- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 26/1997
- Die Seite 3
DAZ aktuell
Die Seite 3
Haben Sie Ihre EDV-Anlage schon darauf vorbereitet? Am kommenden Dienstag ist es soweit: Die neuen Zuzahlungen treten in Kraft. Die Patienten müssen fünf Mark mehr für jede verordnete Packung bezahlen. Da sind Ärger und Unmut vorprogrammiert. Ich denke, Sie werden sich nervlich gut vorbereiten müssen, um die Diskussionen in der Offizin zu ertragen. Zumal einige Patienten nach wie vor der Ansicht sind, die Zuzahlung streicht die Apotheke ein. Und so manche Krankenkasse versucht dies ihren Mitgliedern mit feinsinnigen Formulierungen zu vermitteln. Da ist Aufklärungsarbeit in der Apotheke angesagt! Viel wertvolle Zeit wird in den nächsten Wochen damit verbracht werden müssen, den Patienten zu besänftigen und ihn vor allem darüber zu informieren, ob er Härtefall- oder Überforderungsklauseln in Anspruch nehmen kann. Zahlreiche Apothekerverbände haben hier in vorbildlicher Weise Broschüren und Infomaterial vorbereitet, um es ihren Kunden mitzugeben. Zeit und Broschüren - alles auf unsere eigenen Kosten. Die Auswirkungen der neuen Zuzahlungen lassen sich kaum vorhersehen: Werden Rezepte nicht eingelöst? Werden weniger Zusatzverkäufe getätigt? Schreiben Sie uns ihre Erfahrungen der ersten Tage!
Der Versandhandel mit Arzneimitteln kommt! Davon jedenfalls ist Europakommissar Bangemann überzeugt. Der freie Warenverkehr mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln über Ländergrenzen hinweg wird sich, so seine Überzeugung, nicht aufhalten lassen. Daß die Deutschen den Versandhandel allgemein akzeptieren, zeigt eine Statistik des Bundesverbands des deutschen Versandhandels: In Europa sind die Deutschen die fleißigsten Katalogkäufer. Wettbewerb, Preisunterschiede und die Kommunikationstechnologie wie Internet und Teleshopping werden auch dem Versandhandel mit Arzneimitteln Vorschub leisten. Zwar kann er national verboten werden; das schützt aber nicht davor, daß aus anderen EU-Ländern Arzneimittel nach Deutschland geschickt werden, wie Bangemann auf einer Tagung in Budapest deutlich machte. Ob die deutschen Apotheker da langfristig gesehen mit ihrer restriktiven Politik richtig liegen? Wenn es nach Bangemann ginge, sollte man am besten gleich offensiv in den Versandhandel einsteigen.
Mit der Arzneimittelsicherheit ist es in Deutschland doch nicht allzu weit her - eine Ansicht, die möglicherweise die Zuschauer einer Fernsehsendung am Mittwoch abend vermittelt bekommen haben. Da der Redaktionsschluß dieser DAZ am Dienstag mittag war, können wir über diese Sendung, die sich mit Arzneimittelfälschungen beschäftigte, erst in unserer kommenden Montagsausgabe berichten. Wir haben allerdings erfahren, daß es in dieser Sendung um gefälschte Arzneimittel gehen sollte, die ein Großhandel von einem Pharmazwischenhändler bezogen hat. Das wird für Gesprächsstoff sorgen: Wie läuft in Deutschland eigentlich der Pharmahandel ab? Wer kauft von wem welche Arzneimittel? Welche Rolle spielen Zwischenhändler oder Lohnhersteller? Ist Originalware eigentlich wirklich Originalware? Wir werden nachhaken.
Ihr Peter Ditzel
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.