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- DAZ 40/1997
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DAZ aktuell
Editorial
Unterschätzen darf man ihn nicht - den Konsensvorschlag zur Änderung der Arzneimittelpreisverordnung, auf den sich Krankenkassen, Deutscher Apothekerverband und der Großhandelsverband Phagro, verständigt haben. Die Chancen, daß er politisch umgesetzt wird, sind groß. Immerhin hat das zuständige Bundeswirtschaftsministerium den jetzigen "schlanken" Vorschlag selbst angeregt, nachdem eine Einigung auf das zuletzt als "große Lösung" gehandelte Modell praktisch unerreichbar schien (kompletter Wegfall des Kassenrabattes auf die Patientenzuzahlung, im Gegenzug Einführung von Zuschlagstufen niedriger als 30% und Kappung der Arzneimittelpreisverordnung bei maximal 250 DM für die Apotheken). Schon zuvor hatte die ABDA unter dem Einfluß ihres neuen Präsidenten klug beigedreht und ihre weitergehenden Vorschläge ("Drehung" der Arzneimittelpreisverordnung und Einführung von FFs, von Festerträgen für die Präparate innerhalb von Festbetragsgruppen) faktisch vom Tisch genommen. Diese Pläne jetzt noch weiter zu verfolgen, hätte die Arzneimittelpreisverordnung in der Tat insgesamt gefährdet - mit unabsehbaren Folgen für die Apotheken.
Eine erste Bewertung des Konsenses zeigt: ein Grund zum Jubeln ist die "kleine Lösung" für die Apotheker nicht. Wie von Skeptikern vorhergesagt und befürchtet, wird nun oben, bei den hochpreisigen Arzneimitteln die Handelspanne "gekappt" (bzw. - genauer gesagt - "gestreckt"), ohne daß unten durch "Drehung" bei den niedrigpreisigen Arzneimitteln für Kompensation gesorgt werden kann. Für die Kompensation müssen die in der Tat abstrus niedrigen Arbeitspreise für die Rezeptur und die Notdienstgebühr herhalten. Die Arbeitspreise bleiben auch nach der Verdopplung im Branchenvergleich ebenso lächerlich niedrig wie die auf 5 DM erhöhte Notdienstgebühr.
Andererseits scheint nun fürs erste und damit wohl auf absehbare Zeit die Gefahr gebannt, daß die Arzneimittelpreisverordnung insgesamt unter die Räder gerät. Das ist sehr hoch zu bewerten. Zu begrüßen ist auch, daß die pure Kappung bei einem Fixaufschlag von netto 250 DM nun vom Tisch zu sein scheint. Die zusätzliche prozentuale Komponente ist zwar bescheiden, aber besser als gar nichts. Sie mag dazu führen, daß sich die Apotheken auch in Zukunft noch mit hochpreisigen Arzneimitteln abgeben, daß sie also ihre Patienten nicht mit einem "bitte schädigen Sie doch lieber meinen Kollegen" weiterschicken. Gut ist auch, daß es bis zu einem Apothekeneinkaufspreis von DM 1063,81 nun bei einem Festzuschlag von 30% bleibt, daß also oberhalb von einem AEK von DM 70,30 nicht zunächst weitere, niedrigere Aufschlagsstufen eingeschoben werden.
Bei der Erhöhung der Rezepturpreise mag man bemängeln, daß diese nicht auch unabhängig von dem Kompensationsgeschäft durchgesetzt werden konnten, vor allem aber, daß die vorgesehene Erhöhung nicht kräftig genug ist. Realistische, an die Dienstleistungspreise anderer Branchen angenäherte Rezepturarbeitspreise würden allerdings der Rezeptur in Apotheken ganz der Garaus machen. Das wäre strategisch für die Apotheker ein Selbsttor. In der Tat hatten DAV und ABDA eine Verdreifachung der Arbeitspreise gefordert. Auch bei einer
Verdreifachung wären Rezepturen noch nicht so verteuert worden, daß sie für den Arzt uninteressant werden. Daß sich diese Forderung - selbst wenn sie jenseits des zu kompensierenden Betrages gelegen hätte - nicht durchsetzen ließ, mag man bedauern.
Insgesamt habe ich den Eindruck: es hätte schlimmer kommen können. Es war richtig, die Kuh jetzt - noch bevor der Wahlkampf richtig losgeht - vom Eis zu ziehen. Zu hoffen wäre, daß der jetzt gefundene Konsens mit den Krankenkassen auf andere Bereiche ein wenig abfärbt. Die Kassen sollten endlich davon ablassen, gebetsmühlenartig ihre auch ökonomisch unsinnigen Forderungen nach Arzneimittelversandhandel und Apothekenmehrbesitz zu wiederholen. Die Sau ist müde, die da immer wieder durchs Dorf gehetzt wird. Andernfalls sollten auch wir entschlossen ziehen, was wir im Köcher haben, um den Kassen weh zu tun. Bei den Patienten haben wir allemal die besseren Karten, das bessere Image - wie BKK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmeinck unlängst selbst eingeräumt hat. Das ließe sich sehr wohl ausspielen.
Ihr
Klaus G. Brauer
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