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Arzneimittel und Therapie
Raloxifen: Knochendichte wird erhöht
Die Ergebnisse stammen aus der MORE-Studie (Multiple Outcomes of Raloxifene Evaluation), einer multinationalen randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudie, die 7705 Frauen mit postmenopausaler Osteoporose einschloss. Primäres Ziel der noch laufenden Studie war es, die Wirksamkeit von Raloxifen (Evista®) auf das Wirbelfrakturrisiko und die Knochendichte zu beurteilen. Die Studienteilnehmerinnen waren im Durchschnitt 67 Jahre alt und erhielten täglich Raloxifen (in den Dosierungen 60 mg bzw. 120 mg) oder Plazebo. Die Verumgruppe schloss doppelt so viele Patientinnen ein wie die Plazebogruppe. Anders als bei vorangegangenen Osteoporosestudien erhielten alle teilnehmenden Frauen unterstützend Calcium und Vitamin D. Frauen mit der am raschesten progredienten Osteoporose, d.h. mehr als zwei neuen Wirbelkörperfrakturen oder wenn der jährliche Knochendichteverlust vorgegebene Grenzwerte überschritt, wurden aus ethischen Gründen aus der Studie herausgenommen und mit einer offenen Standardtherapie weiter behandelt.
Überzeugende Dreijahres-Ergebnisse
Drei Jahre nach Studienbeginn wurde die Effizienz der Raloxifen-Therapie bei postmenopausaler Osteoporose bestätigt: Die Knochendichte von Wirbelsäule und Hüfte wurde im Vergleich zur Plazebogruppe um etwa drei Prozent erhöht. Damit übereinstimmend konnte anhand biochemischer Marker gezeigt werden, dass Raloxifen den Knochen-Turnover auf ein prämenopausales Niveau senkt. Unter 60 mg Raloxifen sank das relative Risiko der ersten Wirbelkörperfraktur im Vergleich zu Plazebo auf 0,5, d.h. die Frakturrate bei Frauen mit Osteoporose ohne vorangegangene Frakturen wurde um 50 Prozent reduziert. Das relative Risiko der ersten Wirbelkörperfraktur bei osteoporotischen Frauen betrug unter 60 mg Raloxifen 0,45, das bedeutet eine Reduktion gegenüber der Kontrollgruppe um 55 Prozent. Bei Frauen mit vorbestehenden Wirbelfrakturen wurde die Rate weiterer Frakturen um 30 Prozent gesenkt. Die Rate nicht-vertebraler Frakturen ist in der untersuchten Studienpopulation bislang zu niedrig, um statistisch relevante Aussagen treffen zu können.
Eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Präparatewirksamkeit im Hinblick auf Frakturprävention ist die NNT (Number needed to treat, d.h. die Anzahl zu behandelnder Patientinnen, um eine Fraktur zu verhindern). Die NNT für Raloxifen beträgt 46 für Patientinnen ohne bzw. nur 16 für Patientinnen mit vorbestehenden Wirbelfrakturen. Dieses Ergebnis ist vergleichbar mit der Wirksamkeit anderer potenter Antiresorptiva, zum Beispiel den Bisphosphonaten.
Gute Verträglichkeit
Im Allgemeinen wurde Raloxifen von den Patientinnen gut vertragen. Das Risiko venöser Thromboembolien unter Raloxifen ist vergleichbar mit dem einer Östrogen- oder Tamoxifen-Therapie. Im Auftreten von Vaginalblutungen und Brustschmerzen zeigte sich kein Unterschied zur Plazebogruppe. Bei der Inzidenz des Mammakarzinoms ergab sich nach einer 40-monatigen Behandlungszeit mit Raloxifen eine Reduktion um 76Prozent im Vergleich zur Plazebogruppe.
Das günstige Verträglichkeitsprofil, die Einmaldosierung sowie der unkomplizierte Einnahmemodus von Raloxifen (Raloxifen kann zu jeder Tageszeit und unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werten) sind wesentliche Faktoren zur Stärkung der Compliance als Voraussetzung eines langfristigen Knochenschutzes nach den Wechseljahren.
Die Zulassung zur Therapie der Osteoporose wurde für Europa und die Vereinigten Staaten bereits beantragt. Die FDA hat nach Erhalt der 3-Jahres-Daten ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für die Osteoporosetherapie mit Raloxifen eingeleitet.
Quelle: J. Am. Med. Assoc. 282, 637-645 (1999).
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