ABDA im Dornröschenschlaf

Wollen wir Apotheker wirklich alles umsonst machen?

10.08.2016, 13:30 Uhr - Ein Blog-Beitrag von DAZ.online-Mitglied Jochen Pfeifer

Vielleicht sollte die ABDA besser ihren Dornröschenschlaf fortsetzen, meint Apotheker Jochen Pfeifer. (Foto: nauke13 / Fotolia)

Vielleicht sollte die ABDA besser ihren Dornröschenschlaf fortsetzen, meint Apotheker Jochen Pfeifer. (Foto: nauke13 / Fotolia)


Wenn die ABDA-Presseabteilung einmal aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, dann kommen so herausragende Stellungnahmen, dass das ganze gemeine Apothekenvolk vor soviel Weisheit und Kompetenz nur staunen kann. 

Auf der Homepage der ABDA erfährt der geneigte Leser (gemeint ist wohl der interessierte Laie, der sich aber wohl kaum auf die Seite der ABDA verirren wird), dass aufgrund von Mängeln bei Zulassungsstudien eines indischen Unternehmens ab dem 11. August die Zulassung bestimmter Generika ruhen wird. 

Gerade wir Apothekerinnen und Apotheker sind als Arzneimittelfachleute hier gefragt, unsere Kompetenz wird gebraucht, denn wir sind diejenigen, die den verwirrten Patientinnen und Patienten das ganze Chaos erklären müssen und Lösungen anbieten sollen. So weit so gut. 


„Die Mitarbeiter der Apotheken sorgen dafür, dass einerseits Arzneimittelrisiken an die Behörden und die AMK gemeldet werden und andererseits die Patienten über risikominimierende Maßnahmen individuell informiert werden. Wenn das vom Arzt verordnete Medikament nicht mehr verfügbar ist, werden Patienten mit einem alternativen Präparat versorgt."

Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer


Hier kann ich einmal, was leider selten genug ist, Herrn Präsidenten Dr. Kiefer uneingeschränkt zustimmen. Aber bevor meine Freude hierüber zu groß wurde, kam der Schlag in die Magengrube:


 „Dies ist mit einem zusätzlichen Beratungsaufwand verbunden, den die Apotheken im Rahmen ihres gesellschaftlichen Auftrags ohne zusätzliche Honorierung übernehmen".

Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer


Lieber Herr Dr. Kiefer, in welchem Jahrhundert leben Sie und die ABDA noch? Sind Sie und die ABDA wahnsinnig geworden, bei den sich jetzt abzeichnenden neuen Tendenzen im Apothekenmarkt überhaupt noch das Wort „gesellschaftlicher Auftrag ohne zusätzliche Honorierung" in den Mund zu nehmen? Dass wir uns jetzt hier nicht falsch verstehen: Selbstverständlich haben wir einen gesellschaftlichen Auftrag, den wir Kolleginnen und Kollegen sehr ernst nehmen und tagtäglich in unseren Apotheken umsetzen.

Nur, lieber Herr Kollege Kiefer, wo im SGB V, wo im Apothekenrecht, wo in den Rabattverträgen ist geschrieben, dass wir Apothekerinnen und Apotheker das „ohne zusätzliche Honorierung" machen müssen? 

Ich kenne die üblichen Gegenargumente: Wenn wir nicht artig sind, kommen die Ketten (im Moment gibt es keinen, der Ketten machen will, obwohl es einige könnten). Wenn wir nicht artig sind, dürfen wir keine Rezepturen mehr machen, weil diese ja unsere Existenzberechtigung definieren, wie bitte?? usw. usw.

Liebe ABDA, jetzt wachen wir einmal auf und fangen endlich an, das zu machen, was unsere Aufgabe ist. Wir Kolleginnen und Kollegen warten auf konkrete, wirtschaftlich vernünftige und auch schwierige Entscheidungen, die – leider – auch nicht jeder Kollegin oder jedem Kollegen gefallen werden. 

Wir brauchen Pflichtfortbildungen

Dies betrifft auch die Kollegen „Basis-Apotheker", was immer darunter zu verstehen ist. Ich stimme Ihnen zu, dass alle neuen Programme wirtschaftlichen Sinn machen müssen – das heißt aber nicht, dass wir mit unserer Approbation und Betriebserlaubnis für immer die Weisheit gepachtet haben – wir brauchen Pflichtfortbildungen, sonst kommen immer nur dieselben engagierten Kollegen. 

Wir brauchen akkreditierte und definierte Kompetenzen für neu zu honorierende Leistungen, die dann von all denjenigen Kollegen angeboten werden können und dürfen, die dazu bereit und fähig sind. Und nein, nicht nur PharmD oder Klinische Pharmazeuten oder junge Kollegen – jeder. Jeder muss mitmachen können, wenn er will. Aber er oder sie müssen wirklich wollen. Weiter so wie bisher wird nicht funktionieren, das Sozialrecht ist leider kein Wunschkonzert für freie Heilberufler.

Bevor jetzt einmal wieder dieselben ABDA-Kollegen mit denselben Kammer-Kollegen dieselben Vorschläge durchdiskutieren, nichts umsetzen, und der Deutsche Apothekertag (DAT) wieder einmal so langweilig wird wie leider üblich, wäre es doch gar nicht mal so schlecht, sich die Ideen unserer jungen Kolleginnen und Kollegen anzusehen. Die haben nämlich eigene Vorstellungen und Programme entwickelt, die wir auf dem DAT lesen und beachten sollten – und nicht in die Ausschüsse (= Mülleimer) verweisen dürfen.

Vielleicht ist es dann doch besser, wenn die ABDA wieder einmal in ihren Dornröschenschlaf fällt. Wie sagt man so schön: Wer schläft, sündigt nicht!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion von DAZ.online.


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8 Kommentare

Hust, Hust,

von Peter Lahr am 15.08.2016 um 14:34 Uhr

Hüstel, so schön sich die Kommentare hier auch lesen, die Argumente die angebracht werden sind alle irgendwo richtig haben aber alle ein Problem welches uns wieder klar von den Ärzten abgrenzt: Anstatt erst über ein deutlich höheres Honorar zu verhandeln und erst DANN zu handeln bringen wir schon Vorschläge. Da ihr wie ich wohl alle an der Front seid solltet ihr wissen, wie das zu 99,9% wieder ausgeht Diese Vorgehensweise sollte also erst mal überdacht werden. Ich weiss, wir sind ja in der Regel ein introvertiertes Völkchen, aber wir MÜSSEN es uns angewöhnen vor egal welcher Diskussion erst mal die $$$ Frage zu klären bevor wir im vorauseilenden Gehorsam vorpreschen und aus unseren Reihen heraus Pläne für die Zukunft anbieten. Und wenn hier geschrieben wird, dass die Ärzte die Facharztpflicht aufgedrückt bekommen haben so vergesst bitte nicht, dass diese auch im Gegenzug jedes Jahr eine Honorarerhöhung bekommen. Fachapotheker soll mir ja gerne Recht sein, aber setzt euch bitte auch mal damit auseinander, wie unterbezahlt für unsere Mitarbeiter der Alltag heute schon ist wenn sie in die Öffentliche gehen. Man kann es nämlich nur so ausdrücken, wir wurden die letzten Jahre aufgrund unserer Einstellung die gerne VON UNSERER SEITE das monetäre als irdischen Tand ausklammert nur zu gerne und wirklich dreist ausgenutzt und wo es nur ging übervorteilt. Und wenn hier geschrieben wird der Topf kann nur einmal aufgeteilt werden, ja das stimmt, aber dieser Topf ist in den vergangen Jahren um die Inflation und die allgemeine Lohnerhöhung angestiegen. Unseren Anteil, der rein rechnerisch aus dem GKV Topf hätte zu uns gehen müssen hat sich aber die Pharmaindustrie mit ihren Hochpreisern und auch der Staat mit der MwSt. Erhöhung um 3% eingesteckt und uns dadurch von jeglichen wirtschaftlichen Entwicklungen klammheimlich abgekoppelt. Auf der anderen Seite aber wurden in diesem Zeitraum immer neue Anforderungen an uns gestellt die im vor Urzeiten ausgehandelten Honorar angeblich schon eingepreist sind. Wir haben es ja noch nichtmal geschafft, die GH Rabatte die zur Berechnung der 8,35 herangezogen wurden zu retten, diese wurden mit AMNOG gestrichen, das Honorar aber blieb stehen weil wir einfach GEPENNT haben. Danke dafür, aber für die Zukunft ist dringend eine andere Herangehehsweise von Nöten.

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Fortbildung als Infoholschuld

von Dr. Christoph Klotz am 14.08.2016 um 12:20 Uhr

Bitte keine berufspolitischen Sebstgeiselungen lostreten. Das überlassen wir bitte den Religionen.
Ad 1: Approbation ist Approbation. Wer sich nichts zu schulden kommen lässt, behält sie ein Leben lang.Punkt.
Schon die Diskussion zum Thema Führerschein zeigt, dass eine zeitliche Begrenzung ziemlich Banane ist.
Stichwort Piloten: Die müssen regelmäßig gesundheitliche Prüfungen und Eignungstests bestehen.
Die Technik des Autopilotsystems wird jedoch dafür sorgen, dass auch hier die Anforderungen sinken können.
Stichwort Fortbildung: alle Gängelungsversuche dazu haben den theoretischen Unterbau, dass sich keiner in seinem Tun auf dem Wissen von gestern ausruht.
Diese Intention ist zwar schön, aber längst vom Markt überholt.
Wer in einem anspruchsvollen Segment tätig ist, kommt gar nicht umhin, sich Richtung Spitze des Informationsberges zu bewegen. Sonst ist er weg vom Markt oder macht Fehler, die ihn überproportional teuer zu stehen kommen.
Selbst Billigheimer wie ALDI und Co sind heute durch Rahmenbedingungen gezwungen, Topqualität in Bezug auf Ware und Strukturmanagement umzusetzen.

Welcher Müller hat sich den da gemeldet? Der von Lieschen Müller? Also es kann keiner aus WL sein. Denn dort praktizieren wir mit Erfolg, dass Fortbildung eine Infoholschuld ist, an der jeder Berufsangehörige ein Eigeninteresse hat oder entwickeln muss.
Jahrelang habe ich ebenfalls darüber gelästert, dass immer nur die Gleichen die Fortbildungsveranstaltungen besuchen.
Das hat sich geändert, was wir den jüngeren Jahrgängen zu verdanken haben. Außerdem haben wir das Angebot so verbessert, dass wirklich jeder Fortbildung betreiben kann, egal wo er in WL zu Hause ist und egal ob es sich um eine 1-oder 100 Mann Apotheke handelt.
Zu verdanken haben wir das unserem E-Learning-Programm LEO. Mein berufspolitisches Ziel ist es, das System so KollegInnen freundlich aufzuboren, dass alle relevanten Themen, die uns einen Schritt nach vorne im Apothekenalltag bringen, angeboten werden. Oder anders formuliert: Die für die Apotheke benefitorientierte Fortbildung liegt mir am Herzen.
Da ist ein Stichwort zum Beispiel das Thema Rezeptur. Mit unserem Programm Rezepturfit haben wir hier bereits 2016 einen Stein in der richtigen Richtung zum Rollen gebracht. Und die Resonanz in der Kollegenschaft gibt uns recht. Die benefitorientierte Umsetzung ist uns gelungen. Da bleiben wir am Ball.
Fazit: Fortbildung muss von den Kammern so angeboten werden, dass nicht ein Druck, sondern ein Sog ausgelöst wird. Das erfordert pädagogisches, didaktisches Geschick mit einem Blick vom Feldherrenhügel aus.
Ad 2: Fachqualifikation. Hierzu muss man ganz klar feststellen, dass es keine Facharztqualifikation ohne Bedarf gibt. Bei den Apothekern dagegen muss man leider feststellen, dass es sich um "Lust"-Qualifikationen handelt, deren Abschaffung keine Verlustfolgen im Markt hätte. Eine Anbiederung an medizinische Standards ohne therapeutischen Nutzen.
Würde eine Berufspolitik der Generierung einer eigenen Konjunktur ohne Anflennen der Politik erfolgen, entstünde eine Kompetenzdifferenzierung im Markt, die ihren Niederschlag in marktrelevanten Spezialisierungen finden würde mit nachfolgendem Honorierungsmaßstab und entsprechendem gesetzlichen Niederschlag.

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AW: "Behauptete" Fortbildung

von Wolfgang Müller am 17.08.2016 um 12:17 Uhr

Hochverehrter Kollege Klotz, verzeihen Sie, dass ich Unwürdiger (übrigens: aus Ostdeutschland) den ganz ergötzlichen WL-Kammerhomepage-Spruch von der nur "Behaupteten" Fortbildung dieser ganzen eher luschigen Kollegen hier so bösartig missbraucht habe. Dass Sie sich sogar noch ganz persönlich getroffen fühlten .....

Ganz ehrlich: Den Weg, den SIE persönlich mit der Online-Fortbildung gehen, das ist doch der Allerbeste. Und wird sich auch durchsetzen, und auch dazu führen, dass immer mehr sich Fortbildung abholen! Also: Alles ist eigentlich gut. Nur seien Sie nicht GANZ so sicher, dass nicht eine/r Ihrer "Jungen" WL-KollegInnen (und ich meine weißgott nicht JP) im Sturmes-Eifer gegen die alten, renitenten Säcke doch noch einmal die Befristung der Approbation fordert. SOO absurd ist das gar nicht ........

Es geht NUR um die Frage, was soll der ganze am Ende noch selbstauferlegte Zwang. Und ja, wird dieser Akademiker-unwürdige Zwang AUCH durch solche WL-Kammer-Sprüche für die lieben Kammer-Apotheker-Kindlein nicht schon wie üblich schulmeisterlich-beflissen ganz vortrefflich doch schon auch ein bisschen irgendwie auch bewusst mit vorbereitet ...... puh, ich hoffe, dass war jetzt ungenau-diplomatisch genug,

Interessen "Des Nachwuchses"

von Wolfgang Müller am 11.08.2016 um 11:59 Uhr

Lieber junger Kollege Werntz,

"Wie erkläre ich einem/r frisch approbierten KollegIn, warum er/sie überhaupt FachapothekerIn werden soll?" Tja, genau das ist die Frage.

Ziemlich sicher, dass es nicht mehrheitlich "Das Interesse des Nachwuchses" als frischgebackene Akademiker ist, eine "Zwangs-Weiterbildung" für zukünftige Generationen einzuführen. Oder gleich einen Zwangs-"Fachapotheker" zur Erstattung bestimmter Leistungen. Wofür genau sollte dann eigentlich das Studium qualifizieren? Botanik- und Chemielaborant?

Vielleicht gibt es ja momentan so eine leicht überbeflissene Tendenz auch in einigen Fachschaften und übergeordneten Nachwuchs-Organisationen Richtung "Zwangs-Systeme", bis hin zur "Zwangs-Augenhöhe" mit den Ärzten. Seltsam, wir haben als Studenten mal für das Gegenteil von "Zwang" gestritten. Oder ist das gerade auch nur eine eben leicht bizarre Form von jugendlichem Rebellentum, den "Alten" mit einer vernünftigen Portion Selbstüberschätzung ordentlich in den Arsch zu treten? Dann verstehe ich´s ja wenigstens wieder ein bisschen.

Es grassiert ja auch eine gehörig Schwäche ausstrahlende Angst bei ein paar Wichtigen von "Den Alten", es "Den Jungen" nicht immer und überall Recht zu machen. Sozusagen ein zum Reintreten hingehaltener Arsch. Aber na ja ......

Den Ärzten wurde die Zwangsweiterbildung von den GKVen im GBA aufgezwungen, das sollte man "Unserem Nachwuchs", wenn er sich auf seltsam alt wirkende Wege begibt, ggf. auch immer wieder sagen. Sie gilt auch nur für GKV-Leistungen. Das Ganze ist alles andere als beliebt. Zwang lieben doch nur die, die ihn ausüben.

"Die Apotheker" aber sind charakterlich am Ende noch glatt so strukturiert, dass Sie sich das SELBER überstülpen. Und zwar genau in dem Moment, wenn in den dafür entscheidenden Gremien eine Mehrheit von "KollegInnen" sitzt, die für sich selber darin einen direkten Macht- oder geschäftlichen Vorteil sehen. Z. B. auch durch zusätzliche Fortbildungs-Veranstaltungen, entsprechende Kontroll-Listen, die man dann führen kann, Anmahnungen, die man verschicken kann, dem Ganzen dann folgende Literatur-Umsätze z. B. auch der Avoxa etc. Oder eben ganz schlicht durch Abgrenzung gegenüber der Konkurrenz vor Ort.

Denn "Mehr" wird die Apothekerschaft INSGESAMT ja durch so etwas niemals verdienen, trotz steigendem Aufwand und der Aufholjagd der Vielen, die eben z. B. noch nicht "Fachapotheker" sind. Topf bleibt Topf in der Gesundheitspolitik.

Und - dass man Anderen, z. B. den Ärzten, etwas wegen herausragender Apotheker-AMTS-Arbeit und vor Allem: gerade wegen herausragender Zusatz-Qualifikation wegnimmt: Dream on.

Aber die vermeintlich "Besser geeigneten" könnten aus dem selben Topf eben mehr auf Kosten der vermeintlichen Luschen verdienen.

Ende vom Lied könnte sein: ALLE müssen einen Fachapotheker machen, wie bei den Ärzten, und zwar am Besten direkt nach dem Studium. Auch meine eigenen Kinder werden das m. E. schon nach jetziger Gemengelage sicherheitshalber machen müssen, wenn sie sich die Perspektive "Öffentliche" frei halten wollen. Weil man ja bei "Uns" nie weiß, ob sich Sowas nicht durchsetzt (s. o., besonderer Charakter und Beflissenheit des Standes). Und weißgott, DIESE "Jungen" jedenfalls wollen davon ÜBERHAUPT nichts hören ........ Obwohl sie gerade im Klinischen-Pharmakologie-Bereich genau wie Sie klar zu den Ambitionierteren gehören.

Letztendlich bleibt die Frage: Was soll so ein Nullsummen-Spiel, außer persönliche Eitelkeiten und Abgrenzungswünsche auf Kosten der Mehrheit zu bedienen? Warum haben wir die Spielregeln des Selektiv-Stöckchen werfenden GKV-Systems schon so verinnerlicht, und werfen uns ganz brav die Stöckchen am Ende noch selber?

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AW: Zwang ist nie beliebt

von Lars Werntz am 11.08.2016 um 12:56 Uhr

Lieber Herr Müller,

in der Tat hatte ich auf diesen "Zwang"-Aspekt in meinem ersten Kommentar nicht geantwortet.
Bei den Ärzten ist der Facharzt als Standard von den GKVen auferlegt worden - das stimmt schon. Aber abgesehen von "Praktischen Ärzten", die eine aussterbende Art sind, lässt sich heute wohl eher eine Minderheit der Ärzte ohne Facharztstatus nieder (auch nicht in Privatpraxen).

Der Abschluss des 3. Staatsexamens in Pharmazie und Medizin berechtigt zur Beantragung der Approbation und somit zur Berufsausübung im entsprechenden Fach. Allerdings ist sie lediglich der Grundstein einer persönlichen Berufslaufbahn. Als Arzt in Weiterbildung stehen immer Oberärzte vor (bzw. Fachärzte in Arztpraxen), die letztlich auch den Kopf hinhalten müssen, wenn Dinge schief laufen. Diese haben einen Facharzt und somit in der Regel mindestens 5 Jahre Berufserfahrung.
Ich sage nicht, dass eine ähnliches System bei Apothekern eingeführt werden sollte, allerdings bin ich schon der Meinung, dass sich Berufserfahrung nicht nur anhand des Alters und des CV, sondern auch in einer zusätzlichen Qualifikation widerspiegeln sollte. Eben auch, um dies in der Außenwirkung widerspiegeln zu können und besonders in akademischen Heilberufen, in denen die gesammelte Berufserfahrung ein großer Schatz ist, der dem Patientenwohl zugute kommt.

Das "Zwang" zur Weiterbildung nicht beliebt und ob dies der einzige Weg ist, bleibt sicherlich zu diskutieren. Aber sollte die Qualität z.B. von Medikationsmanagement wirklich von persönlichen Interessen abhängen?

AW: Qualifikation für´s Medikationsmanagement

von Wolfgang Müller am 11.08.2016 um 13:33 Uhr

Ich glaube inzwischen wirklich nicht mehr, dass wir allzu weit auseinanderliegen. Außer, dass ich es vielleicht eher etwas gewollt fände, wenn wir über ein GKV-Leistungs-gestütztes "Belohnungssystem" versuchen würden, GENERELL mehr Fachapotheker zu erzeugen. Einfach wegen der allgemeinen akademischen Reputation, oder weil wir uns mehr Honorar davon erhoffen. Ich wäre dann eher für interessantere, international nutzbarere Master-Studiengänge; sei es z. B. para-medizinisch, sei es galenisch-verfahrenstechnisch, sei es betriebswirtschaftlich.

Ein "Fachapotheker für Medikationsmanagement" (oder besser: ein entspr Master) könnte in einem einzigen Fall eine gewisse Berechtigung haben: Wenn er genau genommen wesentliche Teile einer fachärztlich-internistischen Ausbildung umfassen würde. Und diese MM-Fachapotheker dann auch in der Niederlassung ECHTE, verantwortliche und mehr oder weniger eigenständige Arzneitherapie betreiben würden. Sehe ich allerdings - wenn überhaupt, das ist noch komplett offen - eher nicht in der öffentlichen Apotheke, sondern als Praxis-Consultant oder eben als Angestellter/Partner in einer Arztpraxis. Schon wegen des Konflikts: "Wer verordnet, soll nicht am AM-Verkauf verdienen."

Allerdings würden die Grenzen dann soweit verschwimmen, dass sich auch jeder andere besonders begabte Pharmazeut fragen müsste, warum er dann nicht gleich ein Medizinstudium ranhängt. Ich würde das dann jedenfalls konsquenterweise auch tun, und ich rate "Den Jungen" fallweise auch sehr konkret dazu ........

"Klinische Pharmazie" ist vor Allem "Klinische Pharmakologie", und das ist eben eine originär medizinische Disziplin.

Wenn schon, denn schon

von Wolfgang Müller am 10.08.2016 um 20:48 Uhr

Die Richtung stimmt. Aber es ist etwas zu kurz gesprungen, nur "Zwangsfortbildung" zu fordern. Wir brauchen die befristete Approbation!

5 Jahre wäre eine gute Laufzeit. Zur Verlängerung: Prüfung durch eine Kommission aus zwei ApothekerInnen (eine/r davon muss ProfessorIn sein), je einem Patienten- und einem GKV-Vertreter. Vielleicht noch ein Arzt dazu; das bleibt zu diskutieren.

Das Höhe des Honorars im GKV-Rezept- und AMTS-Geschäft richtet sich dann nach der zuletzt erreichten Note. So haben wir flexible Honorierung und Zwangsfortbildung durch eine einzige Maßnahme erreicht!

"So wird aus behaupteter Fortbildung erst WIRKLICH erwiesene Fortbildung", oder wie es in NRW wohl so ähnlich schon länger so schön heißt ......

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AW: Mehr Fortbildung = bessere Grundlage für Honorierungsforderungen

von Lars Werntz am 11.08.2016 um 9:33 Uhr

Es ist fraglich, ob eine solche Polemisierung wirklich sinnvoll ist. Eine Approbation ist, das gilt für ApothekerInnen wie für ÄrztInnen, zum Glück nicht befristet und ohne weiteres zu widerrufen.

Allerdings stimme ich Herrn Pfeifer durchaus zu, dass eine Kultur der "FachapothekerInnne", die letztlich nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern auch Grundlage für eine Verbesserung der Honorierung sein soll, Not tut. Auf welcher Verhandlungsgrundlage erwarte ich sonst auch eine bessere Honorierung?
Wie erkläre ich einem/r frisch approbierten KollegIn, warum er/sie überhaupt FachapothekerIn werden soll, wenn das weder direkt ökonomisch noch in der Außenwirkung gegenüber der Öffentlichkeit und ÄrztInnen einen Unterschied macht? Nur der persönliche Mehrwert und die Hoffnung, dass schon ein positiver Effekt dabei sein wird, sind da schlechte Argumente.

Ich sage nicht, dass nur FachapothekerInnen gute Arbeit leisten und bin mir sicher, dass manch ein/e engagierte/r KollegeIn auch ohne Fachapotheker hervorragend arbeitet. Auch einen PharmD im Ausland zu machen, muss nicht für jeden die Lösung sein. Aber zumindest sollte man sich fragen, was in anderen Ländern besser (aber auch schlechter) läuft und eine Diskussion führen, die auch die Pharmaziestudierenden bereits einbindet. Haben nicht diese gerade Kund getan, dass sie sich nicht genügend bei der Leitbilddiskussion eingebunden fühlten?

Vielleicht sollte man dem Nachwuchs mehr zuhören...

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