- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 7/1997
- HIV-Infektion: ...
Arzneimittel und Therapie
HIV-Infektion: Postexpositionelle Prophylaxe mit Zidovudin
Das durchschnittliche Risiko einer Übertragung von HI-Viren auf Beschäftigte im Gesundheitswesen (Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger etc.) nach einer perkutanen Exposition mit Blut eines HIV-infizierten Patienten liegt bei 0,3 Prozent. Unklar ist derzeit, welche Faktoren dieses Risiko beeinflussen und ob das Infektionsrisiko vermindert werden kann, wenn nach der Exposition prophylaktisch ein Virostatikum gegeben wird.Um diese Fragen zu klären, wurde unter Mithilfe der nationalen Überwachungsbehörden von Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA mit Mitarbeitern des Gesundheitswesens eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. Diese Studie beschäftigte sich mit Unfällen von Ärzten, Krankenschwestern oder Pflegern, die sich bei der Behandlung von HIV-infizierten Patienten vor allem durch Infusionsnadeln so tief verletzten, daß HIV-infiziertes Blut durch ihre Haut eindringen konnte. Als Fall-Patienten wurden Mitarbeiter des Gesundheitswesens bezeichnet, die nach einem solchen Unfall HIV-seropositiv wurden. Als Kontroll-Patienten wurden Mitarbeiter in die Studie aufgenommen, die nach einer derartigen Verletzung auch nach 6 Monaten noch HIV-seronegativ waren.
Infektionsrisiko kann steigen
Eine statistische Auswertung dieser Fall-Kontroll-Studie mit 33 Fall-Patienten und 665 Kontroll-Patienten zeigte, daß das Infektionsrisiko nach einer perkutanen Exposition mit Blut HIV-infizierter Patienten von folgenden Faktoren abhängig ist:
- Je tiefer die Verletzung bei den Ärzten oder Krankenschwestern war und
- je mehr HIV-infiziertes Blut sie aufgenommen hatten, desto größer war auch die Wahrscheinlichkeit, daß sie sich mit dem HI-Virus infizierten.
Das Infektionsrisiko für die Mitarbeiter des Pflegepersonals stieg aber auch, wenn sie HIV-infizierte Patienten behandelten, die sich schon im Endstadium von AIDS befanden. Möglicherweise spielt hier der höhere HIV-Titer im Blut dieser Patienten eine Rolle.
Prophylaxe mit Zidovudin reduziert vermutlich das Infektionsrisiko
Unter Berücksichtigung der oben genannten Risikofaktoren ergab die statistische Auswertung der Studiendaten, daß den Fall-Patienten und den Kontroll-Patienten in gleichem Maße das Virostatikum Zidovudin zur prophylaktischen Einnahme angeboten wurde. Allerdings zeigte sich, daß die Fall-Patienten signifikant weniger Zidovudin eingenommen hatten als die Kontroll-Patienten. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß eine Prophylaxe mit dem Nukleosidanalogon das Infektionsrisiko herabsetzen kann.Um die Wirksamkeit einer solchen Prophylaxe zu belegen, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Die Ergebnisse dieser Studie müssen kritisch betrachtet werden, da die Anzahl der Fall-Patienten sehr klein war und die Daten von verschiedenen Institutionen zusammengestellt wurden. Andererseits weisen auch andere Untersuchungen darauf hin, daß Zidovudin das Risiko einer HIV-Infektion vermindert, wenn es prophylaktisch genommen wird. In einer Studie mit HIV-infizierten Schwangeren konnte Zidovudin die HIV-Übertragung auf die Kinder um 67% reduzieren, wenn es während der Schwangerschaft eingenommen wurde.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.