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Zulassungsempfehlung nach langem Ringen
Das war 2024: Startschuss für den ersten Alzheimer-Antikörper
Im November gab die Europäische Arzneimittel-Agentur mit ihrer Zulassungsempfehlung für Lecanemab den Startschuss für den ersten Antikörper gegen Alzheimer in Deutschland. Für die Empfehlung hatte es zwei Anläufe gebraucht: Im Juli 2024 hatte sich die EMA noch gegen eine Zulassung ausgesprochen.
In den USA, Japan, China, Südkorea, Großbritannien und Israel ist Lecanemab in Leqembi™ bereits auf dem Markt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hingegen hatte sich zurückgehalten, Antikörper gegen Aβ-Plaques zur Zulassung zu empfehlen. Im Juli 2024 hatte sie gegen eine Zulassung von Lecanemab votiert, weil die beobachtete Wirkung das Risiko von Nebenwirkungen nicht aufwiegen würde. Unter anderem sah die europäische Behörde die Hinweise kritisch, dass Patienten unter der Therapie mit Lecanemab Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) entwickeln können, zum Beispiel Hirnödeme und Mikroblutungen. Diese kommen dadurch zustande, dass sich Amyloid-Fibrillen, gegen die sich Lecanemab richtet, auch an den Wänden der Blutgefäße im Gehirn befinden. Werden sie dort von den Antikörpern attackiert, kann es zur Schädigung der Gefäßwand und zum Austritt von Flüssigkeiten kommen. Eisai GmbH, das pharmazeutische Unternehmen hinter Lecanemab, hatte deshalb weitere Daten mit einer genaueren Subgruppenanalyse vorgelegt, sodass der initiale Negativbescheid revidiert und die Zulassung von Lecanemab für eine bestimmte Patientengruppe im November 2024 dann doch durch die EMA empfohlen wurde.
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Das Besondere an Lecanemab und Antikörpern gegen Beta-Amyloid-Proteine ist, dass es im Gegensatz zu den bisherigen anderen bei Alzheimer zugelassenen Arzneimitteln nicht symptomatisch wirkt, sondern an den molekularen Mechanismen der Erkrankung ansetzt. Nach bisherigen Daten gewinnen Patienten ein halbes Jahr ohne Krankheitsprogression, aber auch Antikörper gegen Amyloid-β-Plaques können Alzheimer nicht heilen. Es bleibt zudem die Ernüchterung, dass das Arzneimittel nur für eine kleine Patientengruppe von wahrscheinlich circa 800 Personen in Deutschland infrage kommt. So ist Lecanemab nur bei leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Demenz in einem frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit wirksam. Patienten mit zwei Allelen für das Gen ApoE4 haben ein hohes Risiko für ARIA und dürfen den Antikörper deshalb nicht erhalten. Das macht eine genetische Testung vor Therapiebeginn erforderlich, und Patienten müssen mehrfach im MRT untersucht werden. Auch könnte sein, dass Frauen weniger von der Therapie profitieren als Männer.
Forschung seit 20 Jahren
Lecanemab ist nicht der einzige und erste Antikörper gegen Aβ-Proteine. Diese werden seit über 20 Jahren von verschiedenen Firmen entwickelt. Unter anderem wurde Donanemab (Kisunla®) 2024 von der FDA zugelassen, Aducanumab (Aduhelm®) 2019, allerdings wurde dessen Zulassung 2021 von der FDA zurückgezogen. Die Bewertung von Donanemab durch die EMA wird für 2025 erwartet.
Es ist nicht klar, wie lange eine Therapie mit Lecanemab durchgeführt werden soll und sinnvoll ist. Umso wichtiger scheint die Prävention einer Demenz. Die Lancet-Commission hatte im August 2024 eine Analyse veröffentlicht, in der sie vierzehn beeinflussbare Risikofaktoren identifizierte. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass sich 45% der Demenzen durch Prävention vermeiden oder verzögern lassen (DAZ 38, S. 44).
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