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Glaeske hat es nur kurze Zeit in der Apotheke ausgehalten. Dann begann er, das zu werden, was ihn heute zum bekanntesten Scharfrichter arzneimittelbezogener Fragen macht. Er füllt das Vakuum, das ihm eine defensive, arrogante, nicht nach außen gerichtete Standesvertretung lässt.
Glaeske wurde zum Vertreter der reinen Lehre. Der Kontakt zur banalen Wirklichkeit verkäuferischen Überlebens ging dabei verloren. Unverständnis der Marktbedingungen und gekonntes Ausklammern alles Störenden, führen zu gefährlich einseitiger Sichtweise, die sich in den politischen Handlungen spiegelt.
Glaeske findet immer, was er sucht, denn keiner ist perfekt. Er sucht schwache Leistungen, um sie einerseits zu Recht auf zu spießen und andererseits den Spielraum zur Abwertung zu haben. Das Herausarbeiten von Schwächen ist dann kontraproduktiv, wenn dadurch systemisches Strangulieren entstehen kann. Es ist auch eine Methode, die Verantwortung zu delegieren. Es geht nicht wirklich um die Eliminierung von Defiziten, sondern um die Erzeugung von Druck. Es handelt sich um das gleiche Geschäftsmodell wie bei den Kammern. Die Botschaft ist: Die Klientel ist bemüht, aber schafft es (ohne uns) nicht.
Es wird völlig ausgeblendet, dass es Voraussetzungen gibt, die geschaffen werden müssen. Erst dann kann Verantwortung delegiert werden. Doch hier geschieht das vorher. Positive Botschaften schaffen keine Lust zur Veränderung, negative schon. Aber eben auf der falschen Seite. Das ergibt Schwächung, nicht Stärkung.
Selektives Tuning der Politik
Dass das Verhältnis zur Standesvertretung und die Erfahrung einer fundierten Unwilligkeit, sich neuen Entwicklungen zu stellen, maßgeblichen Einfluss auf sein Denken hat, ist nachvollziehbar. Dass der Apotheke als integraler Bestandteil des Gesundheitswesens in seinen Gutachten kaum Raum gegeben wird, ist vor diesem Hintergrund verständlich. Die Folge ist, dass die Politik dies im Verbund mit seiner öffentlichen Negativ-PR als Signal der funktionalen Bedeutungslosigkeit bewertet und danach handelt.
Der wichtigste Mechanismus ist die konsequente Machtstärkung der Krankenkassen unter völligem Verzicht auf Kritik an deren offensichtlichem Machtmissbrauch. Dem Nutzen der Krankenkassen wird alles untergeordnet.
Hier wird sorgfältig differenziert. Gefördert wird nur der Gedanke der integrierten Versorgung, entsprechende Selektivverträge werden als Lösung angeboten. Nicht erwähnt wird, dass Selektivverträge primär als Druckmittel dienen und die Macht der KK stärken. Bislang lassen die KK nicht erkennen, dass sie ein Interesse an fairem Umgang haben.
Richtig ist allerdings, dass sie sich als Partner verhalten sollten, um als Partner gesehen werden zu können. Bisher führt so ungeniert ausgeübte Marktmacht zu Erpressung statt Partnerschaft. Zu den Folgen zB Lieferengpässe, Retax , Inko, Hyperrabatt etc ist nichts zu hören. Es gehört eben dazu, das alles auszublenden.
Rentabilität von Kassengnaden?
Das Funktionieren des Versorgungs-Alltags hängt von der Lebensfähigkeit der Betriebe und ihrer Verteilung ab. Jedenfalls gilt dies, solange die „Post“ nicht ausreicht. Die Grundlage unabhängiger Beratung ist finanzielle Unabhängigkeit und regionale Verteilung. Sie basiert auf der Anerkennung des Auftrags, dessen Prozessende Ertrag braucht. Dieser Ertrag wurde systematisch geschleift. Widerstand durch Mobilisierung wird jedoch als Grund für politisches Frostwetter verortet.
Dabei wird die Unehrlichkeit der Finanzierung übergangen. Wer die heute geleistete soziale, arztentlastende und Verbraucher schützende Funktion nicht berücksichtigt, fördert bewusst die falsche Gewichtung des Nutzens. Denn nur durch Kleinreden des Alltags-Nutzens steigt die Bedeutung von Spezialtätigkeiten. Weder der wahre Nutzen noch dessen ehrliche Kosten und Einsparungen werden einbezogen. Das ist schon geschickt. Die Entwertung der Grundlagenversorgung als Motivation! Das taugt nur für wenige.
Vor diesem Hintergrund zu argumentieren, weniger Apotheken lösen das Problem, ist irreführend. Es kommt auf die Lage an. Es bedeutet bisher nur eine weitere Konzentrierung und höhere Arbeitsdichte bei weniger Leistungsnotwendigkeit. Wenn dann noch empfohlen wird, sich am Umsatz zu orientieren, also den OTC-Bereich zugunsten des Rx-Marktes zu vernachlässigen, zeigt sich das Unverständnis der Marktgegebenheiten oder eben die bedingungslose KK-Orientierung. Denn Volumen mässig sind beide Bereiche in der gleichen Größenordnung.
Angesichts dieser Gewichtung bedeutet Konzentration auf Rx Vernachlässigung einer Hauptaufgabe und noch größere Abhängigkeit von der ungleichen Machtverteilung. Das hat mit Stärkung der Position der Apotheken nichts zu tun, sondern es geht um Stärkung der KK-Position. Die Förderung des Versands ist der Preis. Auch das schwächt die Apotheken, besonders, weil Kritik an Versandpraktiken und Verbraucherrisiken ausgeblendet wurde.
Zukunftsfähigkeit durch Differenzierung?
Solange die Systemüberlegenheit der gesetzlichen Krankenkassen und deren rüde Umgangsform substantiell unwidersprochen bleibt, ist Differenzierung ein Mittel zum Zweck der Machtausweitung. Eine Stärkung der Apothekenposition ergibt sich nicht durch Aberkennung des Alltagsnutzens und das Erwecken von Zukunftshoffnung, die nur in verstärkte Abhängigkeit mündet. Dabei ist es wohl richtig gesehen, dass der Widerstand ausbleibt, wenn er nicht erzwungen wird.
3 Kommentare
Rodiger übersieht ?
von Reinhard Rodiger am 22.07.2016 um 16:16 Uhr
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Glaeske selektiert
von Gerd Glaeske am 22.07.2016 um 13:08 Uhr
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AW: Re
von Peter Lahr am 22.07.2016 um 18:01 Uhr
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