Die Seite 3

Versteckte Knüller und Kracher


Der Deutsche Apothekertag 1998 ist vorbei. Hat er was gebracht und wenn ja, was? ABDA-Präsident Friese formulierte das Fazit in seinen Schlußworten so: Der Apothekertag habe wichtige Themen angesprochen und diskutiert, es sei zwar noch kein endgültiges Bild entstanden, aber ein Auftrag, die Themen weiter zu beraten und einer baldigen Lösung zuzuführen. Was wollte uns der Präsident damit sagen? Sprechen wir Klartext.
Der diesjährige Apothekertag drohte anfangs in Lethargie zu versinken. Ein durchschnittlicher A-cappella-Chor, der bei der Eröffnung mit dem mittlerweile zur Apothekertagshymne avancierten Song "Oh happy day" (mit dem gleichen Song wurde der Apothekertag 1995 eröffnet) langweilte, eine brave Präsidentenrede, die den Mehrwert der Apotheke für den Patienten überbringen sollte - und keine spritzig-hitzigen Politikerworte zur Begrüßung, denn dafür kam der Apothekertag in diesem Jahr zu spät bzw. zu früh.
Spannender wurde es erst am zweiten Tag, als ABDA-Sprecher Pieck kleine Bomben in seinem Bericht zündete. Er ließ wissen, daß der als Kettenapotheker bekannt gewordene Kollege Stange gegen ihn und die Bundesapothekerkammer Klage eingereicht habe und daß im Hintergrund ein Jurist daran arbeite, das Fremd- und Mehrbesitzverbot in Deutschland zu Fall zu bringen. Das waren "bad news" für die Berufsöffentlichkeit, die den ABDA-Sprecher auch selbst emotional berührten, zumal er davon unmittelbar betroffen ist. Herzblut mußte fließen.
Meinungsverschiedenheiten, versteckte Knüller und Kracher kamen in den Arbeitskreisen auf. Hier ging es beispielsweise um die freiverkäuflichen Arzneimittel: Soll sich die Apotheke um diese Produkte überhaupt noch bemühen? Soll man den Kampf mit Aldi und BP aktiv aufnehmen oder wirft man freiverkäufliche Arzneimittel am besten ganz aus der Apotheke hinaus? Können "Dummies" (leere Schaupackungen) in der Freiwahl helfen, die Kunden zum Kauf zu animieren oder zieht man sich auf die hehre Ethik zurück? Patentrezepte gibt es nicht.
Sprengstoff auch im Arbeitskreis, der die Arzneimittelversorgung des Krankenhauses diskutierte. Während, verkürzt gesagt, einige krankenhausversorgenden Offizinapotheker mit der fürs Krankenhaus bestimmten Ware - wenn auch illegal und dennoch ungestraft - einen schwunghaften Handel treiben, müßten sich Krankenhausapotheker, wenn sie das täten, sofort vor dem Kadi verantworten. Das schürt Mißgunst und Emotionen. Daß die Krankenhausapotheker "die Abschaffung der krankenhausversorgenden Apotheker" fordern, war die Konsequenz.
Bei soviel Emotionalem ging fast die Botschaft des Apothekertages an die Öffentlichkeit unter: Die Apotheke - Mehrwert für den Patienten!" (Einschub: Wo bleibt der gesunde Kunde, hat der keinen Mehrwert von der Apotheke?) "Wir, die Apothekerinnen und Apotheker, leisten etwas - das Bündel an Dienstleistungen muß ins Bewußtsein der Bürger, der Gesellschaft und der Politik gehoben werden", so die Präsidentenbotschaft. Wie wahr. Jetzt müssen den Worten Taten folgen. Und da helfen keine Apothekertag-Slogans - da sind Sie gefordert, täglich.
Lesen Sie mal rein in unseren Bericht vom Apothekertag!
Peter Ditzel

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