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Arzneimittel und Therapie
Behandlungserfolge mit Proteasehemmern stimmen optimistisch
Das Ziel einer antiretroviralen Therapie ist nach wie vor die maximale Unterdrückung der Virusvermehrung. Im Idealfall werden dabei Werte unterhalb der Nachweisgrenze der momentan empfindlichsten Tests (<20 Kopien des viralen Erbmaterials pro ml Blut) erreicht. Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, daß die Virusbelastung im Blut zwar einen wertvoller Marker für den Krankheitsverlauf und die Therapie darstellt, daß aber der Hauptteil des Geschehens in den lymphatischen Organen stattfindet. Darüber hinaus gibt es im Körper privilegierte Areale. Genau in diese aber können nicht alle Medikamente in ausreichender Weise vordringen. Deshalb sollten in einer Kombinationstherapie immer Medikamente vertreten sein, die auch in den lymphatischen Organen, im Zentralnervensystem und im Reproduktionstrakt wirksam sind.
Gonorrhö und multiresistente HI-Viren
Trotz der Erfolge der Pharmakotherapie gibt die Tatsache, daß 1998 wieder vermehrt Fälle von Gonorrhö unter HIV-Positiven auftraten, Anlaß zur Sorge. Viele jüngere Patienten, die die Schrecken von AIDS nicht mehr unmittelbar miterlebt haben, sind für "Safer Sex" offenbar nur schwer zu motivieren. Um so wichtiger ist es, dieses Thema erneut in den Mittelpunkt der Präventionsbemühungen zu rücken. Besonders schwer wiegt in diesem Zusammenhang der Nachweis, daß multiresistente HI-Viren übertragen werden können. Infiziert man sich mit einem solchen Virus, hat man mit den heute verfügbaren Medikamenten praktisch keine Aussicht auf Erfolg. Mittlerweile weiß man, daß sich resistente Virusvarianten dadurch entwickeln können, daß Patienten mit der langjährigen Einnahme von Medikamenten schlicht überfordert sind: Tabletten werden vergessen oder die Dosis eigenmächtig reduziert. Die Förderung der Compliance ist daher eine gute Strategie, um die Entwicklung resistenter Virusvarianten zu verhindern.
Auch Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien profitieren
Aus den Studien und klinischen Erfahrungen der letzten Jahre ist erkennbar, daß auch Patienten mit einer fortgeschrittenen HIV-Infektion sehr stark von einer antiretroviralen Therapie profitieren. Potentiell noch größer ist der Nutzen bei frisch infizierten Patienten, die sofort nach der Diagnose eine intensive Therapie beginnen. Damit kann wahrscheinlich verhindert werden, daß der Teil des Immunsystems geschädigt wird, der HIV-infizierte Zellen erkennen und vernichten kann. Damit besteht zumindest die Hoffnung, daß bei solch früh behandelten Patienten das Immunsystem langfristig das HI-Virus ohne Hilfe von Medikamenten in Schach halten könnte.
Im Mittelpunkt - die Lebensqualität
Mit steigender Lebenserwartung der HIV-Infizierten wird der Aspekt der Lebensqualität immer mehr Gewicht bekommen. Neue Medikamente müssen nicht nur hochwirksam, sondern auch gut verträglich und einfach einzunehmen sein. Nachdem die Möglichkeit der Eradikation momentan nicht gegeben scheint, wird in Zukunft die Restauration des Immunsystems an Bedeutung gewinnen. Die Bemühungen um einen Impfstoff, die langsam erste Früchte tragen, werden vor allem für die Länder der dritten Welt von entscheidender Bedeutung sein. Diese profitieren momentan von den therapeutischen Fortschritten am wenigsten, da die erforderliche medizinische Infrastruktur nicht vorhanden ist. Deshalb werden in den Entwicklungsländern wie auch in der westlichen Welt auf absehbare Zeit Prävention und "Safer Sex" die wichtigsten Waffen im Kampf gegen HIV bleiben. Bei einer bestehenden HIV-Infektion kann heute durch eine antiretrovirale Kombinationstherapie der Ausbruch von AIDS verhindert und die Lebensqualität erhalten werden.
Quelle
Presseinformation der MSD Sharp & Dohme GmbH, München, zum Welt-AIDS-Tag.
daz
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