, Alter und Geschlecht vorgegeben ist, auch durch die Nahrung und Kleidung beeinflusst werden. So gibt es Hinweise, dass eine Ernährung mit viel Joghurt, Vollkornprodukten, Haferflocken, Sauerkraut, Blaubeeren, Kefir oder Leinsamen ein gesundes Hautmikrobiom fördern kann. Ähnliches gilt für die Kleidung. Die verwendeten Stoffe können entweder die Haut schützen oder sogar den Säureschutzmantel zerstören. Empfehlenswert sind Kleidungsstücke aus reiner Baumwolle, Leinen oder Seide, weil die Haut darunter gut atmen kann und man weniger schwitzt.

Wenn Schwitzen krank macht

Aber nicht jedes Schwitzen ist harmlos. Tritt Schweiß unkontrolliert, in hohem Maße oder auch vermehrt in der Nacht aus, sollte man den Arzt konsultieren. Übermäßiges Schwitzen kann krankhaft werden und die Betroffenen in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigen. Bei Hyperhidrose kann es in den betroffenen Hautarealen zu Rötungen und Entzündungen kommen. Unter ihr leiden 1 bis 2% der deutschen Bevölkerung. Die Ursache einer Hyperhidrose ist oft unklar, manchmal können Infektionen, Stoffwechselstörungen oder Tumorerkrankungen verantwortlich sein. Bevor die Diagnose Hyperhidrose gestellt werden kann, muss an der Hand eine Schweißmenge von 20 mg/min pro Hand­fläche und 50 mg/min in der Achselhöhle gemessen werden. Ab dieser Grenze spricht man von Hyperhidrose und erst dann wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen. Wenn die lokale Therapie mit einem Deodorant nicht ausreicht, greift der behandelnde Arzt oft auf Anticholin­ergika wie Glycopyrroniumbromid, Injektionen mit Botulinumtoxin A oder operative Verfahren zurück (s. Artikel „Schweißgebadet. Was bei übermäßigem Schwitzen hilft.“ von Claudia Bruhn, DAZ 2023, Nr. 28, S. 38).

Übler Geruch erst durch die Bakterien

Frischer Schweiß, der aus den Drüsen kommt, ist geruchslos und wird erst beim Zersetzen durch Bakterien in unangenehm riechende Stoffe wie Ameisensäure, Buttersäure oder Essigsäure aufgespalten. Deodorants, die auf die trockene und gereinigte Haut aufgetragen werden, sind Körperpflegeprodukte, die vor allem in den Achselhöhlen zur Vermeidung von Schweißgeruch angewendet werden. Dabei wird unterschieden, ob das Deodorant die Schweißsekretion reduzieren (z. B. Aluminiumchlorid-haltige Deodorants), die für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen verringern (z. B. mit Hilfe von Zink-Salzen) oder den Schweißgeruch mittels Duftstoffen übertünchen soll (s. Tabelle). Deodorants werden als Roller, Sprays, Cremes und Stick angeboten. Ein Spray ist hygienischer als ein Deoroller, da beim ersten Nutzen die hauteigenen Bakterien über die Oberfläche des Rollers in das Innere der Flasche transportiert werden.

Tab.: Auswahl von in der Apotheke erhältlichen Deodorants und deren Inhaltsstoffe [Produktinformationen der Hersteller]
AnbieterProduktHauptinhaltsstoffeHinweise
Beiersdorf

Eucerin Roll-on

48 h 0% Aluminium

Polyquaternium-16:

reduziert geruchsbildende Bakterien

ein- bis mehrmals täglich
24 h-Deodorant Roll-onAluminiumchlorhydrattäglich
48 h-Antitranspirant-DeoAluminiumchlorhydrattäglich
Dado-cosmedDadosens Deosensitive Deospray

Zitronensäuretriethylester: wirkt desodorierend

Farnesol: antimikrobiell

Aloe Vera: antientzündlich, beruhigend

für empfindliche Haut

täglich

Dr. HauschkaRosen Deomilch

Zink

Natürliche ätherische Öle, u. a. Rosenwasser zur Beduftung, Frauenmantelessenz zur Feuchtigkeitsregulierung

ein- bis mehrmals täglich
Salbei-Minze Deomilch

Salbei und Zaubernuss:

antimikrobiell und adstringierend

ein- bis mehrmals täglich
FagronAluminiumhydroxid Roll-on 20%20% Aluminiumchlorideinmal pro Woche
L’Oréal DeutschlandVichy 24 h Deo-Spray

Zink: wirkt antibakteriell

Milchsäure: reguliert den pH-Wert und wirkt antibakteriell

täglich
Vichy Deo Anti Transpirant Roll-on 48 hDialuminiumchloridpentahydroxid: verengt die Schweißdrüsen und verringert so die Schweißabsonderungtäglich bis alle zwei Tage
Vichy Antitranspirant Creme 7 Tage WirkungDialuminiumchloridpentahydroxidbei starker Hitze und sportlicher Betätigung
La Roche-Posay Physiologischer Deo Roll-on 24 h

Zink

Perlit: mildert Feuchtigkeit

Allantoin: wirkt beruhigend

für empfindliche Haut
La Roche-Posay Physiologisches Deo-Spray 48 h

Magnesiumoxid: wirkt schweiß­absorbierend

Allantoin

für empfindliche Haut
Louis WidmerDeo Dry Stick

Aluminiumchlorhydrat

Ethylhexylglycerin: reduziert geruchsbildende Bakterien

täglich

auch an den Händen und Füßen

MDM Healthcare DeutschlandOdaban Antitranspirant-Spray1,5 µg Aluminiumchlorid/Sprühstoßein- bis zweimal pro Woche
Medipharma CosmeticsOlivenöl-Deoroller

Aluminiumchlorhydrat

Olivenöl

Zitronenöl

ein- bis mehrmals täglich
SebapharmaSebamed Frische Deospray

Zitronensäuretriethylester: wirkt desodorierend

Menthol: kühlt, erfrischt

Bisabolol: wirkt hautberuhigend

ein- bis mehrmals täglich
Syneo CosmeticsSyneo 5 AntitranspirantAluminiumchlorid u. a.alle fünf Tage
Weleda24 h-Deo Roll-on Citrus

Zitronenöl: zur Beduftung

Auszug aus Süßholzwurzel: antimikrobiell und beruhigend

Hamamelis-Destillat: beruhigt

täglich

 

Gefährliches Aluminium?

Aluminium hat die Eigenschaft, die Poren zu verstopfen, und so das Austreten des Schweißes aus den Schweißdrüsen zu verhindern. Durch seine antibakterielle Wirksamkeit reduziert es außerdem den Schweißgeruch. Die meisten im Handel erhältlichen Deodorants enthalten 3 bis 7%, 10%, 15% oder 20% Aluminium-Salze. Die Wirkdauer hängt dabei von der Aluminium-Konzentration ab. Einige Hersteller von hochdosierten Aluminiumdeos geben eine Wirkdauer von bis zu fünf Tagen an (s. Tabelle).

Vor ein paar Jahren wurden aluminiumhaltige Deos stark kritisiert, weil sie im Verdacht standen, das Risiko für Alzheimer und Brustkrebs zu erhöhen. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist diese Kritik jedoch nicht mehr haltbar. In seiner aktuellsten Stellungnahme vom 6. Oktober 2023 resümiert das Bundesinstitut für Risiko­bewertung, dass „[…] die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den regelmäßigen Gebrauch von aluminiumhaltigen Kosmetika insgesamt nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand sehr niedrig ist“. Grundlage für die Bewertung waren drei Humanstudien, in denen die dermale Bioverfügbarkeit von Aluminium aus Aluminiumchlorid-haltigen Antitranspirantien untersucht worden war. Um zu unterscheiden, welche Aluminiummenge im Körper auf die Aufnahme über die Haut und welche auf andere Quellen, wie zum Beispiel über Lebensmittel zurückzuführen ist, wurden in allen drei Untersuchungen Deo-Formulierungen mit dem seltenen, radioaktiv markierten Aluminium-26 eingesetzt.

Was sind eigentlich Kristalldeos?

Kristalldeos enthalten Aluminium-Kalium-Sulfat und wirken genauso wie die herkömmlichen Aluminium-Deos mit Aluminiumchlorid als wirksamem Bestandteil. Die Aluminiumsalze verstopfen die Poren und der Schweiß kann nicht aus den Poren austreten.

Hersteller, die auf Aluminiumsalze verzichten, setzen auf starke ätherische Öle, zum Beispiel aus Zitrone, Orange, Vanille, Grapefruit, Lavendel oder Zedernholz, die den Geruch nach Schweiß übertünchen sollen. Wie funktionieren aber Deos mit 0% Aluminium, die mit einer Wirkung von 24 oder auch 48 Stunden werben? Diese enthalten häufig Zink-Salze oder andere antibakteriell wirksame Inhalts­stoffe, welche die für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen verringern sollen.

Gegen Stinkefüße

Neben Deos kann bei übermäßigem Schwitzen an nässenden Handflächen, Fußsohlen und Achseln die Salbe Anti­hydral® eingesetzt werden. Wenn das darin enthaltene Methenamin (Hexamethylentetramin) mit saurem Schweiß in Berührung kommt, wird Formaldehyd freigesetzt, welches mit den Proteinen im Schweiß reagiert und diese ausfällt. Dabei bestimmt die Stärke der Schweißsekretion die Höhe der Formaldehydabspaltung. Die enthaltenen Pudersubstanzen wirken zusätzlich austrocknend. Die richtige Anwendung ist entscheidend für den Erfolg. Die Paste darf nicht zu dick aufgetragen werden, weil sie sonst unschöne Effekte zeigt, die an Radiergummi-Rückstände erinnern. An den Füßen wird Antihydral® zu Beginn zweimal pro Woche dünn aufgetragen, am besten über Nacht in Kombination mit Socken. Die Wirkung setzt nach ein bis zwei Wochen ein. Um ein übermäßiges Austrocknen und Sprödewerden der Haut zu vermeiden, sollte zusätzlich eine rückfettende Pflegesalbe eingesetzt werden. Gegen Fußschweiß helfen außerdem Einlagen mit antibakteriell wirksamen Silberfäden oder Silberionen-haltige Sprays (z. B. Hansaplast® Fußspray Silver Active). Einlagen aus Zedernholz oder Zimt mit Aktivkohle weisen eine große Oberfläche auf und können den übermäßigen Schweiß aufsaugen. Fußbäder mit Salbei wirken austrocknend, wohingegen Fußbäder mit Eichenrinde die Schweißdrüsen zusammenziehen. Fuß­puder (z. B. Gehwol® Fußpuder) kann sowohl in die Schuhe als auch direkt auf die Haut aufgestreut werden und saugt dort den Schweiß auf.

Hormone und Körpergewicht

Auch Hormonumstellungen können für vermehrtes Schwitzen verantwortlich sein. So leiden viele Frauen in der Menopause unter Schwitzattacken. Hier ist es ratsam, zusätzlich systemisch zu therapieren, zum Beispiel mit Sweatosan® Tabletten. Der enthaltene Salbeiextrakt reduziert die Schweißbildung. Betroffene Frauen sollten zwei- bis dreimal täglich ein bis zwei Tabletten einnehmen. Größere, voluminöse Menschen schwitzen generell mehr als kleine zierliche Personen. Abnehmen hilft also dabei, weniger zu schwitzen. Auch Sport ist förderlich, wenn man unter starkem Schwitzen leidet. Durch die körperliche Aktivität werden die Schweißdrüsen vergrößert und die Regulation verbessert. Man schwitzt nicht so schnell und so stark, das Schwitzen wird sozusagen trainiert.

Literatur

Antihydral-Salbe. Informationen der Firma Robugen GmbH&Co. KG aus Esslingen, www.robugen.de/antihydral-salbe.html, Stand 11. Juli 2024

Antwerpes F. Säureschutzmantel. DocCheckFlexikon, Stand 11. Juni 2015

Bach B. Wenn Corynebakterien krank machen. Informationen der Ärzte Zeitung, Stand: 9. November 2021

Bruhn C. Schweißgebadet. Was bei übermäßigem Schwitzen hilft. Deutsche Apotheker Zeitung 2023, Nr. 28, S. 38

Das S. Exzessives Schwitzen. MSD Manual, Ausgabe für Patienten, Stand April 2022

Geisslinger G et al. Mutschler – Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage 2019, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Schoot C. Gesundheit kannst du lernen – Der Podcast:. Hinter den Fasern: Wie deine Kleidung deine Gesundheit beeinflusst, 14. Februar 2024

Adler Y. Ist das noch gesund? - Der Gesundheitspodcast der Techniker Krankenkasse über das Schwitzen. 17. Mai 2021

Neue Studien zu aluminiumhaltigen Antitranspirantien: Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Aluminium-Aufnahme über die Haut sind unwahrscheinlich. Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung 2023;045, 6. Oktober 2023, doi: 10.17590/20231006-150131-0

Raab W, Kindl U. Pflegekosmetik Ein Leitfaden. 5., neu bearbeitete Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2012

Römer G. Deodorant. DocCheckFlexikon, Stand 3. September 2012

Tretter G. Antihydralsalbe bei Schweissfüßen? a-t 1999;11:118, www.arznei-telegramm.de/html/1999_11/9911118_02.html


Apothekerin Daniela Naumburger


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