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Bundeswehr Koblenz: Rationale Arzneimitteltherapie
Durch das 2.NOG sind die gesetzlichen Krankenkassen verstärkt in den Wettbewerb um die Versicherungspflichtigen getreten. Ökonomische Aspekte gewannen durch die Veränderungen in der Beitragsstruktur der Krankenkassen und der damit einhergehenden Bewußtseinsänderung im Gesundheitswesen zunehmende Bedeutung. Obwohl Arzneimittel zu weniger als 14Prozent an den gesamten Gesundheitsausgaben beteiligt sind, stehen sie im Brennpunkt der Diskussionen. Pharmakoökonomische Bewertungen werden daher immer wichtiger. Entscheidend für die Effizienz einer Behandlung sind die Gesamttherapiekosten, nicht nur die Tagestherapiekosten. Nach Townsend (zitiert in DAZ 1997, Nr.39, S.68) versteht man unter Pharmakoökonomie eine Form der ökonomischen Bewertung (Evaluierung), die die Kosten und Konsequenzen der Anwendung von Arzneimitteln sowie der damit verbundenen Dienstleistungen identifiziert, mißt und vergleicht und dadurch Einfluß auf die Verteilung (Allokation) der Ressourcen im Gesundheitswesen nimmt. Nicht immer ist das billigste Medikament auch das kostengünstigste. Es müssen alle spezifischen Aspekte bei der Arzneimittelauswahl in die Kalkulation mit einbezogen werden. Zu diesem Zweck wurde von Hoffman-La Roche ein Computermodell für parenteral zu verabreichende Antibiotika (PHARAO, Pharmakoökonomische Antibiotika-Ordnung) erarbeitet, das im Sinne einer Vollkostenanalyse neben den Substanzkosten auch Kosten wie Arbeit (Zubereitungszeit; Behandlungsdauer), Therapieversager, Weiterbehandlungskosten, Verbrauchsmaterial (Katheter usw.) und Müll einrechnet. Vergleichend kann die unterschiedliche Wirksamkeit als Wirtschaftlichkeitsfaktor berücksichtigt werden. Auf dem Seminar wurden ein Antibiotikum mit dreimaliger Anwendung pro Tag zum Einzelpreis von 30DM und ein Präparat mit einmaliger Anwendung zum Preis von 50DM verglichen. Ein Krankenhaus spart jährlich bei der Therapie von 1000 Patienten mit dem zweiten Präparat mehr als eine halbe Million Mark. Weiter ist mit einer Einsparung von durchschnittlich zwanzig Minuten Arbeitszeit pro Patient und Tag zu rechnen, und auch die Abfallmenge verringert sich deutlich. Festzuhalten ist allerdings, daß die pharmakoökonomische Evaluation dem Arzt letztendlich nicht die Entscheidung über die im Einzelfall zu treffenden Maßnahmen abnehmen kann; sie soll ihm aber die ökonomischen Gesichtspunkte bewußt machen. Dr. Hans-Dieter Evers
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