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- DAZ 12/1998
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Die Seite 3
Editorial
Möglich, daß es früher auch nicht unbedingt die ruhigen Zeiten für die Apotheken gab. Was sich aber zur Zeit im Gesundheitswesen abspielt - mit möglichen Auswirkungen für die Apotheken - kann wirklich nicht mit Ruhe, Kontinuität und Verläßlichkeit bezeichnet werden.
Managed Care, das Schlagwort, das seit Anfang/Mitte der 90er Jahre auch durch das deutsche Gesundheitswesen geistert, scheint zunehmend Gestalt anzunehmen. Die - einfach ausgedrückt - Verknüpfung von Medizin und Management mit dem Ziel, die Qualität der medizinischen Versorgung zu steigern und gleichzeitig die Kosten dafür zu senken, versucht bereits in den USA seit einigen Jahren die Ausgaben für die Kosten im Gesundheitswesen zu bändigen. Angesichts der prozentual höchsten Gesundheitskosten aller Länder ist der Erfolg von Managed Care in den Vereinigten Staaten mehr als fraglich. Um so unsinniger wäre es, wollte man die amerikanischen Strukturen auf unser deutsches System übertragen. Reizworte wie Versandapotheken, Kettenapotheken, Wettbewerb, Positivlisten und Preisverhandlungen zwischen Industrie und Krankenversicherern schwingen immer mit, wenn Managed Care genannt wird. Jetzt wurde Ende Februar auch in Deutschland ein Bundesverband Managed Care (BMC) ins Leben gerufen (siehe unsere Montagsausgabe in dieser Woche). Entstanden ist dieser BMC vor dem Hintergrund des SGB V, mit dem der Gesetzgeber die rechtliche Grundlage für Modellvorhaben und Strukturverträge geschaffen hat. Wie auf der Gründungspressekonferenz zu hören war, wolle man auch auf die Apotheken Druck ausüben, sich mit neuen Versorgungsystemen auseinanderzusetzen. Wir werden wachsam sein müssen.
Von Managed-Care-Strukturen, insbesondere von Health Maintenance Organizations (HMO), eine Art Ableger einer Krankenversicherung mit weitreichenden Verhandlungsspielräumen gegenüber den Leistungserbringern, spricht bereits der AOK-Chef Ahrens. Während er mittlerweile von den simplen Boni-Verträgen für Ärzte abrückt, weil er eingesehen hat, daß es falsch ist, nur auf Einsparungen zu setzen, ohne die Qualität zu berücksichtigen, möchte er in Zukunft stärker darauf setzen, seine Krankenkasse als Dienstleister für die Versicherten zu profilieren. Neben Versorgungsformen wie Hausarztabo soll vor allem an einer stärkeren Vernetzung von Angebotsstrukturen gearbeitet werden, um beispielsweise Krankenhauseinweisungen zu reduzieren; gedacht wird auch an kombinierte Budgets, Fall- oder Kopfpauschalen. Nicht zuletzt der Wettbewerb in der Kassenszene treibt die Versicherer dazu, sich neue Formen zu überlegen. Auch hier heißt es gut beobachten!
Unruhig könnte es auch werden, wenn berufspolitische Veränderungen Wirklichkeit werden sollten, wie sie sich z. B. das Land Baden-Württemberg vorstellt: die Übertragung der Apothekenüberwachung auf die Apothekenkammern. Das kann nicht gut gehen. Wie Hessens Kammerpräsident auf dem hessischen Apothekertag am Wochenende mit Recht meinte, könnte das sogar das Ende der Kammern in ihrer jetzigen Struktur bedeuten. Denn dann hätte wohl die Kammer das Recht wie eine Polizeibehörde, Ordnungswidrigkeiten zu ahnden und Schritte einzuleiten, um die Einhaltung rechtlicher Bestimmungen zu verfolgen - das Vertrauensverhältnis des Apothekers zu seiner Kammer wäre dahin.
Unruhe bringen ferner Themen wie das elektronische Rezept und seine Auswirkungen, nicht zuletzt die möglichen Veränderungen im Gesundheitswesen, die sich durch den Ausgang der Bundestagswahl im Herbst ergeben können.
Unruhige Zeiten - sie könnten allerdings auch Chancen bieten für alle, die sich nicht ausruhen und zurücklehnen wollen, sondern aktiv von den Marktmöglichkeiten profitieren wollen. Daß es solche Chancen gibt, zeigte das Apotheken-Strategie-Wirtschaftsforum Anfang März in Oberhausen. Denn: Der Gesundheitsmarkt ist und bleibt auch in den nächsten Jahren (Jahrzehnten?) ein Wachstumsmarkt. Wichtig ist es nur, die Apotheke richtig zu inszenieren. Lesen Sie mal rein in unseren Bericht über dieses Forum!
Ihr Peter Ditzel
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