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- DAZ 35/1998
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Fachliteratur
Medizinische Mikrobiologie
Medizinische Mikrobiologie einmal ganz anders - das bietet dieses Buch. Wir sind es gewohnt, Mikroorganismen genau wie andere Lebewesen in das starre Schema einer Klassifikation zu pressen, ein Ansatz, der sicher unserem Ordnungsdenken entspricht, in vielen Fällen aber Schiffbruch erleiden muß. Ganz besonders im Reich der Viren, Bakterien, Pilze und der pathogenen Einzeller. Daher sind die Autoren einen ganz anderen Weg gegangen: vom Symptom, vom Krankheitsbild zum verursachenden Organismus.
Es werden zunächst die Grundlagen besprochen, die Möglichkeiten, die sich einem pathogenen Erreger bieten, um in einen Wirtsorganismus eindringen zu können, die Abwehrmechanismen, mit denen er sich auseinandersetzen muß, die verschiedenen Varianten zur Vermehrung und Verbreitung, also die Überlebensstrategien der Parasiten. Hat sich aber eine Infektion erst einmal etabliert, beginnt die Schädigung des Wirts; und die Auswirkungen der diversen Parasitosen auf die Organsysteme bilden nun mit fast 500 Seiten den Hauptteil des Buches. So findet man beispielsweise alle Erreger, die Schäden im Zentralnervensystem setzen, in einem Abschnitt versammelt, seien es bakterielle Meningitis-Erreger, Listerien, Polio- oder Tollwut-Viren oder eben Prionen. Auf diese Weise wird ein interessanter Vergleich, ja eine Art Differentialdiagnose möglich, die in ihrer Art wie gesagt sicher ungewohnt, für den Praktiker aber sicher von hohem Wert ist.
Die Ausstattung des Werks ist gediegen, zwar als Paperback, doch mit sorgfältiger Bindung. Durchgehend vierfarbige Abbildungen und viele Tabellen bereiten das Wissen in kompakter Form auf, Fotografien stellen typische Symptome oder charakteristische histologische Befunde dar. Das Buch stellt das Ergebnis einer enormen Fleißarbeit dar, bietet eine Fülle von Informationen und dürfte sich in
der Übersetzung auch im deutschen Sprachraum zu einem unentbehrlichen Werk entwickeln.
Übrigens: Wer sich die medizinische Mikrobiologie auf die klassische Art und Weise erarbeiten möchte, kann das mit diesem Buch durchaus tun, denn in einem tabellarischen Überblick - der für sich allein schon mehr als 50Seiten umfaßt - bieten die Autoren ein Gerüst mit den entsprechenden Seitenverweisen, das es erlaubt, auf den klassischen Pfaden der Taxonomie das Gebiet zu erschließen!
Dr. Günther Stoll, Filderstadt
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