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- Von irreal zu bald real
Das EuGH-Urteil und seine Auswirkungen auf die Versandapotheken: An einer Werbeveranstaltung diesen Titels, so muss man es leider sagen, für den zumindest deutschen Versandhandel nahm ich als Diskutant teil. Hatte ich bisher noch irgendwie gedacht, dass wenigstens in dieser Partei eine Sympathie für Arbeitsplätze in öffentlichen Apotheken zu erkennen sei, so sehe ich mich heute eines Besseren belehrt.
Der Kollege Dr. Wegner aus Jena, der einen nationalen Versandhandel betreibt, dies mit mehreren Stationen hierzulande, führte auf der Veranstaltung des Wirtschaftsrats der CDU Hessen ungeniert aus, wie überlegen doch sein System gegenüber „uns“ Stationären sei, mit vollumfänglicher Beratung, Spezialrezepturen, unter Einhaltung eigentlich sämtlicher QM-Regeln.
Vor allem aber ging es ums Geld. Um Boni, um Geschenke, um all den Mist, den wir ja so dringend brauchen, um unser Berufsbild in der Öffentlichkeit unentbehrlich zu machen. So erfuhr man, dass 25 Prozent aller Rezepturen ja heute schon per Versand zum Patienten kommen, dass eine Versorgung Schwerkranker ohne Versender nahezu unmöglich sei. Aha. Dass eine Änderung des Honorarsystems notwendig ist, war zu hören.
Problem: Ewiggestriges Denken?
Was ich nachvollziehen konnte, war die Aussage, dass Preiswettbewerb die Qualität verschlechtern würde. Wenigstens was. In der eigentlichen Diskussion – man hatte dem Kollegen ja das Einführungsstatement zugeordnet – kam es aber massiv: Der Stand verharrt starr, weicht keinen Millimeter von der Forderung ab, den Versandhandel mit RX zu verbieten (das fanden alle unerhört), lässt jede Neigung vermissen, sich mit Digitalisierung zu beschäftigen. Der Teilnehmer „Europa Apotheek“ hielt uns das Ewiggestrige-Denken genauso vor wie der gesundheitspolitische Referent der Pronova BKK.
Die Einwände zu Arbeitsplatzsicherung vor Ort, Zwangsskonto für die GKV von unseren 8 Euro 35, Nacht-und Notdiensten, dies permanent, Exaktversorgung vor Ort ohne Versender, Hinweis auf Vollversorgung flächendeckend – all dies wurde in großen Teilen konterkariert: Versender füllen die Verwaisung auf dem Land aus, das mit den Boni war offenbar völlig missverstanden worden. Wenigstens räumte man ein, dass Boni der Gesamtversicherungsschar zustünden und nicht einzelnen Personen, dass die Parkinson-Vereinigung mit der ABDA kooperiert, war den Fachleuten offenbar noch unbekannt. Man trivialisierte das Arzneimittel an sich, auch in der CDU.
Die gesamten Unsinnsforderungen von Grünen und SPD blieben praktisch unwidersprochen, die Globalisierung gewinnt überall die Oberhand, der Versand ist nicht aufzuhalten. Und warum auch? Ich muss leider rückschließen, dass unser Wunsch, dem Urteil des polnischen Politrockers Szpunar möge eine konträre deutsche Entscheidung durch die Politik folgen, mittelfristig ein Wunsch bleiben wird.
Zeichen der Zeit rollen tsunamiähnlich über den Stand hinweg
Auch in der CDU hat Herr Gröhe einen schweren Stand. Und dass man den Partikularinteressen eines Jenaer Kollegen derart viel Raum gibt – dies in einem Wirtschaftsrat, das muss uns zu denken geben. Das muss der ABDA-Spitze zu Denken geben!!!
Viele rationale Beiträge von uns bezüglich der
Sicherung der Apotheken vor Ort und der Existenznot bei Realisierung von
Höchstpreisverordnungen, der Deckelung unserer Honorarare, der Kritik an der
reinen Betrachtung der kaufmännischen Seite – alles andere interessierte
nicht!! –, wurden dann noch durch einen Beitrag eines Mitgliedes des
Wirtschaftsrates toll ad absurdum geführt: Irgendein bescheuerter Kollege aus
Offenbach hatte ausgerechnet ihm am Tag der Veranstaltung einen „deutlichen“
Nachlass auf ein hochpreisiges Rx Produkt eingeräumt. So ging man mit dem
Bewusstsein, dass nicht nur viele Teilnehmer in der Politik massiv gegen uns
Stellung bezogen haben (!), sondern die Judasse bei uns auch überall lauern.
Meine Restillusion, dass das Arzneimittel eine „Ware der besonderen Art“ ist
(!), die schwindet, wenn die „Zeichen der Zeit“ – so sagte man es uns –
tsunamiähnlich über den Stand hinwegrollen.
12 Kommentare
Ein Verbot des Rx-Versandhandels..
von Markus Junker am 23.03.2017 um 10:30 Uhr
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Passende Antworten
von Bernd Jas am 03.03.2017 um 19:01 Uhr
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Verantwortlich für das, was man nicht tut ...
von Christian Timme am 28.02.2017 um 3:11 Uhr
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Fehlender Anstand
von Reinhard Rodiger am 27.02.2017 um 20:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Fehlender Anstand
von Florian Becker am 01.03.2017 um 14:43 Uhr
AW: RW Fehlender Anstand
von Reinhard Rodiger am 01.03.2017 um 18:10 Uhr
Vielen Dank an Kollegen Diefenbach
von Heidrun Hoch am 26.02.2017 um 18:58 Uhr
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Re Polarisieren
von Pascal Seidel am 24.02.2017 um 11:14 Uhr
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AW: Re Polarisieren
von Veit Eck am 25.02.2017 um 16:02 Uhr
AW: Na watt denn nu: Lassen wir´s dann lieber ALLE ganz sein?
von Wolfgang Müller am 28.02.2017 um 17:27 Uhr
AW: Re Polarisieren
von Florian Becker am 01.03.2017 um 14:39 Uhr
Polarisieren
von Holger am 24.02.2017 um 9:46 Uhr
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