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Arzneimittel und Therapie
KHK-Primärprävention: Lovastatin reduziert das Risiko des ersten Koronarereign
AFCAPS/TEXCAPS (Air Force/Texas Coronary Atherosclerosis Prevention Study) ist eine Primärpräventionsstudie mit 6605 Teilnehmern, die aufgrund positiver Ergebnisse nach einer durchschnittlichen Studiendauer von 4,8 Jahren vorzeitig abgebrochen wurde. Das Ausmaß des klinischen Nutzens überrascht insofern, als es sich bei den Studienteilnehmern um ein Kollektiv handelte, das dem der amerikanischen Bevölkerung weitgehend entsprach: Erwachsene im Alter zwischen 45 (Männer) bzw. 55 (Frauen) und 73 Jahren, die keine Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit aufwiesen und deren Cholesterinspiegel nicht auffallend erhöht waren: Das Gesamtcholesterin lag zu Studienbeginn bei 221 mg/dl, das LDL-Cholesterin bei 150 mg/dl. Auch andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck (22%), Rauchen (12%), Diabetes mellitus (2%) oder eine positive Familienanamnese für KHK (16%) lagen selten vor. Der einzige prominente Risikofaktor war ein erniedrigtes HDL-Cholesterin mit durchschnittlich 37 mg/dl.
Ziel: LDL-Senkung Die Teilnehmer der randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie wurden zusätzlich zu cholesterinarmer Diät und der Empfehlung zu regelmäßigen körperlichen Aktivitäten zunächst mit täglich 20 mg Lovastatin behandelt. Ziel war es, das LDL-Cholesterin auf unter 110 mg/dl zu senken. Bei der Hälfte der Teilnehmer war dazu eine Erhöhung der Lovastatin-Dosis auf 40 mg täglich notwendig. Durch die Behandlung wurde das Gesamtcholesterin um 18,4%, LDL-Cholesterin um 25% und die Triglyceride um 15% gesenkt. Gleichzeitig stieg das HDL-Cholesterin um 6%. Der Quotient zwischen Gesamt- und HDL-Cholesterin verbesserte sich von 6,3 auf 4,8.
Klinischer Nutzen war früh sichtbar Das Risiko eines ersten schwerwiegenden Koronarereignisses, entsprechend dem primären Studienendpunkt, wurde durch Lovastatin um statistisch signifikante (p<0,001) 36% gesenkt. Bemerkenswert ist, daß sich der klinische Nutzen der Behandlung sehr früh einstellte: So erlitten 40 Patienten der Plazebogruppe bereits im ersten Jahr einen schwerwiegenden koronaren Zwischenfall, im Vergleich zu 23 Patienten in der Verumgruppe. Der klinische Nutzen der Behandlung war unabhängig vom LDL-Cholesterinwert bei Studienbeginn, von Geschlecht, Alter und anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes. Tödliche und nichttödliche Herzinfarkte wurden um 35% reduziert, Krankenhauseinweisungen aufgrund einer instabilen Angina pectoris um 34%, Koronarereignisse insgesamt um 26% und Revaskularisierungsmaßnahmen wie Angioplastie oder Bypass-Chirurgie um 33%.
Daten zur Primärprävention AFCAPS/TEXCAPS schließt eine Wissenslücke bei der lipidsenkenden Therapie. Nachdem der Nutzen einer konsequenten Lipidsenkung mit CSE-Hemmern in der Sekundärprävention gezeigt wurde, liegen nun auch Daten in der Primärprävention sowohl bei hohen LDL-Cholesterinwerten (WOSCOPS-Studie mit Pravastatin) als auch bei durchschnittlichen LDL-, aber erniedrigten HDL-Werten (TEXCAPS/AFCAPS-Studie) vor. Im Gegensatz zur WOSCOPS-Studie wurden bei TEXCAPS/AFCAPS erstmals auch Frauen (n=997) in die Studie mit aufgenommen. TEXCAPS/AFCAPS erweitert den Nutzen einer lipidsenkenden Therapie mit Lovastatin auf Millionen von Erwachsenen, die nach Maßgabe der bisherigen Behandlungsstandards nicht als Kandidaten für eine solche Therapie galten. Kandidaten für die Primärprävention sind Männer über 45 Jahre und Frauen über 55 Jahre, die ein HDL-Cholesterin unter 40 mg/dl und ein LDL-Cholesterin über 130 mg/dl aufweisen.
Quelle Pressekonferenz ≥Late Breaking Trials" am 12. November 1997 auf der 70. Jahrestagung der American Heart Association in Orlando, Florida.
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