Fachliteratur

Freiverkäufliche Arzneimittel

Vorbereitung auf die Sachkenntnis-Prüfung und Leitfaden für die Praxis im Einzelhandel. Von Werner Fresenius, Herbert Niklas und Heinz Schilcher. XIV, 319 Seiten. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. 4., völlig neubearb. u. erw. Aufl. 1998, Kt. DM 44,- ISBN 3-8047-1534-6

Endlich liegt sie vor! Die völlig neu bearbeitete Ausgabe des Standardwerks über Freiverkäufliche Arzneimittel. In bewährter Manier haben sich die drei Autoren die Arbeit gedrittelt: Teil I (Anleitung zum Erwerb der Sachkenntnis im Einzelhandel für freiverkäufliche Arzneimittel) von Prof. Dr. Heinz Schilcher, München (ca. 85 Seiten), Teil II (Arzneimittelkunde/Fertigarzneimittel) von Dr. Herbert Niklas, Stuttgart (ca. 60 Seiten) und Teil III (Rechtliche Grundlagen, Rechtsvorschriften mit Erläuterungen) von Dr. Werner Fresenius, Wiesbaden (ca. 160 Seiten, incl. diverser Gesetzes- und Verordnungsauszüge). Das Werk hat sieben Jahre nach Erscheinen der 3. Auflage nicht nur optisch gewonnen. Es liegt nun in zweispaltigem Satz vor, was sich positiv auf die Übersichtlichkeit, auf den Umfang und den Papierverbrauch (minus 15%) auswirkt; und dies alles bei noch gestiegener Informationsfülle! Kompliment an Autoren und Verleger. Die Neubearbeitung des Buches war durch zahlreiche arzneimittelrechtliche Änderungen erforderlich geworden, da es in erster Linie als Lehrbuch zum Erwerb der Sachkenntnis im Einzelhandel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln dienen soll. Nach Erscheinen des Deutschen und des Europäischen Arzneibuchs 1997 (DAB 1997 und Ph.Eur. 1997) waren die hierin veränderten Inhalte zu berücksichtigen; hinzu kamen neue arzneimittelrechtliche Änderungen, insbesondere die Neufassung der Rechtsverordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel. Im Teil I wird der Leser schrittweise mit den sieben Prüfungsgebieten, wie sie im §4 der Verordnung über den Nachweis der Sachkenntnis im Einzelhandel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln festgelegt sind, vertraut gemacht. Hierzu zählen die folgenden Kenntnisse: § Überblick des Sortiments freiverkäuflicher Arzneimittel § Üblicherweise verwendete Pflanzen- und Chemikalien sowie Darreichungsformen (Drogenkunde) § Erkennung offensichtlich verwechselter, verfälschter oder verdorbener freiverkäuflicher Arzneimittel § Lagerung und Haltbarkeit § Abfüllen, Abpacken, Kennzeichnen und Abgabe § Mit unsachgemäßem Umgang einhergehende Risiken § Arzneimittelrecht und Werbung Es wird auf die Inhaltsstoffe im einzelnen eingegangen; auch werden die Stoffe nach ihren Anwendungsgebieten erläutert. Viele wichtige Kenntnisse werden klar vermittelt, vielleicht sogar zu viele für den Ungeübten. An dieser Stelle sei vermerkt, daß sowohl die Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) als auch die Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) von dieser Zusammenstellung profitieren kann, zumal beide Berufsgruppen die Sachkenntnis auch für freiverkäufliche Arzneimittel haben. Im Mittelteil des Buches kann der Leser auf den Kenntnissen des ersten Teils aufbauen und sich den Fertigarzneimitteln widmen. Von "appetitfördernden und verdauungsanregenden Mitteln" über das neu aufgenommene Kapitel der "Bäder" bis hin zu den "Zahnersatzhaftmitteln" sind in 25 Kapiteln zahlreiche Fertigarzneimittel beispielhaft aufgeführt; auch deren Inhaltsstoffe werden noch einmal genannt, so daß der Leser gleichzeitig überprüfen kann, was ihm vom Teil I noch im Gedächtnis geblieben ist. Man erfährt in diesen Kapiteln so einiges, was durchaus nicht (immer) zum Allgemeinwissen der Fachkreise gehören dürfte, z.B. daß sich der Name "Echinacea" vom Griechischen "echinos" (=Igel) aufgrund des stacheligen Fruchtbodens der Pflanze ableitet. Am Ende eines jeden Kapitels sind wesentliche Punkte in Merksätzen zusammengefaßt, so daß man auch hiernach gut lernen kann; als Beispiel sei aus dem Kapitel der "Tierarzneimittel" zitiert, in dem der Merksatz lautet: "Ungeziefer-Halsbänder sind Arzneimittel und enthalten hochwirksame Wirkstoffe, die besonders für kleine Kinder gefährlich sein können. Hautkontakt ist daher zu vermeiden. Nach Berührung der Tiere müssen die Hände sorgfältig gewaschen werden." Nach diesen anschaulichen und äußerst praxisbezogenen Beschreibungen geht es im Teil III um die trockene Materie von Recht, Gesetz und Verordnung. Wer nun hier befürchtet, reine Gesetzeszitate zu finden, deren Lektüre allein schon eine abschreckende Wirkung haben müsse, wird eines Besseren belehrt. Er findet den "Arzneimittelbegriff" mit Beispielen anschaulich erläutert, die "Anforderungen an Arzneimittel" sowie deren "Herstellung" beschrieben. Auch wird die "Zulassung und Registrierung", ja sogar "Der Schutz des Menschen bei der klinischen Prüfung" anschaulich nähergebracht. Die "Abgabe von Arzneimitteln" nimmt naturgemäß den größten Raum dieses Teils III ein. Weitere Informationen gibt es zu den Punkten "Qualitätssicherung- und -kontrolle", "Arzneibuch", "Tierarzneimittel", "Arzneimittelrisiken", Überwachung", "Anzeigepflicht", "Einfuhr", "Pharmaberater", "Preise", "Haftung", "Werbung" und - wie könnte es bei dem gesetzlichen Teil auch anders sein - "Straf- und Bußgeldvorschriften". Im Anhang des Buches sind die wichtigsten Paragraphen aus den einzelnen Gesetzeswerken aufgeführt, so daß man auch wörtlich nachlesen kann, was der Gesetzgeber zum Ausdruck bringen will. Ein umfangreiches Stichwortverzeichnis erleichtert die Suche nach Pflanzen, Chemikalien, Stoffen und Begriffen. Das Buch "Freiverkäufliche Arzneimittel" von Fresenius, Niklas und Schilcher ist seit vielen Jahren ein kompetentes Werk nicht nur für diejenigen, die sich auf die Sachkenntnisprüfung für den Verkauf von Arzneimitteln im Einzelhandel außerhalb von Apotheken vorbereiten wollen, sondern auch für alle Fachkreise (PKA, PTA, Studierende der Pharmazie und Apotheker/innen), die bei den freiverkäuflichen Arzneimitteln etwas mehr Hintergrundinformationen haben wollen. Gerade in letzter Zeit wird in den Fachzeitschriften immer wieder von der Problematik der Einstufung/Abgrenzung auf dem Gebiet der Lebensmittel, Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel und die möglichen Folgen für den Leiter einer Apotheke (bis hin zu staatsanwaltlichen Ermittlungen) bei Fehleinschätzungen beim Inverkehrbringen nicht zugelassener Präparate mit arzneilicher Wirkung berichtet. Manche solcher Probleme ließen sich sicherlich im Vorfeld mit dem Studium dieses Buches vermeiden. Fazit: Die 4. Auflage "Freiverkäufliche Arzneimittel" (1998) gehört auch in die Sammlung der wissenschaftlichen Hilfsmittel einer jeden Apotheke. Dr. Wolfgang Butz, Moers

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