Arzneimittel und Therapie

Mit Sibutramin gegen Übergewicht

Übergewicht kann nur durch Umstellen der Ernährung, Änderung des Essverhaltens und durch viel körperliche Aktivität abgebaut werden. Nur in Fällen von massivem Übergewicht und krankhafter Adipositas mit einem Body-mass-Index von über 30 kg/m2 oder über 27 kg/m2, wenn adipositasassoziierte Krankheiten vorliegen, ist eine zusätzliche medikamentöse Therapie indiziert. Als medikamentöse Säule in der Behandlung der Adipositas eignet sich Sibutramin (Reductil(r)), da dieses Medikament ein Sättigungsgefühl induziert, den Grundumsatz erhöht und nebenwirkungsarm ist.


In Deutschland ist jeder zweite übergewichtig, jeder fünfte leidet an einer krankhaften Adipositas mit einem Body-mass-Index von über 30 kg/m2. Das sind heute in der Bundesrepublik rund 16 Millionen Bürger, und ihre Zahl wächst ständig.
In der nationalen Gesundheitsstudie (Deutsche Herz-Kreislauf-Präventionsstudie, VERA-Studie) wurde das Krankheitsrisiko adipöser Personen mit dem normalgewichtiger Personen verglichen.

Übergewicht erhöht Krankheitsrisiko


Übergewichtige haben im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen ein deutlich erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Diabetes mellitus, Angina pectoris, erhöhte Harnsäurewerte oder Bandscheibenschäden.
Unbehandelte oder unzureichend behandelte Hypertonie, Dyslipoproteinämie oder schlecht eingestellter Diabetes mellitus verkürzen die Lebensspanne deutlich. Noch weiter reduziert sie sich, wenn der Patient zusätzlich an Adipositas leidet. Nur wenn eine Gewichtsreduktion auf Dauer von rund zehn Prozent des Ausgangsgewichtes erreicht wird, ist der Einfluss der
Risikofaktoren "Begleiterkrankungen" spürbar abgeschwächt.

Begleiterkrankungen müssen auch nach der Gewichtsreduktion behandelt werden


Die noch laufende SOS-Studie (Swedish Obese Subjects Study) zeigte, dass eine durch chirurgischen Eingriff erzielte Gewichtsreduktion von 23% nach zwei Jahren die Risikofaktoren Diabetes, Hypertonie und Dyslipoproteinämie um das 32fache senkt. Nach sechs Jahren jedoch erreichte beispielsweise der Blutdruck wieder die erhöhten Ausgangswerte, obwohl die Gewichtsreduktion immer noch 19% betrug. Das bedeutet für die Praxis, dass neben der Gewichtsreduktion die Begleiterkrankungen weiterhin behandelt werden müssen.
Eine Gewichtsabnahme um zehn Kilogramm bedeutet eine Senkung der Gesamtmortalität um 20%, eine Senkung der diabetesassoziierten Mortalität um 30% und eine Senkung der adipositasassoziierten Karzinom-Todesfälle um 4%.

Wichtige Faktoren für Übergewicht: zu viele Kalorien und zu wenig Bewegung


Adipositas hat eine polygenetische Basis, an ihrer Entstehung sind aber überkalorische Ernährung und Bewegungsmangel maßgeblich beteiligt. Deshalb müssen alle Therapie-Empfehlungen zunächst auf die Änderung der Lebensweise zielen. Eine hohe Eigenmotivation der Patienten und ein individuell zugeschnittenes Therapiekonzept sind die Voraussetzung für einen Therapie-Erfolg. Unterstützt wird dieses Behandlungskonzept durch Sibutramin.

Induktion von Sättigungsgefühl und erhöhtem Grundumsatz


Sibutramin ist ein oral applizierbarer Serotonin- und Noradrenalin-Reuptake-Hemmer. Im Gegensatz zu Serotonin/Noradrenalin/Dopamin-freisetzenden Substanzen, wie den Appetitzüglern Fenfluramin und Dexfenfluramin, vermitteln die beiden aktiven Metaboliten von Sibutramin ihre Wirkung durch eine selektive Blockade der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptischen Nervenendigungen. Hieraus resultiert ein dualer Wirkungsmechanismus von Sibutramin: Induktion des Sättigungsgefühls und dadurch Abnahme der Kalorienzufuhr sowie gesteigerte Thermogenese und dadurch Anhebung des Grundumsatzes und des Kalorienverbrauchs.
Sibutramin begrenzt den im hypokalorischen Zustand abnehmenden Ruhe-Energieverbrauch gegenüber Plazebo um etwa 100 kcal/Tag, was die Basis für eine langfristige Aufrechterhaltung der erreichten Gewichtsreduktion sein könnte. Ferner konnte belegt werden, dass die Substanz in Verbindung mit einer Ernährungsumstellung die viszerale Fettmasse, den wichtigsten kardiovaskuläre Risikofaktor übergewichtiger Personen, effektiv und bevorzugt reduziert (um 19% innerhalb von sechs Monaten).

Nebenwirkung: leichter Blutdruckanstieg


Klinisch limitierende Nebeneffekte sind unter Sibutramin bisher nicht aufgetreten. Bei einem Teil der Patienten war unter Sibutramin erwartungsgemäß ein leichter Blutdruckanstieg von rund 2,5 mmHg und ein Anstieg der Herzfrequenz um vier bis fünf Schläge/Minute festzustellen. Kopfschmerzen und Mundtrockenheit treten selten auf. Sie sind leichter Natur und haben nie zu einem Therapieabbruch geführt.

Begleitprogramm ReducTeam


Die Knoll Deutschland GmbH vermarktet Reductil eingebunden in das Begleitprogramm ReducTeam. Es handelt sich dabei um ein Stufenprogramm, das Arzt und Apotheker auf ihre jeweiligen Bedürfnisse und auf die Bedürfnisse des Patienten zuschneiden können. Es besteht aus einer Ernährungs-CD-ROM mit Ernährungsplänen, einem Ernährungs-Trainingsseminar für Patienten sowie Intensiv-Seminaren für Ärzte und Apotheker ("Focus Adipositas" und "Adipositas-Praxis"), um diese zu schulen, ihrerseits Patienten-Seminare durchzuführen oder ihre Arztpraxis zu einer Adipositas-Schwerpunktpraxis auszurichten. Quelle
Thomas Schätzle, Ludwigshafen, Prof. Dr. Alfred Wirth, Bad Rothenfeld, Dr. Susanne Erhardt-Schmelzer, Göttingen, Dr. H. Michael Förster, Duisburg, Dr. Christine von Landenberg, Ludwigshafen. Symposium und Pressekonferenz "Sibutramin optimiert die Adipositas-Therapie", Berlin, 18. Februar 1999, veranstaltet von Knoll Deutschland GmbH.
Siegfried Hoc, Olching

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