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Arzneimittel und Therapie
Potenzpille: Dank Sildenafil wieder ein "ganzer Mann"?
Klinische Studien Bei Sildenafil handelt es sich nicht um ein neues Wundermittel, sondern um ein Arzneimittel mit gut belegten pharmakologischen Wirkungen. Die Substanz wurde in zahlreichen klinischen Studien bei mehr als 3700 Männern zwischen 19 und 87 Jahren mit Impotenz aus verschiedenen Ursachen, wie Diabetes mellitus, Querschnittslähmung, Prostataoperationen, aber auch ohne erkennbare Ursache, getestet. Mehr als 550 Patienten wurden über ein Jahr lang behandelt. Im Vergleich zu Plazebo verbesserte Sildenafil in allen Studien die Erektionsfähigkeit statistisch signifikant. 82% der Patienten, die die 100-mg-Dosis einnahmen, verzeichneten eine deutliche Verbesserung ihrer Erektionen, verglichen mit 24% in der Plazebogruppe. In den Studien stieg zwar die Anzahl der sexuellen Aktivitäten nicht, sie blieb bei etwa zweimal wöchentlich im Durchschnitt, aber die sexuelle Funktion verbesserte sich deutlich. Nach einem Jahr hatten sich bei 88% der Patienten durch die Anwendung von Sildenafil die Erektionen verbessert, sie waren häufiger, besser und dauerten länger an, auch kam es häufiger zu Lustgefühlen und zu Orgasmen. Allerdings war die Verbesserung abhängig von der Ursache der Impotenz: Bei 268 Diabetikern erzielten 57% verbesserte Erektionen (Plazebo 10%), bei 178 Querschnittsgelähmten waren dies 83% (Plazebo 12%), bei prostektomierten Patienten 43% (Plazebo 13%). Bei Impotenz aus psychischen Ursachen hatten 84% der Sildenafil-Anwender verbesserte Erektionen, in der entsprechenden Plazebogruppe waren dies 26%. Sildenafil wird derzeit auch bei Frauen getestet.
Wirkungsmechanismus Ursprünglich ist Sildenafil für die Behandlung der Angina pectoris entwickelt worden. Bei den klinischen Prüfungen fiel aber als Nebenwirkung eine verbesserte Erektionsfähigkeit der behandelten Männer auf. Sildenafil hemmt selektiv die Phosphodiesterase vom Typ 5 (PDE5), die sich in den glatten Muskelzellen der Blutgefäße und auch im Corpus cavernosum des Penis befindet. Als Folge werden die muskelrelaxierenden Wirkungen von NO verstärkt, der Blutdruck sinkt und die Erektion wird verbessert. NO wird normalerweise lokal bei sexueller Erregung freigesetzt. Dadurch wird die Erschlaffung der glatten Muskulatur des Penis gefördert, und mehr Blut kann in den Schwellkörper eindringen, es kommt zur Erektion. Wegen dieses Wirkungsmechanismus kann man mit Sildenafil keine Erektion erzwingen, das Präparat wirkt nur bei sexuell erregten Männern. Nach In-vitro-Untersuchungen wirkt Sildenafil mehr als 80fach schwächer auf die PDE1 als auf die PDE5 und mehr als 1000fach schwächer auf PDE2, 3 und 4. Besonders wichtig ist die 4000fach geringere Affinität zu PDE3, da diese an der Kontrolle der Kontraktilität des Herzens beteiligt ist. Die Wirkung an der PDE6 in der Retina ist jedoch nur etwa 10mal niedriger als an der PDE5. Diese niedrigere Selektivität könnte für die Sehstörungen verantwortlich sein, die als Nebenwirkung von Sildenafil auftreten, vor allem in höheren Dosen. PDE6 ist in der Retina an der Phototransduktion beteiligt.
Dosierung Als empfohlene Dosis sollten 50 mg eine Stunde vor der sexuellen Aktivität eingenommer werden, individuell können Dosen von 25 bis 100 mg angepaßt werden. Die Wirkung hält etwa 4 Stunden an. Sildenafil sollte nicht mehr als einmal täglich eingenommen werden.
Pharmakokinetik Nach oraler Aufnahme wird Sildenafil rasch resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen werden bei der Einnahme auf nüchternen Magen nach 30 bis 120 Minuten erreicht. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei 40%. Sildenafil wird in der Leber zu einem aktiven Metaboliten verstoffwechselt, hauptsächlich durch Cytochrom P450 3A4. Sildenafil und sein aktiver N-Desmethyl-Metabolit haben eine Halbwertszeit von etwa 4 Stunden. Sildenafil wird zu etwa 80% mit den Fäzes und zu etwa 13% im Urin ausgeschieden. Im Samen erscheinen weniger als 0,001% der eingenommenen Dosis. Gesunde ältere Personen haben eine reduzierte Clearance. Die freien Plasmakonzentrationen sind hier um 40% höher als bei gesunden jüngeren Männern (18 bis 45 Jahre).
Nebenwirkungen Die häufigsten (dosisabhängigen) Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen (16%), Hautrötungen (10%) und Dyspepsie (7 bis 17%). 3% bis 11% der Patienten klagten über Sehstörungen, vor allem über eine veränderte Farbwahrnehmung, sowie eine erhöhte Lichtempfindlichkeit. Priapismus ist bisher nicht aufgetreten. Eine 100-mg-Dosis von Sildenafil verursacht eine Blutdrucksenkung von etwa 10 mmHg. Diese Wirkung ist stärker ausgeprägt, wenn Patienten organische Nitrate in Nitroglycerinpflastern oder als Sublingualtabletten anwenden. Daher sollte eine gleichzeitige Einnahme mit organischen Nitraten vermieden werden. Die Wirkungen auf den Blutdruck werden vermutlich über die Hemmung der PDE5 in den glatten Muskelzellen der Blutgefäße ausgelöst.
Quelle Informationen der FDA im Internet (http://www.fda.gov) Informationen zu Viagra im Internet (http://www.viagra.com)
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