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DAZ aktuell
Editorial
Der Begriff ≥Klinische Pharmazie" geistert schon ein paar Jahre durch die bundesdeutsche Pharmaszene. Und jeder scheint etwas anderes darunter zu verstehen: Für die einen ist es ein Modewort, mit dem das Tätigkeitsgebiet eines Krankenhauspharmazeuten umschrieben wird, für die anderen ist es der Besuch des Apothekers am Krankenbett, etwa nach amerikanischem Vorbild.
In den letzten Monaten taucht der Begriff wieder häufiger auf nach dem Motto ≥Alle reden von der Klinischen Pharmazie und keiner weiß, was es ist". Da ist was dran. Ich habe bisher noch keine allgemein konsensfähige Definition der Klinischen Pharmazie für Deutschland gefunden. Dennoch, es zeichnen sich bereits erste Konturen der Klinischen Pharmazie am Pharmazeutenhimmel ab. Denn die Klinische Pharmazie soll – wie bekannt wurde – in der zukünftigen Ausbildungsordnung für Pharmazeuten verankert werden.
Klinische Pharmazie – vielleicht ist es einfacher zu sagen, was sie nicht ist: nämlich Krankenhauspharmazie, reduziert auf die Tätigkeit des Krankenhausapothekers. Man nähert sich dem Begriff wohl am besten, wenn man das breite Spektrum des Klinikapothekers in den USA betrachtet. Apotheker sind dort eingebunden in das Ärzteteam, sie nehmen teil an der Visite am Krankenbett, befassen sich mit den Patientenakten, beurteilen und messen Laborwerte und suchen zur Diagnose des Arztes das passende Arzneimittel.
Die Klinische Pharmazie in Deutschland soll allerdings mehr beinhalten. Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft hat sich bereits Gedanken zum Wesen der Klinischen Pharmazie gemacht. Danach versteht sich dieser Begriff als ≥patientenorientierte Disziplin der Pharmazie, die die Übertragung pharmazeutisch-naturwissenschaftlicher Kenntnisse auf die Anwendung von Arzneimitteln mit dem Ziel der Optimierung zum Inhalt hat". Die Klinische Pharmazie – so wie sie in Deutschland verstanden wird – soll beileibe nicht auf das Krankenhaus beschränkt bleiben, sondern diffundiert auch in Richtung Pharmaceutical Care. In einem Statement, das die DPhG zur Klinischen Pharmazie abgibt (s. Seite 30), ist in diesem Fall sogar von ≥praktizierter Klinischer Pharmazie" die Rede.
Für die Ausbildung in Klinischer Pharmazie stellt sich nun die Frage, ob die vier klassischen Disziplinen der Pharmazie dieses Fach ausfüllen können oder ob es ein eigenständiges Fach wird. Die Tendenz geht vernünftigerweise, wie ich meine, hin zu einer eigenen Disziplin. Zwar baut der Inhalt einer zukünftigen Klinischen Pharmazie sicher auf Grundlagen aus der Chemie, Biologie, Technologie und Pharmakologie auf, aber Klinische Pharmazie ist mehr als nur das Verweben dieser Fächer. Nicht zuletzt gehört auch die Kommunikation dazu, außerdem medizinische Grundlagen, die Epidemiologie und die Ökonomie, um nur einige Ansätze zu nennen.
Beobachten Sie die Entwicklungen in der Klinischen Pharmazie (in Bonn z. B. wird bereits eine C3-Professur eingerichtet und die DPhG wird eine Arbeitsgemeinschaft Klinische Pharmazie ins Leben rufen). Wir erleben zur Zeit mit, wie sich ein neues Arbeitsgebiet für den Apotheker herauskristallisiert. Ich bin davon überzeugt, daß die Klinische Pharmazie eine entscheidende Rolle in unserem Berufsbild der Zukunft spielen wird.
Ihr Peter Ditzel
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