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Spar-Kassen


Sparen beim Arzneimittel ist für unsere -Spar-Krankenkassen ein beliebtes Instrument, um Kosten zu drücken. Kein Wunder, wenn entsprechende Sparmethoden ständig strapaziert und überstrapaziert werden, z. B. Negativliste, Arzneimittel-Richtlinien und Festbeträge.
Einsparungen - das bedeutet für Patienten mehr Ausgaben und für Apotheken weniger Einnahmen. Denn: Wollen die Patienten z. B. ihre Befindlichkeitsstörung kurieren, müssen sie ihr durch die Negativliste ausgegrenztes Arzneimittel selbst kaufen - oder auf Hausmittel umsteigen. Und nicht jedes zugunsten der Krankenkasse eingesparte Arzneimittel kaufen sich die Patienten selbst. Die Folge sind Umsatzverluste für die Apotheke.
Ähnliches gilt auch für die Behandlung einer Krankheit, bei der eine passende Medikation durch Arzneimittel-Richtlinien ausgeschlossen ist. Jetzt steht bekanntlich ein neuer Ausgrenzungskatalog be-
vor, der alles Bisherige übertrifft (siehe mein Editorial in DAZ Nr. 28). Die -Streichliste für Patienten, wie sie das Magazin Focus apostrophierte, grenzt z. B auch Antiallergika, Rheumamittel zur äußeren Anwendung, Immunstimulanzien, Mittel zur Behandlung von Sportverletzungen oder Sondennahrung aus. Über die pharmakologischen Eigenschaften solcher Präparate bzw. Stoffe mag sich jeder selbst ein Urteil bilden. Fest steht, daß durch einen derartig umfangreichen Ausgrenzungskatalog auch die Apotheken empfindlich getroffen werden - nicht alle Arzneimittel werden von den Patienten selbst gekauft werden. Der neue Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie, Wolfgang Weng, kommentiert dies mit dem Satz: Wenn die Richtlinie angewandt würde, käme ein bitteres Erwachen.
Eine weitere Sparbüchse der Spar-Kassen sind die Festbeträge: Interessant sind die Zahlen über das Volumen, das bereits mit Festbeträgen gespart wird. Danach unterliegen knapp 51 % des gesamten GKV-Arzneimittelumsatzes und rund 63% des gesamten Verordnungsvolumens des GKV-Marktes den Festbeträgen. Durch Arzneimittelfestbeträge spart die Gesetzliche Krankenversicherung jährlich 3,1 Mrd. DM ein, ein Betrag, der nicht in den Apotheken ankommt. Und die Spar-Kassen geben noch lange keine Ruhe.
Als Ausgleich für die Einsparungen könnte die Apotheke lediglich auf Innovationen setzen, die meist im hochpreisigen Bereich angesiedelt sind. Doch hier wurde durch die Änderung der AMpreisV die Verdienstspanne gekappt. Selbst so teure Arzneimittel wie Viagra werden die Apotheke nicht retten, wenngleich Großhändler einen Umsatzzuwachs von bis zu 10 % erwarten, sollte dieses Präparat bei uns zugelassen werden. Doch hier tut sich bereits - illegal - ein schwungvoller Versandhandel via Internet auf...
Wann sehen die Kassen ein, daß wirkliche Einsparpotentiale nicht mehr bei Arzneimitteln zu suchen sind, sondern in anderen Bereichen? Beispielsweise im Krankenhaus.
Peter Ditzel

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