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Sanacorp besorgt über die Zukunft des Gesundheitswesens
Positiver Jahresabschluß der Sanacorp eG
Die Bilanz (Bilanzsumme 236,902 Millionen DM) weist auf der Aktivseite als wichtigsten Posten die Beteiligungen an der Pharmahandel AG in Höhe von 160,140 Millionen DM aus. Laut Brink sind bei den immateriellen Vermögensgegenständen ausschließlich die Optionen auf den Kauf von Anzag-Aktien bilanziert (13,731 Millionen DM). Auf der Passivseite steche der sehr hohe Eigenkapitalanteil hervor, der mit 211,257 Millionen DM 89,17 Prozent der Bilanzsumme ausmache.
Mieteinnahmen und Aktiengewinn
Die Sanacorp eG hat im abgelaufenen Geschäftsjahr Gewinne aus zwei Quellen bezogen. Zum einen 21,226 Millionen DM aus Mieteinnahmen, zum anderen 13,288 Millionen DM aus der Gewinnausschüttung der Sanacorp AG. Laut Brink ergeben sich Minderungen durch sonstige betriebliche Aufwendungen in Höhe von 15,941 Millionen DM. Dahinter befänden sich in erster Linie die von der Sanacorp eG gemieteten oder geleasten Niederlassungen, die an die Sanacorp AG weitervermietet würden.
Junge Mitglieder erwünscht
Am 30. Juni 1998 habe die Zahl der Genossenschaftsmitglieder 6392 betragen, sagte Brink. Im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt sei damit die Zahl der Mitglieder um 23 gesunken. Um dem Mitgliederrückgang entgegenzuwirken und einer Überalterung der Genossenschaft vorzubeugen, habe man im April dieses Jahres mit Erfolg ein Mitgliederwerbeprogramm gestartet, so Brink. Bis zum Juni 2000 möchte man die Zahl der Genossenschaftsmitglieder auf 6750 anheben.
Die Genossenschaft als Konzernmutter
Der Abschluß des Sanacorp-Genossenschaftskonzerns, in dem die Sanacorp AG den Löwenanteil ausmacht, schließt für das abgelaufene Geschäftsjahr 1997/98 mit einer Bilanzsumme von 862,602 Millionen DM. Auf der Aktivseite, so Brink, falle eine deutliche Ausweitung der Forderungen auf (354,542 Millionen DM; 1996/97: 286,905 Millionen DM). Man habe darauf verzichtet, aus bilanzpolitischen Gründen Forderungen in der Aktiengesellschaft zu verkaufen (Verzicht auf Factoring). Infolge der Öffnung der Gesellschaft zum Kapitalmarkt seien im Eigenkapital der Konzernbilanz auch Anteile anderer Gesellschafter (Vorzugsaktien) in Höhe von 70,413 Millionen DM enthalten. Im Sanacorp-Genossenschaftskonzern fiel das "Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit" mit 47,004 Millionen DM schwächer aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (50,689 Millionen DM). Der Jahresüberschuß des Sanacorp-Genossenschaftskonzerns stieg hingegen an, auf 31,322 Millionen DM gegenüber 27,942 Millionen DM im Vorjahr. Diese Erhöhung des Jahresüberschusses resultiere unter anderem auf der Tatsache, daß man die Anfangsverluste der zum Konzern gehörenden Sanalog Logistik GmbH erstmals im abgelaufenen Geschäftsjahr steuerlich nutzen haben könne, erklärte Brink.
Holdinglösung bevorzugt
Die Sanacorp eG hält 25 Prozent der Anzag-Aktien und hat bis zum 31. August 1999 eine Option auf weitere 25 Prozent. Um die Option ausüben zu können, benötigt die Sanacorp eG die Zustimmung des Bundeskartellamtes. "Das Bundeskartellamt beurteilt unseren Wunsch nach den Kriterien der Fusionskontrolle, eines schwierigen und komplexen Themas", sagte Brink. "Wir streben eine sogenannte Verbundstrategie mit der Anzag an", erklärte Brink, "die in eine Holdinglösung und eine intelligente 2-Marken-Strategie einmünden soll. Eine Fusion mit der Anzag wäre kartellrechtlich unzulässig".
Gespräche mit der Noweda erwünscht
Über die Schwestergenossenschaft Noweda äußerte sich Brink mit großer Zurückhaltung. Der Grund dafür liegt im Engagement der Noweda für die Anzag. "Die Noweda hat uns im November 1997 mitgeteilt", sagte Brink, "daß sie eine 25%ige Beteiligung an der Anzag hält". Zweimal habe man brieflich den Vorstand der Noweda um ein Gespräch zur künftigen Strategie gebeten. "Wir haben nach wie vor die Hoffnung, daß ein Gespräch zustande kommen wird", sagte Brink. Für die Sanacorp gelte das Grundprinzip, daß sich Genossenschaften untereinander keine Konkurrenz machen sollten. In der Sanacorp und in der Noweda sei ja das Kapital von Apothekerinnen und Apothekern eingesetzt, das im Falle der gegenseitigen Konkurrenz fehlgeleitet würde.
Unseliges Vorschaltgesetz
Laut Brink zielt das Vorschaltgesetz der neuen Bundesregierung, das zu Beginn des nächsten Jahres in Kraft treten soll, darauf ab, daß der Gesundheitsmarkt ein Wachstumsmarkt im Würgegriff staatlicher Reglementierung und Regulierungen bleibt. "Die sinkenden Margen werden sich sicherlich negativ auf das hochstehende Qualitätsniveau der heutigen Arzneimittelversorgung in Deutschland auswirken", sagte Brink. Als wesentliche Bestandteile des Gesetzesentwurfes nannte der Sanacorp-Chef die Neuregelung der Festbeträge zum 1. April 1999 sowie das Spartenbudget für die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen. "Beide Maßnahmen werden Umsatzeinbrüche in Höhe von 8 bis 10 Prozent nach sich ziehen", prophezeite Brink. Beispielsweise müsse eine Apotheke mit 2 Millionen DM Umsatz einen Umsatzrückgang um 160000 DM und einen Rohertragsrückgang von 48000 DM hinnehmen.
Polarisierung des GKV-Marktes
"Das Spartenbudget führt dazu, daß sich die Polarisierung des GKV-Marktes nun umfassend durchsetzt", sagte Brink. Zuwächse bei innovativen Arzneimitteln könne man dann nur mit preisgünstigen Generika kompensieren. "Das mittelpreisige Arzneimittelsortiment ist der Verlierer dieser Politik", warnte Brink. Dies werde entsprechende Folgen für die Ertragslage der Apotheken, des Pharmagroßhandels und der mittelständischen Arzneimittelhersteller haben. In diese Entwicklung passe auch die geplante Einführung einer Positivliste. "Sie hängt wie ein Damoklesschwert weiterhin über unserem Markt", sagte Brink. Die Sanacorp lehnt entschieden die Bonusregelungen ab, nach denen die Kassenärztlichen Vereinigungen Gelder erhalten sollen, wenn das Budget nicht ausgeschöpft wurde. "Auf diese unvertretbare Koppelung des eigenen finanziellen Vorteils der Kassenärztlichen Vereinigungen an die Einsparungen bei Arzneimitteln zu Lasten des Patienten haben wir schon letztes Jahr mit Nachdruck hingewiesen." Das Vertrauensverhältnis, so Brink, von Arzt und Patient werde unweigerlich Schaden nehmen.l
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