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- DAZ 3/1998
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Die Seite 3
Editorial
Feiertage und Jahreswechsel liegen hinter uns, das neue Jahr hat seine ersten Gehversuche gemacht und ist auf dem besten Weg, den Lauf der Zeit anzutreten. Was bringt es für die Pharmazie? Nicht alle, aber einige Haltestellen (oder besser Baustellen?) des Weges kennen wir schon: es sind Stationen von A wie Arzneimittelpreisverordnung bis Z wie ZL, die uns schon im vergangenen Jahr beschäftigten.
1998 bekommen wir eine Änderung der Arzneimittelpreisverordnung (AMpreisV). Hochpreisige Arzneimittel erhalten einen festen Einheitszuschlag mit nur kleiner dynamischer Komponente, Rezepturarbeitspreise und Nachttaxe erhalten eine optische Korrektur nach oben - so ist es in der Planung. Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiert, wird der vorliegende Entwurf am 6. Februar im Bundesrat behandelt und die neue AMpreisV am 1. Juli in Kraft treten. Die Einbußen für die Apotheken werden sich in Grenzen halten.
Porzellan wurde dagegen Ende 97 zerschlagen, was sicher noch Nachwirkungen haben wird: Der ZL-Vorstand trennte sich vom langjährigen Leiter des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker (ZL), Professor Blume. Wir haben es in unserem Editorial und einem Kommentar in unserer ersten DAZ-Ausgabe deutlich gemacht, was dies für das Ansehen des ZL, national und international, bedeutet. Würde man das ZL konzeptionell auf seine Aufgaben der siebziger Jahren reduzieren, wäre dies der Ausverkauf neuerworbenen Wissens udn Ansehens, die ABDA machte sich und ihr Zukunftskonzept unglaubwürdig. Höchste Zeit für ABDA und Bundesapothekerkammer, Entscheidungen zu überdenken, vielleicht gibt es noch etwas zu retten oder ist wenigstens eine Schadensbegrenzung möglich.
Was man im Fall Stange und Apothekenkette vermutlich nicht sagen kann. Auch diese Baustelle ist bekanntlich noch offen und wartet 1998 auf eine Fortführung. Allein Unterlagen, die der DAZ vorliegen (wir werden in Kürze darauf zurückkommen), scheinen erkennen zu lassen, wie man versuchte, nach außen "wirtschaftlich selbständige" Apotheken über Miet-, Berater- und andere Verträge zu binden.
Eine erfreulichere Station 1998 dürfte die Reform der Ausbildungsordnung für Apotheker werden, die - endlich - die Ausbildung an das veränderte Berufsbild des Apothekers anpassen wird. Sie könnte, wenn die angedachten Veränderungen durchgesetzt werden können, dem Pharmaziestudium neben der Chemie, Biologie, Technologie und Pharmakologie die Klinische Pharmazie als fünftes Standbein hinzufügen, das den Apotheker befähigen soll, sich - im Sinne von Pharmazeutischer Betreuung - stärker dem Patienten zuzuwenden. Drücken wir die Daumen, daß sich die beratenden Gremien von der Wichtigkeit einer solchen Disziplin überzeugen lassen. Bevor es soweit ist, wird auch noch Überzeugungsarbeit nötig sein, um eine für Pharmakologen und Krankenhausapothekern konsensfähige Definition des Begriffes der "Klinischen Pharmazie" zu finden.
Apropos Krankenhausapotheke: Das erinnert an den im vergangenen Jahr manifest gewordenen Streit zwischen Krankenhausapothekern und krankenhausversorgenden Apothekern. Kompetenzstreitigkeiten, undeutliche Warenströme, Zytostatikaversorgung sind nur einige Stichworte, die vermutlich auch 1998 ins Gespräch kommen werden. Auch die Versorgung von Pflegeheimen steht noch zur Regelung an.
Und was die öffentliche Apotheke schon bald treffen wird, ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer: Preisänderungen, Preisumzeichnungen, Software-Updates.
Ja, und dann steht den Apotheken noch die Verpflichtung ins Haus, bis Ende des Jahres die Möglichkeit zur "vertraulichen Beratung" in der Offizin zu schaffen. Haben Sie schon Ihr Konzept dafür entworfen? Werden bauliche Maßnahmen nötig oder läßt sich dies glaubhaft auf dem "definitorischen Weg" in Ihrer Apotheke umsetzen?
Das waren nur einige Stationen auf dem 98er Weg. Auch mit unserer Montagsausgabe der DAZ, die sich schwerpunktmäßig den gesundheits- und berufspolitischen Themen verschrieben hat, möchten wir Sie auf dem Weg durchs Jahr aktuell informieren und mit Meinungen und Kommentaren begleiten. In Ihren Unternehmungen und Entscheidungen wünsche ich Ihnen "ein gutes Händchen".
Ihr Peter Ditzel
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