Arzneimittel und Therapie

Beta-Interferone: Zur Therapie der Multiplen Sklerose

Derzeit sind zwei Interferonpräparate zur Behandlung der Multiplen Sklerose in Deutschland zugelassen: Interferon beta-1b (Betaferon®) und Interferon beta-1a (Avonex®), die sich in ihrer Applikation, ihrer Wirkungsweise und ihrer Verträglichkeit unterscheiden. Im April 1998 soll ein weiteres Interferon beta-1a (Rebif®) in Deutschland zugelassen werden.

Interferon beta-1b (Betaferon®)
Interferon beta-1b (Betaferon®) ist eine Mutante des natürlichen menschlichen Interferon beta. Dieses Präparat muß bei 2 bis 8ūC gelagert werden, und das Einhalten einer Kühlkette ist erforderlich. Die subkutane Applikation
(8 Mio. I. E.) kann vom Patienten selbst durchgeführt werden und muß jeden zweiten Tag erfolgen. Eine große klinische Studie zeigte, daß Betaferon® die Schubrate von Patienten mit Multipler Sklerose gegenüber der Plazebogruppe um ein Drittel absenkte. Die Anzahl schwerer und mittelschwerer Schübe wurde um die Hälfte vermindert. Außerdem dauerte es bei Patienten unter einer Betaferon®-Therapie länger, bis der erste Schub nach Studienbeginn auftrat, und im Schnitt waren mehr Patienten über zwei bis drei Jahre schubfrei. Diese Patienten mußten weniger Zeit im Krankenhaus verbringen und weniger Glucocorticoide einnehmen. Die kernspintomographischen Untersuchungen ergaben für die Plazebogruppe eine stetige Zunahme der Gesamtläsionsfläche, während unter Betaferon® nach 2 und 3 Jahren eine leichte Reduktion und bis zum 5. Jahr ein stabiler Befund nachgewiesen wurde.
Als Nebenwirkungen der Betaferon®-Behandlung wurden von 85% der Patienten lokale Reaktionen an der Injektionsstelle angegeben (37% in der Plazebogruppe), und 5% zeigten Nekrosen an der Injektionsstelle. Über grippeähnliche Symptome klagten zu Beginn der Therapie 52 % der Patienten.

Interferon beta-1a (Avonex®)
Interferon beta-1a ist in seiner Struktur mit dem natürlichen menschlichen Interferon beta identisch. Avonex® kann bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Die übliche Dosis beträgt 6 Mio. I.E., die einmal pro Woche intramuskulär verabreicht werden muß. Nach einer großen klinischen Studie zeigt Avonex® einen signifikanten Einfluß auf das Fortschreiten der Behinderung und auf die Schubrate. Allerdings war die Zahl schubfreier Patienten und die Zeit bis zum ersten Schub unter Therapie nicht signifikant gegenüber der Plazebogruppe verändert. Im Magnetresonanztomogramm zeigte sich, daß unter Avonex® die Anzahl und das Volumen der gadoliniumanreichernden Läsionen signifikant abnahm, nicht jedoch das Gesamtläsionsvolumen. Durch die Verwendung von Gadolinium-Kontrastmittel bei der Magnetresonanztomographie können neue oder sich vergrößernde Läsionen dargestellt werden. Die hauptsächlichen Nebenwirkungen sind grippeähnliche Symptome, die bei 61% der Patienten unter Avonex® nachgewiesen wurden (40% in der Plazebogruppe). Reaktionen an der Injektionsstelle waren mit 9% in beiden Behandlungsgruppen bei der intramuskulären Injektion deutlich geringer als nach subkutaner Injektion. Nekrosen an der Einstichstelle traten nicht auf.

Interferon beta-1a (Rebif®)
Auch Interferon beta-1a (Rebif®) ist in seiner Struktur mit dem natürlichen menschlichen Interferon-beta identisch. Rebif® muß bei 2 bis 8ūC aufbewahrt werden, die Einhaltung einer Kühlkette ist jedoch nicht erforderlich. Die subkutane Applikation kann vom Patienten selbst durchgeführt werden und muß jeden zweiten Tag erfolgen. Eine große klinische Studie ergab, daß Rebif® die Schubrate der Patienten signifikant gegenüber der Plazebogruppe reduziert, den Anteil schubfreier Patienten erhöht und die Zeit bis zum ersten Schub verlängert. Unter der Therapie mit Rebif® wurde außerdem die Progression der Behinderung der Patienten signifikant verzögert. Im Magnetresonanztomogramm zeigte sich, daß durch die Behandlung mit Rebif® die Anzahl der aktiven Läsionen sowie die Gesamtläsionslast reduziert werden konnte. Die mit Rebif® behandelten Patienten mußten weniger Zeit im Krankenhaus verbringen und weniger Glucocorticoide anwenden. Als Nebenwirkungen wurden von 66% der Patienten unter Rebif® Reaktionen an der Injektionsstelle genannt (15% in der Plazebogruppe). 70% dieser Patienten klagten über Kopfschmerzen (63% in der Plazebogruppe), und 59% der Patienten nannten grippeähnliche Symptome (51% Plazebogruppe) als unerwünschte Ereignisse.




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