Apotheke und GKV

Eine unakzeptable „Partnerschaft”

03.08.2016, 11:00 Uhr - Ein Blog-Beitrag von DAZ.online-Mitglied Dr. Hans Rudolf Diefenbach

Die Beziehung zwischen Apothekern und Krankenkassen ist derzeit schwierig. (Foto: Thomas Reimer / Fotolia)

Die Beziehung zwischen Apothekern und Krankenkassen ist derzeit schwierig. (Foto: Thomas Reimer / Fotolia)


„Partnerschaft“ bedeutet laut Duden unter anderem eine „Beziehung zwischen Einrichtungen zum gegenseitigen Vorteil“. So war vielleicht in früheren Phasen des Gesundheitswesens in der Republik auch die Zusammenarbeit zwischen der Institution Apotheke und der Institution GKV.

Von einer solchen Partnerschaft scheint nicht mehr viel übrig zu sein, betrachtet man die dreisten Aussagen von GKV-Vertretern zum politischen Kompromiss, der  Apothekenpraxis für Rezepturen sowie die Bearbeitung der BtM-Rezepte circa 80 bis 85 Millionen Euro zuzugestehen. Diese Beträge, das weiß jeder Sachkundige, sind sowieso lachhaft. Denn die eingesetzte Arbeit wird auch mit 8,35 Euro zusätzlich für eine der Millionen Individualanfertigungen keinesfalls korrekt bezahlt. Es ist eigentlich das Gleiche wie die Anhebung der Grundsatzvergütung auf 8,35 Euro. Der Abzug von 1,77 Euro Zwangsskonto verschwindet sowieso völlig. Das Neue in der aktuellen „Bereicherung“ der Apotheken ist, dass die Kassen in rüder Art Sturm zu laufen scheinen. Man will das nicht, auch die Industrie wappnet sich in Teilen gegen uns.

Was soll das? Wir laufen im Augenblick Gefahr, dass die 3-Prozent-Marge wegen vorgenannter Anhebungen ins politische Visier geraten ist. Gerade in der SPD ist ein derart mieses Verhalten hierzu erkennbar, dass ich mich wundere, wo der „Aufstand der Massen“  bleibt. Man betrachte – zum wiederholten Male gesagt – die Entwicklung der GKV-Einnahmen von 2004 bis 2015: von 100 auf circa 153 Punkte. Man halte die öffentliche Apotheke dagegen: Honoraranstieg von 100 auf 115 Punkte in dieser Zeit. Da ist doch von Kassenkooperation und „Partnerschaft“ – außer den üblichen Sprüchen, damit seien wir ausreichend bis überbedient – nichts übrig, wenn diese Zahlen in der Debatte Politik/ABDA/GKV einfach verschwinden.

Apotheken leisten etwas für ihr Geld

Wann endlich sagt man „NO“ von Seiten der Berufsorganisation, wenn es zum Beispiel um die empfindliche Frage des prozentualen Aufschlages geht? Es war doch wohl verabredet, dass bis zur Fertigstellung dieses Gutachtens vom Hause Gabriel „Ruhe“ herrscht. Offenbar müssen sich einige Damen und Herren aus der GroKo, um von anderen Dummheiten der Gesamtpolitik abzulenken, hier einen „Namen“ machen. Die Forderung lautet: Weg von der ewigen Lamentiererei über unser verdientes (!!) Einkommen. Wir investieren, bilden aus, sind eine Säule des Sozialwesens, bügeln den Mist der Lieferengpässe aus (hier widerspreche ich dem DAV-Vorsitzenden ausdrücklich, dass „wir“ da viel Schuld dran haben), arbeiten in der Rezeptur auch weiterhin kaum kostendeckend, korrigieren täglich Tausende Rezeptfehler, von den misslichen Retaxfehlern der Kassen (!) ganz zu schweigen.

Ach ja: Wo ist eigentlich die Forderung des DAV dass WIR Geld bekommen, wenn die Retaxdurchführer mal wieder falsch gelegen haben? Scheint ja, siehe Baden-Württemberg, doch oft der Fall zu sein. Die Kassen verplempern derart viele Versichertengelder, dass der Deckmantel, „wir“ seien Kostentreiber, überbezahlt usw. vom Tisch gehört. Und betrachtet man die aktuelle Perversion bei der Realisierung der Zytostatikaauschreibungen, dann fragt man sich, wann die Politik endlich dieser „4.Gewalt im Staat“, der GKV, ein Abführmittel zukommen lässt. Die Kassen sollen es lassen. Wir arbeiten seriös und ehrlich, diese Tiraden aus GKV-Kreisen sind dumm, falsch und nicht dazu angetan, diese Art „Partnerschaft“ auf Dauer zu akzeptieren.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion von DAZ.online.


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