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Die Seite 3
Die Seite 3- Der Vorsprung
Schon mehr als fünf Jahre lang durchstreift der Begriff "Pharmaceutical Care" bzw. seine mittlerweile allgemein akzeptierte deutsche Übersetzung "Pharmazeutische Betreuung" die pharmazeutische Szene. Pharmazeutische Betreuung - das ist die Zukunft des Apothekerberufs, seine neue Aufgabe, ja sogar seine Existenzberechtigung, heißt es in Statements und Verlautbarungen zu diesem Thema. Es wurde bisher viel darüber geredet und geschrieben - und was hat sich getan?
Eine ganze Menge. Auf Kongressen und Veranstaltungen wurden bereits zahlreiche Vorträge, Seminare und Foren zu Themen der Pharmazeutischen Betreuung abgehalten. In Deutschland liefen und laufen zum Teil noch rund zwölf Studien, die die Machbarkeit des Pharmaceutical-Care-Konzeptes in der Praxis untersuchen. Die ABDA veranstaltete inzwischen drei Symposien zur Pharmazeutischen Betreuung, das letzte am vergangenen Wochenende in Berlin mit rund 500 Teilnehmern. Während sich die ersten Symposien noch eher mit dem theoretischen Hintergrund von Pharmaceutical Care befaßten, lag der Schwerpunkt in Berlin eindeutig auf der praktischen Umsetzung der Pharmazeutischen Betreuung in der Praxis. Der Anfang ist also gemacht.
Dennoch, es gibt noch viel zu tun. Ich habe den Eindruck, beim Thema der Pharmazeutischen Betreuung lassen sich Deutschlands Apothekerinnen und Apotheker in drei Gruppen einteilen: die Pioniere, die diesen Gedanken der Betreuung der Patienten in Sachen Arzneimitteltherapie von Anfang an oder zumindest recht bald begeistert aufnahmen und tatkräftig eingestiegen sind; dann diejenigen, die der Sache eigentlich positiv gegenüber stehen, aber noch nicht so recht wissen, was und wie sie es anfangen sollen; und diejenigen, die Pharmaceutical Care als neumodischen, amerikanischen Schnickschnack abtun und mit der herkömmlichen Beratung von Kunden verwechseln. Um die mittlere Gruppe zu aktivieren, wird es jetzt notwendig sein, konkrete Hilfestellung zu geben, z. B. in Form von Manualen und Handlungsanweisungen. Ein wichtiger Baustein dabei ist die Entwicklung von Softwareprogrammen, mit denen der Einstieg in Pharmaceutical Care wohl am einfachsten gelingen dürfte. Mit Hilfe der Datenbanken lassen sich Patientendateien, Medikationsdateien und -profile erstellen, Arzneimittelchecks durchführen und Arzneimittelprobleme leichter erkennen. Und das Wichtigste: die Betreuungsarbeit des Apothekers wird damit dokumentiert. Wie schnell sich Pharmaceutical Care auf breiter Ebene durchsetzen wird, dürfte also auch davon abhängen, wie schnell die Softwarehäuser die Zusatzmodule entwickelt haben.
Doch auch kritische Stimmen waren zu hören. Die Pharmazeutische Betreuung verlangt vom Apotheker mehr Zeit, mehr Einsatz, evtl. sogar mehr Personal und mehr Geld - und die Gesundheitspolitik nimmt ihm im kommenden Jahr rund 50 000 DM weg. Wie paßt das zusammen? Ist die Pharmazeutische Betreuung nur etwas für Idealisten?
Vielleicht sollte man realistisch rangehen. Die Arbeit des Apothekers von heute ist ihr Geld wert! Dieses Selbstbewußtsein sollten wir haben. Das Engagement in Sachen Pharmazeutischer Betreuung ist als Mehrwert anzusehen, als Investition in die Zukunft. In nicht allzu ferner Zeit müßte diese Leistung dann vergütet werden. Wer heute dabei ist, wird einen Vorsprung haben.
Peter Ditzel
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