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- DAZ 38/1999
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Die Seite 3
Wir brauchen eine Optimalversorgung für unsere Patienten, keine Maximalversorgung. Diese Forderung von Dr. Gerd Glaeske bringt es auf den Punkt: Wenn ein Patient in einem Kalenderjahr insgesamt 96 Dosieraerosole Alupent verordnet und von der Krankenkasse bezahlt bekommt, ohne dass es Arzt und Apotheker merken und womöglich kritisch hinterfragen, so steckt der Wurm im System. Ein anderer Patient mit einer ähnlich hohen Versorgungsmenge sprühte monatelang sein Schlafzimmer mit seinem Asthma-Spray aus - er hielt es für einen Raumspray. Natürlich sind das Einzelfälle, doch immerhin wurden sie in Westerland bei der Vorstellung der Hamburger Asthmastudie beispielhaft vorgetragen. Und mal ganz ehrlich: Kennt nicht jede/r von uns ein paar dieser bedauerlichen "Einzelfälle"?
Natürlich, wir haben es überall mit Menschen zu tun: In der Arztpraxis, in der Apotheke - und auch die Kunden sind Menschen mit vielerlei Unberechenbarkeiten. Doch mit dem Argument, Perfektion sei ohnehin nicht erreichbar, darf man sich nicht bequem zurücklehnen und alles so lassen, wie es ist. Die Hamburger Asthma-Studie hat gezeigt: Wenn Patienten intensiv pharmazeutisch betreut, hinsichtlich ihrer Krankheit geschult und die Anwendung ihres Arzneimittels immer wieder geübt wird, so lassen sich stolz vorzeigbare Erfolge aufweisen! Der Patient freut sich, ist subjektiv und objektiv gesünder, er lobt seine Apotheke rundum - was auch den Apotheker freut. Man könnte schlussfolgern, er sei "optimal" versorgt, der "Wurm im System" sei bekämpft.
Inwieweit die Menge der verordneten Arzneimittel sich verändert - darüber erlaubt die Studie jedoch keine Aussage. Auch nicht darüber, wieviel Zeit die betreuenden Apotheken aufgewandt haben, wie der betreuerische Aufwand multipliziert mit dem Stundenlohn eines Apothekers in Mark und Pfennig ausgesehen hat, wieviele Arztbesuche oder Krankschreibungen beim Patienten überflüssig geworden sind. "Das hat die Datenqualität nicht ermöglicht", hieß es in Westerland.
Bei allem Respekt vor den Ergebnissen, die sich sehen lassen können: Der rechte Jubel will da noch nicht aufkommen. Gesundheitspolitisch ist die Hamburger Studie zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Doch hätte bei der jahrelangen Vorplanung (es wurde schließlich nichts übers Knie gebrochen) und dem hohen Kostenaufwand (es ist von mindestens 600000 DM die Rede) nicht unbedingt auch der wirtschaftlichen Seite der pharmazeutischen Betreuung ein adäquater Studienteil gewidmet sein müssen? Das jetzt vorliegende Ergebnis bauchpinselt zwar uns Apotheker und mag dem einen oder anderen der Studienleiter wissenschaftliche Lorbeeren einbringen - "verkaufen" können wir es jedoch noch niemandem.
Haben wir Apotheker da ein "unverkäufliches Muster" produziert und finanziert? In gewissem Sinne stimmt der Vergleich: Patienten, Ärzte und Kassen freuen sich, weil das Angebot sie nichts kostet. Für uns Apotheker ist es Werbung, und die muss nun mal bezahlt werden. Doch wünschen wir uns nicht alle, in naher Zukunft unser "Produkt", die pharmazeutische Betreuung, auch verkaufen zu können? Womöglich nicht nur mit ideellem, sondern auch mit finanziellem Gewinn? Wenn ja, sollten alle Beteiligten bei der nächsten Studie die Ziele des Berufsstands noch genauer abstecken! Wir dürfen auf das angekündigte Folgeprojekt der ABDA gespannt sein.
Reinhild Berger
Unverkäuflich?
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