- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 25/1998
- DPhG Hamburg: ...
Was wann wo
DPhG Hamburg: Neuentdeckte Pflanzenwirkstoffe
Ziel des Pflanzenscreening
Allein die Tatsache, daß von derzeit 2000 bekannten Krankheiten nicht mehr als 30% durch eine medikamentöse Behandlung geheilt werden können, ist Grund, neben Syntheseprogrammen auch die ca. 200000 noch nicht untersuchten höheren und niederen Pflanzenarten einem systematischen pharmakologischen Screening und einer chemischen Analyse zu unterziehen. Ziel des Pflanzenscreening muß es sein, Leitstrukturen zur Entwicklung kausal wirksamer und nebenwirkungsarmer Arzneistoffe aufzufinden, wobei nachfolgende Indikationen Vorrang haben:
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen(Hypertonie, Atherosklerose),
• Tumorerkrankungen,
• degenerative Erkrankungen des ZNS,
• alle Formen entzündlicher Erkrankungen (z.B. Asthma, Allergien, Neurodermitis, Psoriasis, Morbus Crohn),
• virale und parasitäre Erkrankungen (z.B. AIDS, Malaria, Leishmaniosen).
Dank der Entwicklung neuer, vor allem molekularbiologischer In-vitro-Target-Modelle sowie des zunehmenden Einsatzes von Hochleistungs-(Robotic)Test-Systemen konnte die Trefferquote beim Arzneistoffscreening um ein Vielfaches gesteigert werden.
Allgemeine Ergebnisse Dieses Pflanzenscreening hat die ethnomedizinische Erfahrung nicht nur weitgehend bestätigt, sondern auch neue Erkenntnisse über die therapeutischen und präventiven Einsatzmöglichkeiten von Pflanzenextrakten und Phytokombinationspräparaten gebracht und die Voraussetzungen für deren wirkungsbezogene Standardisierung geschaffen. Erst durch die Kenntnis der Hauptwirkprinzipien einer Arzneidroge ist es möglich geworden, Dosis-Wirkungs-Beziehungen, dosisabhängige Wirkumkehreffekte, synergistische Effekte von Wirkstoffkombinationen und Wirkeffekte von Phytopräparaten nach Langzeitanwendung eingehend zu studieren.
Erfolge bei Asthma und Hypertonie Der Referent stellt das Ergebnis des modernen Pflanzenscreening an Hand von Beispielen aus der eigenen Forschung vor: In einem Asthma-Screeningprogramm konnten neue schwefelhaltige Verbindungen (Allium cepa), Acetophenone (Picrorhiza kurroa) sowie Galloylchinasäurederivate (Galphimia glauca) als die für die antiasthmatische Wirksamkeit dieser Drogen verantwortlichen Verbindungen aufgefunden werden. In einem zweiten Screeningprogramm auf der Suche nach antihypertonen Pflanzenwirkstoffen gelang es, oligomere Procyanidine und einige Flavonoide (Crataegus oxyacantha, Musanga cecropioides und Cecropia-Arten) als potente ACE-Hemmstoffe zu identifizieren sowie bei anderen Stoffen einen Calciumantagonismus nachzuweisen, nämlich bei Furano- und Pyranocumarinen, bei Phenylpropanverbindungen (z.B. Apiol, Eugenol) und Mono- und Sesquiterpenen (z.B. Menthol, Caryophyllenoxid) aus verschiedenen Ätherisch-Öl-Drogen, bei Ajoen und Allicin aus dem Knoblauch sowie bei einem Chalcon aus Carthamus tinctorius.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.