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- DAZ 32/1998
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Arzneimittel und Therapie
Intrauterines System zur Kontrazeption und zur Behandlung der Menorrhagie
Das neue intrauterine System (IUS) Mirena(r) besteht aus einem Kunststoffträger, der im Uterus über eine Polydimethylsiloxan-Membran geringe Mengen des Gestagens Levonorgestrel freisetzt. Die Mengen liegen dabei mit 20 mg pro Tag lokal niedriger als bei der Minipille, bei der pro Tag 30 mg systemisch zugeführt werden müssen.
Durch die kontinuierliche Freisetzung von Levonorgestrel werden lokal drei Effekte ausgelöst:
- Die Viskosität des Zervixschleims steigt, so daß die Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt ist. Die Spermienmotilität und -vitalität nimmt auch im Uterus und in den Eileitern ab.
- Der zyklusabhängige Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird stark vermindert, so daß aufgrund der Endometriumsuppression keine Möglichkeit zur Einnistung eines befruchteten Eis besteht.
Vergleich mit anderen Kontrazeptiva
Das neue Levonorgestrel-System ist in der Sicherheit mit der Sterilisation und östrogen-/gestagenhaltigen Pillen vergleichbar. Im Gegensatz zu oralen Kontrazeptiva kann das intrauterine therapeutische System nicht vergessen werden. Darüber hinaus ist der Konzeptionsschutz durch Mirena(r) nach dem Entfernen sofort und voll reversibel, da die Ovarialfunktion nicht beeinflußt wird.
Hinweise auf Nachteile, wie sie andere "Spiralen" aufweisen, fanden sich bislang nicht. Unter dem neuen System traten weniger Extrauterinschwangerschaften auf als beim klassischen kupferhaltigen Intrauterinpessar (IUP) - 0,20 gegenüber 0,75 auf 1000 Frauenjahre.
Unterleibsentzündungen, die bei anderen "Spiralen" meist innerhalb der ersten 20 Tage nach Einsetzen auftreten, wurden seltener festgestellt. Es wird sogar ein schützender Effekt angenommen, der allerdings noch nicht durch Studien belegt wurde.
Schwächere Blutungen
Bei den herkömmlichen Intrauterinpessaren kommt es zu verstärkten und schmerzhafteren Blutungen. Bei dem neuen therapeutischen System treten während der ersten drei Monate nach dem Einsetzen Schmierblutungen auf, während allgemein die Blutung schwächer, kürzer und weniger schmerzhaft wird. Nach einem Jahr sinkt die Blutungsdauer auf durchschnittlich einen Tag pro Monat, bei 10 bis 20% aller Anwenderinnen bleibt trotz intakter Ovarialfunktion die Periode vollständig aus.
Mögliche Indikationserweiterung
Aufgrund der Endometriumsuppression eignet sich Mirena(r) nicht nur für einen langfristigen Konzeptionsschutz. Es kann auch als Therapie für Frauen mit verstärkten und schmerzhaften Blutungen dienen. Der klinische Nutzen des neuen Levonorgestrel-IUS bei dieser Indikation wurde in einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Helsinki überprüft. An ihr nahmen 56 Frauen teil, die unter Menorrhagie und/oder Dysmenorrhö litten. Aufgrund der trotz Therapie anhaltenden Beschwerden standen alle Teilnehmerinnen auf der Warteliste zur Hysterektomie. Sie wurden bis zu dem Zeitpunkt konventionell mit dem Antiphlogistikum Flurbiprofen oder dem Antifibrinolytikum Tranexamsäure behandelt.
Frauen, in deren Uterus sich ultraschalldiagnostisch mehr als drei Myome fanden, oder Myome, die größer waren als 3 cm, wurden ebenso von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen wie Patientinnen, die in den vergangenen zwölf Monaten an einer Entzündung des kleinen Beckens erkrankt waren.
Im Rahmen einer randomisierten Multizenterstudie wurden die Probandinnen auf eine IUS- und eine Kontrollgruppe verteilt, wobei in der letzteren die bisherige Medikation beibehalten wurde.
Die Patientinnen wurden sechs und zwölf Monate nach Insertion des Levonorgestrel-IUS nach Blutungsveränderungen befragt. Die Menstruationsdauer betrug in der Kontrollgruppe unverändert vier bis fünf Tage monatlich, ebenso häufig traten Zwischenblutungen auf. Dagegen sank die Blutungsdauer unter Anwendung des Levonorgestrel-Systems von anfänglich sieben Tagen auf zwei Tage pro Monat gegen Ende der Untersuchungsperiode. Die Zahl der Zwischenblutungen reduzierte sich auf die Hälfte im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Sechs Monate nach Versuchsbeginn hatten zunächst zwei Drittel aller mit Mirena(r) behandelten Frauen von der geplanten Hysterektomie Abstand genommen, aus der Kontrollgruppe nur 14%. Nach einem Jahr hatten sich dann doch 57% aus der Mirena(r)-Gruppe für die Entfernung der Gebärmutter entschieden. Als Gründe dafür wurden am häufigsten neben persönlichen Gründen eine verlängerte Blutung und weiter anhaltende Zwischenblutungen genannt.
Quelle
Lähteenmäki, P., et al.: Open randomised study of use of levonorgestrel releasing intrauterine system as alternative to hysteroectomy. Br. Med. J. 316, 1122-1126 (1998).
Presseinformation der Schering AG, Berlin.
Gesa Heuermann
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