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- DAZ 35/1998
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Arzneimittel und Therapie
Eptifibatid senkt Häufigkeit von Herzattacken und Todesfällen
Die Versuchsreihe mit der Bezeichnung PURSUIT (Platelet IIb-IIIa in Unstable Angina: Receptor Suppression Using IntegrilinTM Therapy) ergab, daß die Behandlung mit Eptifibatid, einem Inhibitor der Glykoprotein-(GP-)IIb/IIIa-Thrombozytenrezeptoren, bei Patienten mit instabiler Angina pectoris und Myokardinfarkt ohne ST-Segment-Erhöhung innerhalb von 30 Tagen zu einer statistisch signifikanten Verringerung der Häufigkeit von Todesfällen oder Myokardinfarkten von 15,7 auf 14,2% führt (P=0,04). Nach 96 Stunden konnte eine absolute Senkung der Quote von Todesfällen oder Myokardinfarkten um 1,5 Prozentpunkte festgestellt werden (P=0,011), die über 30 Tage anhielt. Mit weltweit 10948 beteiligten Patienten ist PURSUIT die größte klinische Untersuchung an Inhibitoren der GP-IIb/IIIa-Thrombozytenrezeptoren, die jemals durchgeführt wurde. An den Versuchen nahmen insgesamt 726 Einrichtungen in 28 Ländern teil.
Weniger Todesfälle und Herzinfarkte
Die Verringerung der Anzahl von Todesfällen oder Myokardinfarkten trat in Westeuropa und Nordamerika am deutlichsten zutage, besonders bei Patienten, die frühzeitig mit einer Koronar-Ballonangioplastik behandelt wurden. In diesen Regionen wurde die Häufigkeit von Todesfällen oder Herzinfarkt bei Patienten, die mit Eptifibatid behandelt wurden, von 14,9 auf 12,7% gesenkt. 4200 der an der Studie beteiligten Patienten, also fast 40% der PURSUIT-Population, kamen aus Westeuropa. In den Niederlanden nahmen 1032 Patienten an 38 Einrichtungen an PURSUIT teil.
-Die PURSUIT-Studie hat gezeigt, daß der Einsatz eines GP-IIb/IIIa-Thrombozytenrezeptor-Inhibitors wie Eptifibatid bei Patienten mit akuten Koronarsyndromen unabhängig von der Behandlungsstrategie als neuer Therapiestandard angesehen werden sollte, so Prof. Dr. Maarten Simoons, Erasmus-Universität Rotterdam und leitender Wissenschaftler für PURSUIT in Europa.
PURSUIT: eine praxisorientierte Studie
PURSUIT wurde mit dem Ziel durchgeführt, die Auswirkungen der Behandlung mit Eptifibatid als Ergänzung der aktuellen medizinischen und interventionellen Strategien bei der Behandlung von instabiler Angina pectoris festzustellen. Deshalb wurde PURSUIT praxisorientiert angelegt; die Behandlung der Patienten erfolgte ohne protokollarische Vorgabe einer Katheterisierung oder Revaskularisierung und gemäß einer Reihe von Behandlungsmethoden, die nach Ermessen des Arztes angewandt wurden. Außerdem enthielten die Kriterien für die Teilnahme an der Studie nur sehr wenige Einschränkungen, um eine heterogene Patientenpopulation sicherzustellen. Unter diesen Voraussetzungen führte Eptifibatid zu einer geringeren Häufigkeit von Todesfällen und Herzinfarkten.
Ein weiterer Nutzen ergab sich bei Patienten, bei denen während der
Behandlung mit Eptifibatid eine perkutane Koronar-Revaskularisierung (PTCA, perkutane transluminale koronare Angioplastie) vorgenommen wurde. Der mit Eptifibatid erzielte Behandlungserfolg hielt über einen Zeitraum von 30 Tagen an.
In Westeuropa, wo die Entscheidung für perkutane koronare Eingriffe zur Behandlung akuter Koronarsyndrome auf den charakteristischen klinischen Merkmalen des Patienten basiert, ergab die Studie über einen Zeitraum von sechs Monaten eine Senkung der Behandlungskosten für Patienten, die Eptifibatid erhalten hatten, verglichen mit den Patienten der Kontrollgruppe; die Kosten für das bei der Untersuchung eingesetzte Medikament wurden nicht berücksichtigt.
-In Westeuropa zeichnete sich für Eptifibatid ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis ab, sagte Simoons. -PURSUIT hat gezeigt, daß wir mit diesem Wirkstoff die Patienten früher stabilisieren können und seltener invasive Verfahren anwenden müssen.
Günstiges Sicherheitsprofil
Das Sicherheitsprofil von Eptifibatid stellte sich günstig dar und stand im Einklang mit früheren Untersuchungen dieses Wirkstoffs. Bei Patienten, die sich einer Bypass-Operation unterzogen hatten, traten starke Blutungen in der Plazebogruppe mit einer Häufigkeit von 1,3% auf, bei den mit dem Arzneistoff behandelten Patienten hingegen mit einer Häufigkeit von 3,0%. Es konnte vor allem kein signifikanter Anstieg der Häufigkeit von Schlaganfällen oder Thrombozytopenien (ein potentiell ernster Blutplättchenmangel) festgestellt werden.
Plaque-Ruptur: Ursache der akuten Koronarsyndrome
Nach der Ruptur atherosklerotischer Plaques in den Koronararterien gelangt eine Vielzahl von Proteinen aus der Gefäßwand in den Blutkreislauf. An diese Gefäßwandproteine binden Thrombozyten und bilden eine Schutzschild zur Abdeckung der Durchbruchstelle. Chemische Mediatoren veranlassen die Thrombozyten zu einer Formänderung und der Exposition von Glykoprotein (GP)-IIb/IIIa-Rezeptoren an der Oberfläche. GP-IIb/IIIa bindet Fibrinogen aus dem zirkulierenden Blut. Fibrinogen führt zu einer Vernetzung der Thrombozyten, was zu einer Thrombusbildung führen kann.
Der Thrombus blockiert den Blutfluß durch die Arterie. Die Folge ist letztendlich eine mangelhafte Sauerstoffversorgung des Herzmuskels, selbst in Ruhestellung. Je nach Ausmaß der Blockade reichen die klinischen Manifestationen der Koronarthrombose von langanhaltenden starken Schmerzen im Brustbereich oder auch Unbehaglichkeitsgefühlen in der Ruhelage (instabile Angina pectoris) über begrenzte Schäden am Herzmuskel (Myokardinfarkt ohne ST-Segment-Erhöhung) bis hin zu weitreichenderen Schädigungen des Herzmuskels (akuter Myokardinfarkt) bis hin zu plötzlichem Tod. Dieses Spektrum unterschiedlicher Krankheitszustände wird unter der Bezeichnung -akute Koronarsyndrome zusammengefaßt. PURSUIT zeigte, daß Eptifibatid die wirksame Hemmung der Thrombozytenaggregation und arteriellen Thrombusbildung ermöglicht; dabei wurden pro 1000 behandelten Patienten 15 Myokardinfarkte bzw. Todesfälle verhindert.
Quellen
The PURSUIT Trial Investigators: Inhibition of platelet glycoprotein IIb/IIIa with eptifibatide in patients with acute coronary syndromes. N. Engl. J. Med 339, 80-85 (1998).
Pressemeldung des Herzzentrums Cardialysis in Rotterdam.
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