Systematische Übersichtsarbeit erschienen

Was den Erfolg einer Biologika-Therapie bei Psoriasis beeinflusst

Stuttgart - 29.08.2024, 07:00 Uhr

In der Metaanalyse wurden 40 Studien mit über 21.000 Teilnehmern ausgewertet, darunter neun randomisierte kontrollierte Studien und 31 Beobachtungsstudien. (Foto: Nikkikii / AdobeStock)

In der Metaanalyse wurden 40 Studien mit über 21.000 Teilnehmern ausgewertet, darunter neun randomisierte kontrollierte Studien und 31 Beobachtungsstudien. (Foto: Nikkikii / AdobeStock)


Verschiedene Faktoren können die Wirksamkeit bei der Behandlung von Psoriasis beeinflussen. Dänische Wissenschaftler untersuchten dies in einer aktuellen systematischen Übersichtsarbeit.

Weltweit leiden mehr als 100 Millionen Menschen an der chronischen, immunvermittelten Hauterkrankung Psoriasis, umgangssprachlich auch bekannt als Schuppenflechte. Je nach Schweregrad werden topische, Photo- oder systemische Therapien bei der Behandlung eingesetzt. Biologika, die auf verschiedene Interleukine oder den Tumor-Nekrose-Faktor(TNF)­-alpha abzielen, zeigen zwar hohe Wirksamkeit, jedoch nicht bei allen Patienten das gewünschte Ansprechen, was oft einen Wechsel des Biologikums erforderlich macht. 

In einer aktuellen Metaanalyse aus Kopenhagen wurden die Zusammenhänge zwischen individuellen Patientenmerkmalen und der Wirksamkeit dieser Therapien untersucht.

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Insgesamt wurden 40 Studien mit über 21.000 Teilnehmern ausgewertet, darunter neun randomisierte kontrollierte Studien und 31 Beobachtungsstudien. Der primäre Endpunkt war der Psoriasis Area and Severity Index (PASI) 90 nach 26 Wochen (sechs Monaten). Ein PASI-90-Ansprechen entspricht einer 90%igen Verbesserung der Symptome im Vergleich zum Behandlungsbeginn.

Biologika-Wechsel, BMI-­Anstieg und Rauchen als negative Faktoren identifiziert

In der Analyse der Beobachtungsstudien wurden mehrere Faktoren identifiziert, die das Ansprechen auf Biologika negativ beeinflussen: Patienten mit „Bioexperience“, die also bereits früher mit Biologika behandelt wurden, hatten mit starker Evidenz ein schlechteres Ansprechen (Odds Ratio [OR] = 0,44; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,29 bis 0,67). Zudem zeigte sich eine mäßige bis starke Evidenz dafür, dass jeder Anstieg des Body-Mass-Index (BMI) um eine Einheit den Behandlungserfolg verschlechtert (OR = 0,96; 95%-KI = 0,94 bis 0,99). 

Als weiterer Faktor wurde das Rauchen identifiziert: Sowohl gegenwärtiges (OR = 0,78; 95%-KI = 0,66 bis 0,91) als auch früheres Rauchen (OR = 0,81; 95%-KI = 0,67 bis 0,98) wirkten sich nachteilig auf das Erreichen eines PASI 90 nach sechs Monaten aus. Zudem gab es geringfügige Hinweise darauf, dass ein höheres Alter das Therapieansprechen negativ beeinflusst (OR = 0,99; 95%-KI = 0,98 bis 1,00). In den randomisierten kontrollierten Studien war nur ein BMI von 30 oder höher signifikant negativ mit dem Therapieerfolg assoziiert (PASI 90 nach 3 Monaten: OR = 0,57; 95%-KI = 0,48 bis 0,66). 

Es konnte dagegen nicht nachgewiesen werden, dass andere Faktoren wie Geschlecht, Krankheitsdauer, Diabetes, Bluthochdruck oder Psoriasis-Arthritis das Ansprechen auf Biologika beeinflussen. Subgruppenanalysen und damit ein differenzierter Vergleich der einzelnen Biologika waren aufgrund der geringen Anzahl von Studien ebenfalls nicht möglich.

Im Diskussionsteil wird betont, dass Patienten mit höherem Körpergewicht häufig niedrigere Wirkstoffkonzentrationen bei Standarddosen aufweisen. Das könnte durch Gewichtsreduktion oder Dosisanpassung verbessert werden. Zudem könnte Raucherentwöhnung den Schweregrad der Psoriasis potenziell verringern, hierzu fehlt gesicherte Evidenz.

Nach den Erkenntnissen der Autoren deuten die Beobachtungsstudien darauf hin, dass „Bioexperience“ die klinische Eigenschaft mit der stärksten Assoziation zum Behandlungserfolg sei. Allerdings gebe es verschiedene Gründe für einen Biologika-Wechsel – wie unerwünschte Ereignisse, die Teilnahme an klinischen Studien oder Kosten. Diese Gründe werden zwar selten berichtet, können die Ergebnisse aber beeinflussen. Die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Therapieversagern könnte ebenfalls eine wichtige Störvariable sein. Eine Dosisanpassung könne bei Patienten, die auf die Therapie nicht mehr ansprechen, manchmal die Wirksamkeit verbessern.

Zusammenfassend zeigt die Meta­analyse, dass höheres Alter, frühere Behandlungen mit Biologika, ein hoher BMI und Rauchen negativ mit den Behandlungsergebnissen bei Psoriasis-Patienten assoziiert sind. Es mangelt an Erkenntnissen darüber, ob diese und andere Faktoren je nach Biologika-Therapie variieren. Zukünftige Studien könnten dabei helfen, die Therapie der Schuppenflechte auf der Grundlage von individuellen Patientenmerkmalen zu optimieren. 
 

Literatur

Hjort G et al. Clinical Characteristics Associated With Response to Biologics in the Treatment of Psoriasis. JAMA Dermatology 2024, doi: 10.1001/jamadermatol.2024.1677


Pauline Winter, Apothekerin


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