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Krankenkassen und Strukturverträge: Modellversuche für die Patienten oder für
Diese Thematik wurde, für viele Teilnehmer wohl unerwartet, zum Gegenstand einer Veranstaltung der Fachgruppe Allgemeinpharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) am 14.März in Berlin mit dem Titel "Datenmanagement im Prozeß der Pharmazeutischen Betreuung". Dabei ging es um die Frage, wie die Pharmazeutische Betreuung zum Gegenstand von Modellversuchen werden kann. Die Position der AOK zu dieser Frage stellte Dr. Ute Galle-Hoffmann, Bonn, AOK-Bundesverband, dar. Sie beschrieb zunächst ausführlich das PHARMPRO-Programm der AOK. Mit diesem Computer-Programm können die Apotheker der AOK die Verordnungsweise von Ärzten bei AOK-Patienten nach unterschiedlichsten Kriterien analysieren, um Ärzte entsprechend zu beraten. Damit sollen den Ärzten wirtschaftlichere und stärker qualitätsorientierte Verordnungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, um künftigen Regreßforderungen der Krankenkassen zu entgehen. Galle-Hoffmann betonte, daß die AOK sich bei diesen Beratungen des pharmazeutischen Sachverstandes der AOK-Apotheker bediene und neben Wirtschaftlichkeitsaspekten auch die Qualitätssicherung der Therapie anstrebe. Zur Einbindung von Offizin-Apotheken - etwa im Rahmen der Pharmazeutischen Betreuung - äußerte sie sich dagegen kritisch. Die AOK verfüge bereits über die nötigen Daten, die die Apotheken erst im Rahmen der Umsetzung des Konzeptes der Pharmazeutischen Betreuung erheben wollten. Außerdem stellte sie in Frage, ob die Apotheker überhaupt zu einer rationaleren Verordnungsweise beitragen wollten. Sie verwies auf den grundsätzlichen Konflikt des Apothekers als Heilberufler und selbständiger Kaufmann. Allerdings räumte sie ein, daß die öffentlichen Apotheken einen Beitrag zur Betreuung der Patienten leisten könnten. Dies könne die PHARMPRO-Software nicht bieten, zumal die Patientendaten hier aus rechtlichen Gründen anonymisiert seien. Doch sei die AOK auf dem Gebiet der Patientenbetreuung bereits mit telefonischen Betreuungen aktiv, allerdings erweise sich diese Tätigkeit als sehr zeitaufwendig.
Modellprojekte müssen sich für die Krankenkasse rechnen Für die Teilnahme der Apotheken an Modellprojekten zur Pharmazeutischen Betreuung verwies sie auf die Bedingung, daß solche Projekte für die Krankenversicherung ökonomische Vorteile bringen müßten. Vorbedingung für einen Modellversuch sei eine fundierte ökonomische Bewertung, die den Nutzen für die Krankenkasse belege. Die Industrie stehe Schlange, um an Modellversuchen teilzunehmen, doch ließen die vorgeschlagenen Projekte für die AOK keinen Nutzen erkennen.
Friese weist Unterstellung zurück ABDA-Präsident Hans-Günter Friese protestierte energisch gegen die Unterstellung, die Apotheker verfolgten bei der Beratung und Pharmazeutischen Betreuung wirtschaftliche Motive. Umgekehrt gelte dies für die AOK, die im Rahmen der Modellprojekte nur auf ihre Kosten schaue und mit ihrer Ärzteberatung nur auf die wirtschaftliche Verordnungsweise abziele. Zudem mißachte Galle-Hoffmann den parteiübergreifenden politischen Konsens, den Apotheker als Heilberufler mit Gewerbebetrieb in der bewährten Form zu erhalten. Friese warf den Krankenkassen eine Blockadehaltung vor, die Apotheker bei den Modellprojekten nicht zu berücksichtigen. Galle-Hoffmann entgegnete, daß die AOK durchaus bereit sei, Vorschläge der Apotheker für Modellprojekte zu prüfen, sofern die ökonomische Bewertung positiv sei. Doch müßten die Apotheker auf die AOK zukommen und Vorschläge für Modellprojekte machen, aber nicht umgekehrt. Möglicherweise seien andere Krankenkassen, die nicht über hinreichend viele eigene Apotheker verfügten, eher auf den pharmazeutischen Sachverstand der Offizin-Apotheker angewiesen und daher mehr an einer Zusammenarbeit interessiert. Zur Frage, wer die Initiative für einen Modellversuch ergreifen müsse, verwies Friese nochmals auf die bestehenden Beratungsleistungen der AOK, die sich an die Ärzteschaft richten. Wäre die AOK hier frühzeitig auf die Apotheker zugekommen, hätte sich wohl eine Aufgabenteilung finden lassen, die auch den Patienteninteressen gerecht geworden wäre. Über die weiteren Vorträge und Diskussionen der Veranstaltung sowie die fachbezogenen Ergebnisse zum Datenmanagement in der Pharmazeutischen Betreuung berichten wir in einer der nächsten DAZ-Ausgaben.
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